Künstlerische Eingriffe in das Erscheinungsbild

Signierstunde mit der Künstlern Mariella Scherling Elia im Rahmen der Aktion „Kunst erleben und sammeln“ des Kunsthaus Bregenz und der Vorarlberger Nachrichten.
Das Aussehen der VN haben auch Künstler mitgeprägt.
Die Arbeiten von Peter Fischli sind noch im Kunsthaus Bregenz. Es muss nur gerade wie alle Museen und Kunsthäuser in Österreich aufgrund der Pandemie geschlossen bleiben. Ein besonderes Werk des Schweizer Künstlers, damals noch gemeinsam mit David Weiss entworfen, mit dem er viele Jahre zusammengearbeitet hat, haben zahlreiche VN-Leserinnen und Leser zu Hause. Es wurde handschriftlich signiert und ist eines von zwölf Blättern, die eine gemeinsame Aktion der Vorarlberger Nachrichten und des Kunsthaus Bregenz dokumentieren.
Ein Jahr lang erschien Monat für Monat eine Doppelseite im Kulturteil der VN, die von namhaften Künstlerinnen und Künstlern gestaltet und mit einem Erläuterungstext versehen wurde. Die Künstler, etwa VALIE EXPORT, das erwähnte Duo Fischli/Weiss, Cosima von Bonin, Gottfried Bechtold, Harun Farocki, Wade Guyton, Tone Fink, Mariella Scherling Elia, Antony Gormley oder Roman Ondák, reisten zu den Signierstunden an und machten sie zu informativen Begegnungen mit dem Publikum.
„Aus künstlerischen Eingriffen in das tägliche Erscheinungsbild einer Zeitung entstehen echte kleine Kunstwerke“, kommentierte die vielfach ausgezeichnete österreichische Künstlerin VALIE EXPORT die Aktion, der ein Jahr später eine große, für weitere Präsentationen maßgebliche Ausstellung mit ihren Arbeiten in Bregenz folgte. Als Akt der Demokratisierung von Kunst verstand der damalige KUB-Direktor Yilmaz Dziewior das Projekt, das dazu führte, dass sich vor dem Kunsthaus Menschenschlangen bildeten. Zumindest ein kurzes Gespräch mit den Sammlern musste drin sein und Gottfried Bechtold zählte beispielsweise zu jenen, die sich für jeden noch einen individuellen Zusatz zur Unterschrift einfielen ließen. Ein zeichnerisches Geschenk sozusagen, das von einigen Sammlern wohl auch als Erinnerung an einen besonders stimmungsvollen Moment aufbewahrt oder im privaten Umfeld ins Blickfeld gerückt wird.
Öffnung
Abgesehen davon, dass das Projekt im Rahmen der European Newspaper Awards ausgezeichnet wurde, steht es auch exemplarisch für die Internationalisierung des Ausstellungswesens in Vorarlberg. Die Errichtung und schließlich Eröffnung des KUB im Jahr 1997, in dessen Vorfeld sich schon das damals ambitioniert geleitete Magazin 4 etablieren konnte, war ein wichtiger Schritt. Lokale Verortung und Interaktionen wurden aber nicht aus den Augen verloren.
Und wenn VALIE EXPORT so dezidiert von Eingriffen in das Erscheinungsbild einer Zeitung sprach, so gilt das auch generell. Es ist nicht immer nur das große, Aufsehen erregende Projekt, das dies belegt. Künstlerinnen und Künstler waren bereits zuvor bzw. immer wieder zu Beiträgen aufgefordert und nicht zuletzt verändert auch die von abgebildeten Kunstwerken ergänzte Berichterstattung die Zeitung. Konzeptuelle Kunst hat es dabei etwas schwerer als die Landschaft, ein Akt oder ein Filmstill mit Personen, aber das ist die spannende Herausforderung.