„Euro-Zerfall wäre Ende der EU“

Unternehmer Michael Tojner plädiert für ein stärkeres Europa.
Bregenz Michael Tojner sagt von sich, er sei Unternehmer „seit er denken kann“. Der gebürtige Oberösterreicher ist eine Ausnahmeerscheinung in der österreichischen Unternehmerlandschaft. Und das, weil sich der Doppeldoktor längst nicht auf seine unternehmerischen Aktivitäten beschränkt, sondern seit 15 Jahren auch an der Wirtschaftsuniversität als externer Lektor tätig ist und außerdem gerne, zusammen mit dem Vorarlberger IV-Präsidenten Martin Ohneberg, zu wirtschaftspolitischen Themen Stellung nimmt, die nicht allen genehm sind. Das kommentiert der Selfmademan trocken: „Ich bin niemandem was schuldig, ich brauche keine Aufträge vom Staat.“
„Alle profitieren vom Euro“
Beim Wirtschaftsforum widmete sich Tojner einem so wichtigen wie sperrigen Thema, nämlich der „Bedeutung einer funktionierenden Währung und der Zukunft der Eurozone“. Der Euro habe große Vorteile, „alle haben profitiert“, doch man habe das Thema nicht zu Ende gedacht. „Europa hat nicht die notwendigen Instrumente geschaffen“, um die Währung stabil zu machen. Es gebe zwar die Maastricht-Kriterien, doch wenn sich niemand daran gebunden fühle und nicht die nötige Sensibilität dafür aufbringe, seien diese wirkungslos. Es brauche ein einheitliches Pensions- und Steuersystem, damit die Union funktioniere, derzeit sei es aber so, dass in vielen Bereichen 27 konkurrierende Nationalstaaten aufeinandertreffen, deren Interessen auseinanderdriften. „Wir brauchen einen stärkeren Zentralstaat, das fordert natürlich viel Courage, wenn die notwendigen Reformen greifen sollen. Ein Zerfall der gemeinsamen Währung“, warnt Tojner, „wäre auch das Ende der europäischen Idee“. Deshalb müsse man die Strukturreformen vorantreiben, „denn eine Währungsumstellung wollen wir nicht haben“, das wäre eine Katastrophe für alle.
„Programm abarbeiten“
Reformen erwartet sich Tojner nicht nur im Euro-Land, sondern auch von einer künftigen Regierung in Österreich. „Ich hoffe, dass die junge Dynamik einen Effekt hat und die Staatsquote tatsächlich gesenkt wird.“ Es gehe um Verzicht, um Einschnitte, die auch schmerzhaft sein können, aber notwendig seien. Wie das gehen könnte, habe der ehemalige Rechnungshofpräsident Josef Moser ja schon ausgerechnet, „jetzt muss das Programm abgearbeitet werden“, sagt Tojner. Wichtig ist ihm auch ein klares Bekenntnis der neuen Regierung zu Europa.
„Soziale Verantwortung“
An der politischen Umsetzung sollten sich mehr Unternehmer einbringen. Für ihn sei es selbstverständlich, dem Staat etwas zurückzugeben, ihm schwebt ein Schweizer Modell vor, wo deutlich mehr Unternehmer freiwillig und ohne Salär im Parlament sitzen. Er habe zu Hause gelernt, soziale Verantwortung zu tragen und mitzugestalten. In diesen Bereich fällt vielleicht auch Tojners Eintreten für eine Erbschaftssteuer nach deutschem und Schweizer Muster. Das mache aber auch volkswirtschaftlich Sinn, so Tojner, denn die Erbschaftssteuer in den Nachbarländern trifft nur jene, die nicht ins Unternehmen investieren. Wer Arbeitsplätze schafft und Geld in die Firma steckt, wird nämlich von der Steuer befreit. Unternehmerisch machte Tojner zuletzt mit einem sehr erfolgreichen Börsengang seiner Firma Varta von sich reden.
Zur Person
Michael Tojner
CEO Montana Tech Components AG
Geboren 31. März 1966 in Steyr
Ausbildung Betriebswirtschaftslehre (WU Wien) und Jura (Uni Wien)
Laufbahn Erste eigene Firma während des Studiums, zahlreiche weitere Gründungen und Übernahmen
Video
Die Zukunft der Eurozone
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