Ida Sonnenschein

Das kleine Mädchen, das schon im Mutterleib operiert wurde, entwickelt sich prächtig.
hohenems Keck auf die Ärmchen gestützt fläzt Ida verschmitzt lächelnd am Boden. Dann robbt das kleine Mädchen mit geschmeidigen Bewegungen rückwärts und lässt sich dabei von nichts und niemandem aufhalten. Ihre Eltern, Julia (30) und Julian (31) Hinteregger, sind stolz auf jeden noch so kleinen Entwicklungsschritt, den ihre Tochter macht, denn selbstverständlich ist es nicht, dass Ida, inzwischen 15 Monate alt, schon so agil unterwegs ist. Wie berichtet, wurde bei der werdenden Mutter in der 21. Schwangerschaftswoche während eines Ultraschalls ein Defekt am Rücken des Fötus festgestellt. Die dramatische Diagnose: Spina bifida (offener Rücken). Doch die Eltern ließen sich davon nicht schockieren. Sie nutzten die für die Prognosen des Ungeborenen beste Möglichkeit, nämlich die einer Behebung der Läsion noch im Mutterleib. Die Operation wurde im Kinderspital in Zürich durchgeführt.
Die Chance genutzt
Unlängst waren Julia und Julian Hinteregger mit ihrem Sonnenschein bei der Ein-Jahres-Untersuchung in Zürich. Zwei Tage dauerte sie, und Ida wurde buchstäblich von Kopf bis Fuß durchgecheckt. „Die Ärztinnen und Ärzte zeigten sich rundum zufrieden“, bestätigt der Vater zufrieden, und die Mutter bemerkt erklärend an: „Die Ärzte in Zürich sind diesbezüglich sehr streng.“ Auch bei Julia fiel die Untersuchung positiv aus. Die Wunden des heiklen Eingriffs an Bauch und Gebärmutter sind gut verheilt. Auf ein Geschwisterchen muss Ida jedoch noch ein bisschen warten, aber: „Sie soll auf jeden Fall eines bekommen“, sagen Julia und Julian unsiono und nicken bestätigend.
Als die Diagnose feststand, bekamen die Eltern vom Arzt drei Möglichkeiten unterbreitet: Operation erst nach der Geburt, Abtreibung oder ein Eingriff noch im Mutterleib. Sie entschieden sich für Letzteres. „Wir wollten das Beste für Ida.“ Auch der Arzt bestätigte ihnen, dass sie später nie mehr so viel für ihr Kind würden tun können. Dabei verlief die Schwangerschaft ganz normal“, erinnert sich Julia Hinteregger. Als ihre Frauenärztin während des Ultraschalls von einer dünnen Haut am Rücken des Fötus sprach und empfahl, sich das bei einem Pränataldiagnostiker genauer anschauen zu lassen, zögerte die werdende Mutter keinen Augenblick. „Wir brauchten Gewissheit.“ Danach gab es ebenfalls kein Zaudern mehr. Julia Hinteregger war die erste Patientin aus Vorarlberg, die sich dieser Operation, für die strenge Kriterien gelten, unterzogen hat. Beim Eingriff selbst wird die Gebärmutter aus dem Bauch gehoben, aufgeschnitten und der Fötus so gedreht, dass der offene Rücken sichtbar wird. Die Läsion bei Ida war nicht mehr als daumennagelgroß. Sie zu schließen dauerte etwa 20 Minuten. Anschließend wird das Ungeborene zurück in den Uterus gelegt, danach beides, Uterus und Bauch der Mutter zugenäht. Körperwarmes Salzwasser ersetzt das Fruchtwasser.
Alles hat seine Zeit
Inzwischen sind alle Strapazen, die die Operation für Mutter und Kind mit sich brachte, vergessen. „Wir haben den Eingriff noch keine Sekunde bereut. Es war ein Glück für uns und Ida“, sagt Julian Hinteregger gerührt. Dass Ida sitzen und robben, aber noch nicht stehen oder laufen kann, ist ganz normal und auch nicht der Anspruch, den die Eltern und die behandelnden Ärzte schon jetzt an das Kleinkind haben. Alles hat bei Ida seine Zeit. Gewicht und Größe passen, und im Zwei-Wochen-Rhythmus geht Julia mit ihrer Tochter zur Physiotherapie. Ida brabbelt, wie es Kinder in ihrem Alter tun, und sie liebt Bücher über alles. „Davon kann sie nicht genug bekommen“, berichten die Eltern. „Es hat sich viel getan bei Ida“, sagt die Mutter und betrachtet ihren Wonneproppen mit einem verzückten Lächeln, das noch etwas ausstrahlt: viel Dankbarkeit.

