Erkrankungen und Übergewicht

Gesund / 10.01.2014 • 10:41 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

ÖAIE empfiehlt ernährungsmedizinische Untersuchung zur Gewichtsreduktion.

Check. Ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind für die Gesundheit wichtig, führen aber nicht zwingend zur Gewichtsreduktion. Oftmals sind unentdeckte, weil scheinbar symptomlose Anomalien wie Mangelerscheinungen und Fettstoffwechselstörungen dafür verantwortlich, dass das Abnehmen nicht funktioniert. Gleichzeitig kann Übergewicht massive schädigende Auswirkungen auf Nieren, Augen und Blutgefäße haben. Das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) empfiehlt daher allen Übergewichtigen vor dem Start einer Diät eine Untersuchung durch den ausgebildeten Ernährungsmediziner.

„Adipositas wird von der WHO als ernstzunehmende Erkrankung eingestuft. Sie kann für eine Reihe von Volkskrankheiten wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen und Fettstoffwechselstörungen verantwortlich sein, aber auch die Leber oder Gelenke nachhaltig schädigen“, warnt Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE, das Gesundheitsrisiko von Übergewicht zu unterschätzen. Weitere mögliche Folgeerkrankungen sind Depressionen, Asthma und Allergien. Schon im Kindesalter kann Adipositas auch Ursache für Verhaltensstörungen, ADHS oder Knochenveränderungen sein.

Gestörte Glukosetoleranz

Rund ein Drittel der übergewichtigen Menschen in Österreich leiden an gestörter Glukosetoleranz, dem so genannten „Prädiabetes“. Die Erkennung dieser wichtigen Stoffwechselabweichung ist nur durch einen Zuckerbelastungstest (OGT) möglich. „Besteht ein Prädiabetes über längere Jahre, sind schädigende Auswirkungen auf verschiedene Organe wie Nieren, Augen, Blutgefäße und andere sehr wahrscheinlich. Diese können nicht mehr rückgängig gemacht werden“, sagt Widhalm. Prädiabetes begünstigt außerdem die Entstehung anderer Abweichungen wie Fettleber, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen und sollte daher möglichst früh diagnostiziert und therapiert werden.

Viele Übergewichtige leiden auch an zum Teil massiven seelischen Problemen, die bis zur ausgeprägten Depression führen können. Therapeutische Interventionen erfordern daher eine spezielle Expertise, da Übergewichtige sehr sensibel auf für sie beschämende Feststellungen wie etwa „Sie sollten mindestens 10 Kilo abnehmen“ reagieren können.

Individuelle Programme

Gewichtsreduktionsprogramme müssen somit individuell auf den einzelnen Patienten zugeschnitten sein: „Es gibt kein Patentrezept für das Abnehmen, wie es leider viele Berater oder Institute unseriös anbieten. Nur auf Basis einer gezielten Diagnostik unter Berücksichtigung spezieller Stoffwechselsituationen und psychischer Belastungen kann ein ausgebildeter Ernährungsmediziner übergewichtigen Personen nachhaltig helfen“, so Widhalm.

Interdisziplinär

Aktuell gibt es in Österreich ca. 1300 niedergelassene Ärzte, die ein Fortbildungsdiplom für Ernährungsmedizin haben. Das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) wurde 1996 auf Initiative des damaligen Präsidenten der Ärztekammer, Primar Dr. Michael Neumann, mit dem Ziel gegründet, Ärzte im Fach der Ernährungsmedizin fortzubilden. Das ÖAIE ist interdisziplinär ausgerichtet und vereint unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm Experten aus den Bereichen der Medizin, Psychologie, Ernährungswissenschaften, Diätologie, Sportwissenschaften und Nahrungsmittelproduktion.

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