Weh tau
Es habe weh getan, als man sehen musste, wie aufdringlich in Vorarlberg die Blauen und die Grünen in die Landesregierung drängen. Das hat der unvermeidliche Peter Filzmaier erklärt.
Aus freien Stücken hat kein Bundesland in Österreich bisher die Freiheitlichen in eine Landesregierung geholt. Man will verhindern, dass HC Strache mit seiner unerträglichen Politik als stiller Gast ständig am Verhandlungstisch sitzt. Eine schwarz-blaue Koalition würde seiner europafeindlichen Politik enormen Auftrieb geben. Kein moderner Politiker will ihn aber hoffähig machen. Das gilt hoffentlich auch für uns. Denn eines ist klar: 76,58 Prozent haben in Vorarlberg nicht blau gewählt. Aber alle Vorarlberger kämen in Geiselhaft und müssten sich an jeder Ecke rechtfertigen, warum ausgerechnet unsere Landesregierung eine Filiale der Firma „Strache & Co“ geworden ist. Es geht nicht mehr um ein paar Kilometer Straße. Es geht um das Ansehen eines ganzen Landes.
In der blauen Parteizentrale liegen indessen die Nerven blank. Sie füttert alle Foren im Internet mit eindeutigen Parolen für Schwarz-Blau. Filzmaier hat recht. Das tut weh.
„Weh tau“ hat auch die Plattheit einer Aussendung des Landesobmannes des Ringes freiheitlicher Wirtschaftstreibender namens Edi Fischer. Nun liegt er in den Nachwehen der Landtagswahl und schreibt: „Vorarlbergs Wirtschaft braucht in Sachen Ausbau der Infrastruktur Klarheit und Umsetzungswille.“ Im Sinne der Wirtschaft und aller Arbeitnehmer dürfe der Infrastruktur-Ausbau kein Thema in den Koalitionsverhandlungen sein.
Wirklich gemeint hat er, man dürfe nur mit den Blauen, nicht mit den Grünen über eine neue Landesregierung verhandeln. Komisch! Als Edi Fischers blauer Bundesparteichef erklärte, der Euro sei gescheitert, die gemeinsame Währung habe Österreich eine veritable Wachstumskrise beschert, da hat der Landesobmann des Ringes freiheitlicher Wirtschaftstreibender auffallend geschwiegen. Sechzig Prozent der Vorarlberger Wirtschaftsleistung gehen in die EU, allein 29 Prozent an unsere deutschen Nachbarn.
Auch Edi Fischer müsste doch wissen, dass der von der FPÖ geforderte Euro-Austritt der Vorarlberger Wirtschaft das Genick brechen würde. Als sich der blaue Europa-Abgeordnete Vilimsky, der mithilfe der Vorarlberger Blauen gewählt wurde, mit den europafeindlichen rechtspopulistischen Abgeordneten zusammentat, die Europäische Union verhöhnte und damit auch den Wirtschaftsstandort Vorarlberg gefährdete, da hat Edi Fischer kein einziges Wort gefunden. Da wäre eine blaue Aussendung gefragt gewesen. Aber damals sind alle sogenannten FPÖ-Wirtschaftsexperten untergetaucht. Nun wissen wir es: Es gibt eben auch blaue Zwerge.
arnulf.haefele@vorarlbergernachrichten.at
Arnulf Häfele ist Historiker und Jurist. Er ist langjähriges
Mitglied des Vorarlberger Landtags gewesen.
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