Obdachlos, Waffennarr und fremdenfeindlich

Vorarlberg / 03.09.2015 • 22:53 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der beim Verdächtigen sichergestellte Aluminiumlauf. Foto: Polizei
Der beim Verdächtigen sichergestellte Aluminiumlauf. Foto: Polizei

27-jähriger Randalierer von Bregenz festgenommen und inhaftiert.

Bregenz. Er hielt nicht nur die Bewohner der Asylunterkunft im Sandgrubenweg in Atem, sondern auch die Polizei: Jener 27-jährige Mann, der Dienstagabend kurz vor 20.30 Uhr in das Flüchtlingsheim eindrang, dort mit einem Feuerlöscher das Stiegenhaus verwüstete und die Bewohner mit ausländerfeindlichen Beschimpfungen anbrüllte (die VN berichteten).

DOWAS-Klient

Als die Polizei eintraf, war der Wüterich verschwunden. Doch noch in derselben Nacht sollte sich herausstellen, dass es sich bei dem Randalierer um keinen Unbekannten handelte. Denn um zwei Uhr wurden die Bregenzer Sicherheitsbehörden zu einem weiteren Vorfall gerufen, diesmal zur DOWAS-Zweigstelle in die Quellenstraße. Dort habe ein Mann angeblich aus einem Fenster in Richtung von Fußgängern geschossen, hieß es. Auf jeden Fall sei ein lauter Knall zu hören gewesen.

Zur Zieladresse der angerückten Exekutive wurde die Obdachlosenunterkunft in der Quellenstraße, bestätigte Polizeisprecher Horst Spitzhofer den VN. Dort wurde der Gesuchte von den Beamten in seinem Zimmer angetroffen. Wie sich schnell herausstellte, handelte es sich bei dem Mann um denselben Unruhestifter, der Stunden zuvor das Asylquartier heimgesucht hatte.

„Um seiner Festnahme zu entgehen, versuchte er, die Flucht zu ergreifen“, schildert Spitzhofer, „durch seine heftige Gegenwehr erlitt einer der Beamten der Polizeiinspektion Bregenz Prellungen.“

Munition im Zimmer

Schließlich klickten die Handschellen. Bei der näheren Untersuchung der Unterkunft des 27-Jährigen stießen die Polizisten auf ein kleines Munitionsarsenal.

So stellten sie unter anderem mehrere Patronen in unterschiedlichen Kalibern und einen selbstgebastelten Lauf sicher. Und das, obwohl gegen den amtsbekannten Verdächtigen bereits ein aufrechtes Waffenverbot besteht: „Wegen mehrerer früherer Vorfälle“, bestätigt Spitzhofer.

Die sichergestellten Gegenstände werden einer kriminaltechnischen Untersuchung zugeführt. Ob der Mann den Knall mit einer Platzpatrone oder mit etwas anderem verursacht hatte, ist noch Gegenstand der Ermittlungen.

Als Motiv für seine Randale gab der Verhaftete Fremdenhass an. Er wird wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt, schwerer Körperverletzung, Sachbeschädigung und Vergehen nach dem Waffengesetz angezeigt. Ebenso wurde über ihn die Untersuchungshaft in der Justizanstalt Feldkirch verhängt.

Die DOWAS-Geschäftsstelle in Bregenz bestätigte gegenüber den VN, dass es sich bei dem Betreffenden um einen Bewohner ihrer Obdachlosenunterkunft handelt. Wie er zu dem Munitionsdepot gekommen war, ist allerdings ein Rätsel. „Er muss es unbemerkt eingeschmuggelt haben“, hieß es vonseiten der Leitung. Schließlich würden die Unterkünfte der betreuten Personen regelmäßig kontrolliert.

VN-Bericht vom 3. September 2015.
VN-Bericht vom 3. September 2015.
Daniel Zadra (Grüne).  Foto: VN/HB
Daniel Zadra (Grüne). Foto: VN/HB

Reaktion.

Grüne: „Verbindungen zur rechtsradikalen Szene sind zu untersuchen“

Der Verdacht, dass es sich beim Vorfall am Sandgrubenweg um einen gezielten und fremdenfeindlichen Akt gegen Flüchtlinge handelt, habe sich bestätigt, schreibt der grüne Asylsprecher Daniel Zadra als Reaktion auf das am gestrigen Donnerstag bekannt gewordene Geständnis des 27-jährigen Mannes. „Glück, dass nichts Schlimmeres geschehen ist. Nach dem schnellen Ermittlungserfolg ist die Polizei nun angehalten, den Vorfall lückenlos aufzuklären und mögliche Verbindungen zur rechtsradikalen Szene zu untersuchen“, reagiert Zadra.

„Wir Grüne bekräftigen mit aller Klarheit: Gewalt, Hetze und Hass haben hier nichts verloren. Akte des Fremdenhasses sind aufs Schärfste zu verurteilen. Wir danken allen engagierten Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern, die sich vorbildlich für Menschen auf der Flucht engagieren und rufen dazu auf, uns durch solche Einzelaktionen nicht beirren zu lassen“, schließt Zadra.

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