Musiktipps. Von Fritz Jurmann

Kultur / 15.04.2019 • 18:54 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Musiktipps. Von Fritz Jurmann

KÜNSTLER Lang Lang, Klavier

ALBUM Piano Book

PRODUKTION DG De Luxe Edition (2 CDs)

Wohl jeder Bewunderer von Lang Lang (36), dem weltweit bekanntesten Pianisten der jüngeren Generation, kennt diese Anekdote: Der damals Zweijährige sah im TV einen Zeichentrickfilm mit Tom und Jerry, bei dem die Katze Tom die zweite Ungarische Rhapsodie von Liszt am Klavier spielte – in einem Höllentempo. Ein Jahr später war Lang Lang Student seiner Heimatstadt Shenyang, seit 20 Jahren ist er ein Meister inmitten der frequenten pianistischen Sensationen. Zuletzt hatte er sich beim Üben überanstrengt, nun ist er wieder zurück und griff für sein „Piano Book“ auf Stücke zurück, die ihn schon als Kind bewegten: die „Träumerei“ von Schumann, „Für Elise“ von Beethoven, „Claire de lune“ von Debussy, heute zu belanglosen Zugaben degradiert. Lang Lang belebt sie neu, ergründet ihren wahren Gehalt, gibt ihnen Gewicht und Profil und macht sie zu dem, was sie einmal waren: fein perlende, brillante kleine Kunstwerke.

KÜNSTLER Filippo Gorini, Klavier

ALBUM Beethoven Diabelli-Variationen

PRODUKTION ALPHA CLASSICS

Einer, der Lang Lang auf besondere Art am Klavier nacheifert, ist der junge italienische Pianist Filippo Gorini. Er hat sich für seine Debüt-CD nichts Geringeres vorgenommen als Beethovens Diabelli-Variationen, einen Klavier-Kosmos, der eruptive Kraft und Klarheit einfordert, Farbmächtigkeit im Klang und ein emotionales Spektrum von größter Flexibilität und Wandlungsfähigkeit. Gorini besitzt all dies in bestechendem Maße. Immerhin stand ihm Klavierlegende Alfred Brendel als Mentor dabei zur Seite, auch hat er bereits den ersten Preis beim Bonner Beethoven-Wettbewerb in der Tasche und mit seinen gerade 24 Jahren auch die großen Konzertsäle Deutschlands, in London und Moskau erfolgreich abgeklappert. Bei seinem Schubertiade-Debüt wird er mit Schuberts letzter Klaviersonate B-Dur ein anderes Monument der einschlägigen Klavierliteratur vorführen. Konzert: 29. April, ­
20 Uhr, Hohenems, Markus-Sittikus-Saal

KÜNSTLER Anna Lucia Richter, Sopran

ALBUM „Heimweh“ – Schubert-Lieder

PRODUKTION PENTATONE

Zart schimmert ihre Stimme, fein geführt, vibratoarm, oft am Rande der Zerbrechlichkeit, in blasser Schönheit erstarrt. So hat man die Kölner Sopranistin Anna Lucia Richter (29) von ihren bisher drei Konzerten bei der Schubertiade im Gedächtnis – ein Eindruck, der so gar nicht ins gewohnte Bild der Schubert-Interpreten bei diesem Festival zu passen schien. Nun, losgelöst vom optischen Eindruck, wirkt Richters Gesang auf dieser CD wie verwandelt, viel freier, wunderbar getragen von Gerold Huber am Klavier. Und so gelöst geht sie auch mit der Popularität von Schuberts „Heimweh-Liedern“ um. Die „Mignon-Gesänge“ etwa, das berühmte „Ave Maria“, die gefürchtete Ballade vom „Zwerg“, das schauerliche „Totengräbers Heimwehe“ und das jubelnde „Der Hirt auf dem Felsen“ mit Matthias Schorn, Klarinette, sind Zeugnisse gereiften, ausdrucksstarken Liedgesanges. Konzert: 4. Mai, 16 Uhr, Hohenems, Markus-Sittikus-Saal

KÜNSTLER Khatia Buniatishvili,Klavier

ALBUM Schubert

PRODUKTION SONY Classical

Die wundersame Wandlung einer großen Künstlerin, erlebt am Beispiel ihrer Schubertiade-Konzerte. Seit ihrem Debüt 2011 hat sich die attraktive Georgierin Khatia Buniatishvili (31) in fast jährlichen Konzerten zunächst vor allem durch ihre Eigenwilligkeit profiliert, mit der sie etwa Beethoven interpretierte. Später tastete sie sich mit Klavier-Artistik wie Liszts „Mephisto-Walzer“ oder Ravels „La Valse“ an die Grenzen technischer Spielbarkeit solcher Stücke heran und trieb damit ihr Publikum zur Raserei. Ihre neueste Einspielung belegt, dass die Künstlerin mittlerweile zu einer klugen Schubert-Interpretin im Geist des Komponisten gereift ist. Allein ihr vorsichtiges Vortasten zur letzten B-Dur-Sonate, die sie auch beim Konzert in Hohenems spielen wird, beweist ihre künstlerische Größe, die fadenscheinige Virtuosität nicht mehr notwendig hat. Konzert: 15. Mai, 20 Uhr, Ho­henems, Markus-Sittikus-Saal

Musiktipps. Von Fritz Jurmann
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