Stimme trägt auch Gefühle und Emotionen nach außen

Gesund / 21.12.2012 • 11:24 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Stimme trägt auch Gefühle und Emotionen nach außen

Steht ein Mensch unter Druck, so hört man dies sofort über seine Stimme.

Schwarzach. (VN-mm) Nicht nur die Körpersprache, auch die Stimme offenbart, wie es um unsere Befindlichkeit bestellt ist. Doch das Stimmliche wird vielfach noch immer unterschätzt. Kommunikationsexpertin Daniela Zeller weiß, worauf es zu achten gilt.

Welcher Stellenwert kommt der Stimme insgesamt zu?

Zeller: Ein sehr großer. Über die Stimme zeigen sich Souveränität und Sicherheit, aber natürlich auch das Gegenteil, nämlich Unsicherheit und Nervosität. Außerdem: Viele Menschen sprechen mit zu hoher Stimme. Das wirkt piepsig und inkompetent. Im Übrigen wird Menschen, die über eine gepflegte Sprache verfügen, eine höhere Intelligenz zugeschrieben.

Wie geht es richtig?

Zeller: Jeder Gedanke, jedes Gefühl drückt sich in der Körpersprache, in der Bewegung aus. Wenn man vor einem wichtigen Bewerbungsgespräch oder einer Präsentation steht, werden wir uns unsere Nervosität kaum völlig wegdenken können. Da hilft es im ersten Schritt, anzuerkennen, dass wir nun mal gerade nervös sind – und das auch sein dürfen, eben weil das eine normale menschliche Reaktion ist. Worauf wir aber schon Einfluss haben ist, diese Nervosität für uns erträglich oder „angenehm“ zu gestalten.

Was braucht es dafür?

Zeller: Zunächst gilt es, schlechtes Timing zu vermeiden. Wer zeitgerecht erscheint, kann sich noch eine kleine Entspannungsübung gönnen: Dazu die Bauchdecke entspannen, ebenso die Schultern, die Hand auf den Bauch legen und die Atmung in den Bauch fließen lassen und bewusst erleben. Damit versetzt man sich mit allen Sinnen in den Augenblick. Außerdem werden die Bewegungen automatisch lockerer. Jetzt lässt sich auch leichter auf die eigene Körperhaltung einwirken: Kopf gerade, Blick nach vorne, Hände lockern, Brustkorb offen, Schultern, Bauchdecke und Knie lockern, Füße hüftbreit und parallel. Die Zusammenhänge Körper, Gedanken, Emotionen, Stimme und Wirkung sind so offensichtlich – und wir haben viele Möglichkeiten, hier einzuwirken.

Unterschätzen wir die Wirkung unserer Stimme?

Zeller: Vor einer Präsentation oder einer Rede bereiten sich die meisten Menschen hauptsächlich auf den Inhalt vor. Dabei wirken wir zu 38 Prozent über die Stimme und die Sprache, zu 55 Prozent über die äußeren Faktoren wie Körperhaltung, Körpersprache, Mimik und Styling und lediglich zu 7 Prozent über das, WAS wir sagen.

Wie erfolgt die Vorbereitung auf das WIE?

Zeller: Bei vielen Menschen drückt sich im Sprechtempo aus, was in ihnen vorgeht. Hier hilft nur: Die Präsentation von Moment zu Moment erleben und einen oder mehrere Gänge zurückschalten. Das bedeutet: Sich bewusst machen, dass hier Menschen sitzen, die Ihnen ihre wertvolle Zeit schenken. Und: Gönnen Sie sich Pausen statt von Satz zu Satz zu hetzen.

Lässt sich von der Stimme auf den Charakter eines Menschen schließen?

Zeller: Die Stimme lässt eher Rückschlüsse auf die momentane Gefühlslage zu. Steht ein Mensch unter Druck, hört man dies sofort über die Stimme. Genauso hört man, wenn jemand entspannt und gut gelaunt ist. Gedanken und Emotionen werden über die Stimme hörbar. Wir können nicht motiviert und positiv klingen, wenn wir uns nicht motiviert und positiv fühlen. „Stimmung“ und „Stimme“ haben nicht von ungefähr denselben Wortstamm.

Haben Sie noch Stimmpflegetipps für die kalte Jahreszeit?

Zeller: Ich schwöre auf ein altes ayurvedisches Mittel: Ölziehen. Dabei nimmt man in der Früh einen Schluck Sesamöl in den Mund, gurgelt erst damit und bewegt das Öl anschließend 5 bis 10 Minuten lang im Mund herum. Danach spuckt man es in die Toilette. Dabei werden Giftstoffe aus dem Mund entfernt. Außerdem: warme Getränke und Ingwer in jeglicher Variation.

Buchtipp: Daniela Zeller: Reden. Bewegen. Wirken. Rhetorik- und Stimmtraining für jeden Redetyp mit 37 Sprechübungen für unterwegs und zwischendurch; Verlag Ecofit,
188 Seiten, Preis: 19,95 Euro

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