„Die Mündliche war ein Genuss“
Dir. Klaus König über die Matura unter fast normalen Bedingungen.
Bregenz Der 52-jährige Lustenauer Klaus König übernahm Anfang 2020 die Leitung des BG Bregenz Blumenstraße. Nur einen Monat bevor Corona das Schulleben komplett veränderte. Die erste Reifeprüfung seiner Amtszeit unter halbwegs normalen Bedingungen genoss König richtiggehend.
Wie zufrieden waren Sie mit Ablauf und Ergebnissen der Matura an Ihrer Schule?
KÖNIG Ich war sehr zufrieden. Wir verzeichneten hervorragende Ergebnisse. Von den 54 angetretenen Kandidatinnen und Kandidaten schafften 16 eine Auszeichnung, 14 einen guten Erfolg, 20 bestanden. Nur zwei fielen durch, zwei andere Schüler waren mit ihrer Vorwissenschaftlichen Arbeit säumig.
Was hätte noch besser laufen können?
KÖNIG Da fällt mir eigentlich nichts ein. Das einzige nicht geplante Vorkommnis war: Am einen Tag der auf zwei Tage angesetzten Kompensationsprüfungen galt noch das Testregime, am anderen nicht. Aber das hat den Ablauf nicht gestört und eher die Organisation erleichtert.
Die Schülervertretung positionierte sich im Vorfeld der Matura gegen die mündliche Prüfung. Hatten Sie dafür Verständnis?
KÖNIG Nein. Die 2022 angetretenen Kandidatinnen und Kandidaten waren die am besten vorbereiteten der letzten drei Jahre. Ich behaupte sogar, sie waren so gut vorbereitet wie Schüler vor Corona. Die Proteste damals kamen von einer bestimmten Seite. Danach hat es da nichts mehr gegeben.
Wie war die Qualität der mündlichen Maturaprüfungen?
KÖNIG Es war ein Genuss zuzuhören. Einfach nur toll, wie sich die Schülerinnen und Schüler, aber auch deren Pädagoginnen und Pädagogen nach der schwierigen Zeit präsentiert haben. Natürlich gab es wie immer solche, die geglänzt haben und andere, die sich mündlich schwerer taten. So wie immer.
Sind Sie ein Fan der Zentralmatura oder hätten Sie die Reifeprüfung doch lieber noch in der alten Form?
KÖNIG Ich hatte das Glück, dass ich als ARGE-Leiter für Spanisch von Beginn an bei den ersten Fortbildungen zur Zentralmatura österreichweit dabei sein konnte. Natürlich wird es auch in Zukunft noch Verbesserungsbedarf geben. So wie überall. Aber ich persönlich bin ein Anhänger der Zentralmatura, ganz klar.
Wie groß war heuer die psychische Belastung aller Beteiligten aufgrund der strengen Coronaregeln?
KÖNIG Diese Belastung war immer noch in kleinerem Umfang da. Aber es war für alle Beteiligten beruhigend zu wissen, dass ein Ersatztermin zur Verfügung stand im Fall eines positiven Tests vor dem Haupttermin, verbunden mit dem Ausschluss der Teilnahme. Wir hatten insgesamt einen Kandidaten mit einem positiven Ergebnis, der die Matura dann zum Ersatztermin zu absolvieren hatte. Man muss auch sagen, dass durch die mittlerweile gewonnenen Erfahrungen mit Corona der Umgang damit leichter fällt.
Wie stark war der Einfluss der Pandemie auf das Maturageschehen generell?
KÖNIG Eigentlich gab es da nur noch die Regelungen aus einer Zeit, wo die Pandemie noch viel unangenehmer war. Diese waren zum Großteil überflüssig. Man hätte zum Beispiel die Arbeitszeitverlängerung nicht mehr gebraucht. Sie stammte ja aus einer Zeit, wo wir noch Lüftungspausen machten. Kaum jemand nahm sie in Anspruch.
Ist das jetzige Maturaformat unter Einbindung der Jahresnote das Richtige?
KÖNIG Hier gibt es Für und Wider. Ich finde, dass sich Schüler mit einem Dreier in der Jahresnote zu leicht darauf ausruhen konnten. Andererseits ist es ja auch okay, wenn die Jahresnote im Abschlusszeugnis mitberücksichtigt ist.
Was für Vorschläge hätten Sie für die Matura der Zukunft?
KÖNIG Ich hätte gerne noch mehr Qualitätssicherung. Das fängt mit einem schulexternen Vorsitzenden bei der mündlichen Prüfung an und geht bis zu einer zentralen Korrektur. Jetzt ist es so, dass entweder der Direktor der Schule oder eine von ihm betraute Person den Vorsitz bei der mündlichen Prüfung vornehmen muss. Ich denke, das hat man aus Einsparungsgründen so verfügt.
Abschließende persönliche Frage: Wie schauen Ihre persönlichen Matura-Erinnerungen aus?
KÖNIG Ich habe an der Schule maturiert, wo ich jetzt Direktor bin. Und zwar 1989. Und immer wenn ich im Chemiesaal den Hoffmanschen Wasserzersetzer sehe, denke ich an meine Matura. Das war damals nämlich meine Frage. Die Matura habe ich bestanden. VN-HK
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