Wenig Cholesterin ist wichtiger als Blutzuckersenkung

Gesund / 22.03.2013 • 12:09 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Eine angepasste Ernährung hilft bei Diabetes mehr als eine spezielle Diät. Foto: vn
Eine angepasste Ernährung hilft bei Diabetes mehr als eine spezielle Diät. Foto: vn

Aktuelle Erkenntnisse von der Frühjahrstagung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft.

Bregenz. Kürzlich fand in Bregenz erstmals eine gemeinsame Frühjahrstagung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) und der Schweizerischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie (SGED-SSED) statt. Namhafte österreichische und Schweizer Experten diskutierten neben wichtigen Themen aus der Diabetologie auch endokrinologische und osteologische Fragestellungen. „Diese binationale Tagung bot den Diabetes-Gesellschaften beider Länder eine optimale Plattform für einen intensiven Erfahrungsaustausch und half, unsere Forderungen an die Gesundheitspolitik beider Länder zu bekräftigen“, zeigten sich der Präsident der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft, Primar Dr. Heinz Drexel (LKH Feldkirch) und der Chefarzt des Kantonsspitals St. Gallen, Dr. Michael Brändle, zufrieden.

Kritische Betrachtung

Ein Programmpunkt des Kongresses beinhaltete die Auswirkungen moderner Diabetesmedikamente auf den Herzkreislauf. „Die Blutzuckersenkung und die Behandlung von Bluthochdruck bei Diabetes sind zur Verhinderung von Diabetes-Komplikationen sehr wichtig. Früher glaubte man, dass eine ganz aggressive Blutzuckersenkung zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinnvoll sei, neuere Studien deuten allerdings darauf hin, dass sich eine allzu radikale Senkung des Blutzuckers mitunter sogar ungünstig auf den Herzkreislauf auswirkt“, erklärte Doz. Dr. Christoph Säly, Internist im LKH Feldkirch und erster Sekretär der ÖDG.

Nicht angeraten ist aber auch eine allzu aggressive Senkung des Bluthochdrucks, einer häufigen Problematik bei Diabetespatienten. Die Blutdruckwerte sollen gut eingestellt sein, jedoch nicht unter den normalen Bereich gesenkt werden. Bei der Cholesterinsenkung hingegen deuten Studienergebnisse auf ein „the lower the better“ hin: je niedriger das LDL-Cholesterin, desto besser ist es für Patienten mit Typ-2-Diabetes. Deshalb sollten heute fast alle Diabetiker ein cholesterinsenkendes Medikament erhalten.

Neue Therapieansätze

In einer weiteren Sitzung wurden neue Therapieansätze bei Diabetes mellitus besprochen. So ist es mit SGLT2-Inhibitoren möglich, eine vermehrte Zuckerausscheidung über den Harn herbeizuführen. Damit kann der Blutzucker gesenkt und auch das Körpergewicht ein wenig reduziert werden. Medikamente mit dieser Wirkungsweise werden für Patienten bald in der täglichen Routine verfügbar sein.

Die Experten stellten weiters fest, dass Patienten mit Diabetes und anderen Stoffwechselerkrankungen heute sehr gut behandelt werden können. „Moderne Medikamente sind jedoch teurer als ältere Präparate und werden von den Kostenträgern nicht immer problemlos zur Verfügung gestellt. Hier besteht eindeutig Handlungsbedarf“, unterstrich Primar Heinz Drexel als Präsident der ÖDG.

Ein weiteres Thema des Kongresses waren besondere Diabetesformen, die etwa bei Stoffwechselerkrankungen oder infolge einer Bauchspeicheldrüsenentzündung auftreten können. Ebenfalls besprochen wurde das Problem von Diabetes, der durch Medikamente hervorgerufen wird. Vor allem Kortisonpräparate können für die Dauer ihrer Anwendung eine diabetische Stoffwechsellage bedingen.

Eine andere Form von Diabetes, die die Experten besonders diskutierten, war der Schwangerschaftsdiabetes. Hier handelt es sich um Diabetes, der während einer Schwangerschaft erstmals auftritt. Diese Diabetesform ist vor allem für das Kind gefährlich, weshalb Schwangere auf das Vorliegen einer Zuckerstoffwechselstörung untersucht werden müssen.

Ernährungsempfehlungen

Ebenso wurde die Wichtigkeit der Ernährung für die Stoffwechselkontrolle bei Diabetes betont, wobei sich die Fachleute einig waren, dass eine strenge Diät nicht mehr erforderlich ist. Maßgeblich sei, so die Experten, die individuellen Gegebenheiten bei der Ernährung zu berücksichtigen. Wichtig ist demnach vor allem, dass die Ernährung bei Übergewicht nicht zu kalorienreich ist, sodass sich nach Möglichkeit eine Reduktion des Körpergewichts erreichen lässt.

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