Dein, mein oder doch sein Wille?

Gesund / 29.03.2013 • 11:40 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Moderne Computertechniken lassen heute auch tiefe Einblicke ins Gehirn zu. Foto: fotolia
Moderne Computertechniken lassen heute auch tiefe Einblicke ins Gehirn zu. Foto: fotolia

Primar Reinhard Haller referiert beim Mini Med Studium zu einem spannenden Thema.

Wolfurt. (VN-mm) Geschieht das, was wir tagtäglich tun, tatsächlich aus freien Stücken? Oder sind wir Menschen fremdgesteuert? Schon viele Wissenschafter haben sich im Laufe der Geschichte an dieser Frage versucht. Die Ergebnisse fielen recht unterschiedlich aus. Nun scheint es, als ob die moderne Hirnforschung eine Antwort gefunden hat. „Wir sind nicht frei“, gibt Primar Reinhard Haller das Fazit wieder. Weitere naturwissenschaftliche Überlegungen zur Willensfreiheit stellt der Leiter des Suchtkrankenhauses Maria Ebene bei seinem Mini-Med-Vortrag am Mittwoch, 3. April, im Cubus in Wolfurt an.

Rasante Entwicklung

Sind Menschen frei in ihren Entscheidungen? „Es ist eine spannende Thematik“, befindet auch Reinhard Haller. Und dazu angetan, Philosophen und Theologen seit Jahrtausenden zu beschäftigen. „Die Diskussion über die Frage nach der Existenz der Willensfreiheit ist so alt wie das Denken über die Bedingungen des Menschseins“, sagt der Psychiater und Neurologe. Dass die Meinungen darüber, ob das Handeln der Menschen vorherbestimmt ist oder nicht, auseinandergehen, darf in Anbetracht der komplizierten Materie ebenfalls nicht verwundern. Selbst die Vertreter der einzelnen Traditionen sind sich in diesem Punkte nicht einig. Ist der freie Wille wirklich frei? Oder kann der Mensch keinen freien Willen haben?

Die Hirnforschung lieferte dazu in jüngster Zeit verblüffende neue Erkenntnisse. Sie hat eine besonders rasante Entwicklung durchlaufen. Aufbau und Aktivität des menschlichen Gehirns werden mehr und mehr entschlüsselt. Dank verfeinerter Diagnostikmethoden können viele neuronale Prozesse mitverfolgt und dargestellt werden. Das Gehirn lässt sich gewissermaßen beim Denken beobachten.

Millionen Nervenzellen

Ein Organ namens „freier Wille“ findet sich in unserem Körper allerdings nicht. Vielmehr denkt und fühlt der Mensch mit bis zu einer Billion Nervenzellen. Neben der Aufgabe, die Körperfunktionen zu regeln, werden im Zentralnervensystem auch Erinnerungen abgespeichert und bei Bedarf abgerufen und mit anderen Erfahrungen verglichen. Daraus werden wiederum Schlüsse gezogen bzw. Entscheidungen getroffen. So werden Gedanken geformt, die zu Handlungen motivieren oder die bestimmtes Handeln vermeiden. Weitgehend unumstritten war bislang, dass eine Entscheidung gewisse Bedingungen erfüllen muss, um als frei gelten zu können. Nun könnte der Streit um den freien Willen jedoch eine andere Dimension annehmen. Die Hirnforscher stellen die Existenz eines freien Willens nämlich in Abrede. Das Verhalten eines Diebs etwa wird so erklärt, dass es in entlegenen Gehirnregionen zu Verschaltungen und Verknüpfungen von Neuronen kommt und diese die Handlungen bestimmen. Neuronen sind weder gut noch böse – sie sind einfach vorhanden. Doch befreit das vom Schuldvorwurf?

Mini Med

Wie frei ist der menschliche Wille?

» Referent: Primar Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller, Psychiater und Neurologe, Leiter des Suchtkrankenhauses Maria Ebene in Frastanz

» Termin: Mittwoch, 3. April 2013, Cubus Wolfurt

» Beginn: 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr

» Eintritt frei

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