Innenstadt von Bludenz über Umwege barrierefrei

Vorarlberg / 16.07.2015 • 19:37 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Nach dem Klostermarkt im September werden in der Rathausgasse neue, größere Pflastersteine verlegt.  Foto: Stadt Bludenz
Nach dem Klostermarkt im September werden in der Rathausgasse neue, größere Pflastersteine verlegt. Foto: Stadt Bludenz

Rathausgasse ab Herbst barrierefrei, Entscheidungsweg dorthin war holprig.

Bludenz. (VN-sas) Aufgrund intensiver Bemühungen eines Mitarbeiters des Amts der Stadt Bludenz, der im Rollstuhl sitzt, ist die Diskussion um eine barrierefreie Innenstadt erneut aufgeflammt.

Ausflüge in die Innenstadt sind für den schwer gehandicapten Christoph Dobler (29) kaum möglich, weil schmerzhaft, und das trotz eines gefederten Elektrorollstuhls der neuesten Generation. „Die Vibrationen und Stöße können bei Personen mit zerebraler Lähmung, aber auch bei Paraplegikern und Tetraplegikern massive Spasmen, also unkontrollierbare Bewegungen, und starke Schmerzen auslösen.“ Elektrorollstuhlfahrer, die ihr Gefährt mit wenig Muskelkraft mit einem Joystick vorwärtsbewegen, können durch die Vibrationen die Kontrolle über den Stick verlieren. „Auch sehbehinderte und blinde Menschen können mit ihrem Blindenstock in den tiefen Fugen stecken bleiben. Die Fahrt über Kopfsteinpflaster ist nicht nur mühsam für Rollstuhlfahrer, sondern auch zeit- und kräfteraubend.“

Für die kürzlich neu gestaltete Oberfläche in der Mühlgasse findet Dobler kritische Worte: „Dort wurden dieselben Pflastersteine verlegt wie zuvor. Im neuen Zustand ist zwar eine unwesentliche Verbesserung spürbar, in wenigen Jahren ist das aber bereits vorbei.“

Anlass zu Hoffnung geben nun die im September anstehenden Bauarbeiten in der Rathausgasse: Einstimmig wurde jüngst in der Stadtvertretungssitzung darüber entschieden, die Oberflächengestaltung dort mit größeren Pflastersteinen auszuführen. „Die Steine, die in der Herrengasse verlegt sind, werden auch in der Rathausgasse verwendet. Aber nicht in Beton, sondern in Sand verlegt“, informiert Bürgermeister Mandi Katzenmayer.

Plus 90.000 Euro

Durch die größeren Flächen der Steine soll der Fahrkomfort für Rollstuhlfahrer verbessert werden. Mehrkosten von bis zu 90.000 Euro fallen an. „Aber auf Dauer ist das die beste Lösung“, gibt sich nun auch der Bürgermeister von der teureren Variante überzeugt. Aktuell wird auch ein „rollfähiger Mittelstreifen“ in der Kirch- sowie in der Sturnengasse geprüft.

Die Barrierefreiheit der Innenstadt wäre laut Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz gesetzlich verpflichtend. „Mir ist das wirklich ein Anliegen – nicht nur für mich, sondern auch für die Lebensqualität von allen Personen, die Probleme haben, sich auf Kopfsteinpflaster zu bewegen. Ich hoffe auf eine gute Lösung für alle Bludenzer. Schließlich handelt es sich um ein Vorhaben, das die nächsten 30 bis 40 Jahre Bestand haben sollte“, sagt Dobler. „Aber ich würde mir wünschen, dass es das Gleichstellungsgesetz gar nicht brauchen würde – das sollte in meinen Augen eine Selbstverständlichkeit sein.“

Die Fahrt über Pflastersteine ist zeit- und kraftraubend.

Christoph Dobler