Bub rettet seinem Vater das Leben

Ein Zehnjähriger handelt in einer
Notsituation wie
ein Großer.
Buch Gestern war Martin Fink (48) mit seiner fußballbegeisterten Tochter Katharina (7) auf dem Fußballplatz. Heute begleitet er seinen Sohn Florian (11) zum Eishockeytraining. Der Vater bedeutet den Kindern viel. „Nicht jeder hat einen Papa“, schaut Florian seinen Vater nicht mehr als selbstverständlich an. Spätestens seit dem 31. Juli 2016 weiß der Bub, dass geliebten Menschen jederzeit etwas zustoßen kann. Damals stand das Leben seines Vaters auf dem Spiel. Ohne das beherzte Eingreifen seines Sohnes wäre Martin Fink vermutlich heute nicht mehr am Leben. Der besagte Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. „Mama war bei der Arbeit. Katharina und ich haben mit Papa zusammen bei der Oma gefrühstückt“, erzählt Florian. Danach legt sich der Anästhesiefachpfleger in seinem Haus schlafen, da er erst vom Nachtdienst heimgekommen ist. Die Kinder bleiben derweil bei der Mutter ihres Vaters. Als der Papa nicht wie ausgemacht zum Mittagessen bei der Oma erscheint, wird Florian unruhig. „Zunächst dachte ich, dass er noch schläft.“ Als die Zeiger der Uhr auf 15 Uhr zugehen, ist der Bub aber so beunruhigt, dass er seinen Vater anruft.
„Papa lässt das Handy immer eingeschaltet.“ Aber dieses Mal geht er nicht ran. Jetzt ist der Bub in echter Sorge. Er geht nach Hause und klingelt an der Haustür. Aber niemand öffnet. Er rennt zurück zur Oma und holt sich einen Schlüssel. Als der damals Zehnjährige das Haus betritt, hört er aus dem Büro ein Stöhnen. „Da dachte ich mir, es ist irgendetwas falsch.“ Im Büro liegt sein Vater hilflos und mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Der Anblick schockt den Buben. Dennoch behält er einen kühlen Kopf und weiß, was zu tun ist. Zuerst deckt er seinen Vater zu. Dann ruft er mit seinem Handy die Großmutter an, die sofort herbeieilt. Gemeinsam beschließen sie, die Rettung zu rufen. Das Kind kennt die Notrufnummer auswendig, weil es einen Monat zuvor dem Jugendrotkreuz beigetreten ist.
Es schildert dem Mitarbeiter der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle, dass sein Vater sehr starke Kopfschmerzen hat und wo er zu Hause ist. Der RFL-Mann erkennt anhand der Schilderungen des Buben, dass es etwas sehr Ernstes ist. Er alarmiert die First-Responder-Gruppe und den Rettungshubschrauber. Als dieser in Buch eintrifft, hilft Florian mit, ihn einzuweisen. In der Innsbrucker Klinik stellen die Ärzte fest, dass im Kopf von Martin ein Aneurysma geplatzt ist und es deshalb zu einer Blutung gekommen ist. Die erste OP misslingt, weil die Ärzte die Blutungsquelle nicht finden. Erst beim zweiten Versuch werden sie dank eines Spezialkatheters fündig. Sie können die Blutung stoppen und so das Leben des zweifachen Vaters retten.
Dem Tod knapp entronnen
„Es wird Zeit, eine Kerze anzuzünden.“ Diese Worte des Neurochirurgen wird Martin niemals mehr vergessen. Denn sie verdeutlichen ihm, wie knapp er dem Tod entronnen ist. „50 Prozent der Menschen, denen dasselbe wie mir passiert, schaffen es nicht lebend ins Spital. Und jene, die überleben, werden oft zu Pflegefällen“, ist Martin überglücklich, dass er sich zu jenen fünf Prozent zählen kann, die ohne Folgeschäden überleben. In der Wallfahrtskirche in Bildstein zündeten Martin und seine Frau Sandra (39) zusammen eine Kerze an. „Ich bin so froh, dass der Herrgott mir den Mann nicht genommen hat“, ist Sandra noch heute voller Dankbarkeit. Auch Florian ist froh, dass sein Papa noch da ist. Wer würde ihn sonst zum Eishockeymatch begleiten oder mit ihm in der Werkstatt Teller und Schalen drechseln?
„50 Prozent der Menschen, denen dasselbe passiert, schaffen es nicht lebend ins Spital.“