Von Blut und Blutwurst

Gesund / 10.01.2014 • 10:41 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Primar Peter Fraunberger erwies sich als ebenso kompetenter wie unterhaltsamer Mini Med-Referent.  Foto: VN/Paulitsch
Primar Peter Fraunberger erwies sich als ebenso kompetenter wie unterhaltsamer Mini Med-Referent. Foto: VN/Paulitsch

Das Thema bescherte dem Mini Med Studium einen tollen Start ins neue Jahr.

feldkirch. (VN-mm) Das Blut hat die Menschen immer schon fasziniert. Als „Träger der Lebenskraft“, als Heil- und Wundermittel, ja sogar als Nahrungsmittel wurde es gesehen. Entsprechend barbarisch fiel in grauer Vorzeit mitunter seine Anwendung aus. Heute trinkt niemand mehr das Blut junger Knaben, in der Hoffnung, selbst gesund zu werden, wie es dereinst in unrühmlicher Manier ein Papst getan hatte. Die moderne Medizin kennt andere und bessere Möglichkeiten, Menschen mit Blut-erkrankungen zu helfen. Was Genießer freuen dürfte: Die gute alte Blutwurst kann dabei auch unterstützen.

Das Thema scheint nichts von seiner Eindrücklichkeit verloren zu haben. Davon zeugte jedenfalls das enorme Interesse am ersten Mini Med-Vortrag im neuen Jahr. Der Panoramasaal des LKH Feldkirch war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Primar Dr. Peter Fraunberger, Leiter des Zentralmedizinischen Labors und der Blutbank im LKH Feldkirch, freute sich sichtlich ob dieser Tatsache. Denn die Labormedizin friste in der Öffentlichkeit eher das Dasein einer Orchidee, merkte er blumig an. Dabei stammen vier von fünf Krankheitsdiagnosen aus dem Labor.

„Blutrünstige“ Geschichte

Zuerst jedoch beglückte er die gebannt lauschenden Besucher mit einem kleinen Exkurs durch eine „blutdrünstige“ Geschichte. Fraunberger berichtete von Riten, in denen Blut eine wichtige Rolle spielt und listete Begriffe auf, in denen das Wort „Blut“ vorkommt. Und davon gibt es bekanntlich jede Menge. Oder hätten Sie beispielsweise gewusst, dass der Pelikan auch heute noch in vielen Religionen als Blutvogel gilt?

Die Rückkehr von der Mystik ins Jetzt bescherte dann weniger verbrämte Tatsachen. Nüchtern betrachtet ist Blut ein Transportmittel für Nährstoffe sowie Sauerstoff, und es hilft bei der Infektbekämpfung. Es besteht aus Blutplasma, Blutzellen und einem roten Farbstoff (Hämoglobin). Peter Fraunberger erklärte auch anschaulich, warum es bei einer Blutabnahme oft verschiedene Röhrchen braucht. „In den einen befinden sich Stoffe, die das Blut zersetzen, in den anderen nicht.“ Zur Diagnosestellung wird aber meist Vollblut verwendet. Was dann in Form von kleineren und größeren sowie mehr oder weniger roten Punkten aufscheint, nennt sich Blutbild. Ergänzt wird es mit einer für Laien eher verwirrend anmutenden Liste von Bestandteilen und deren im Blut vorhandene Menge. Beide Teile zusammen ermöglichen dem Arzt eine Diagnose.

Eisenmangel und Blutarmut

Die häufigsten Bluterkrankungen sind durch Eisen- und Blutmangel bedingt. Hämoglobin etwa, das Sauerstoff bindet, benötigt zur Bildung Eisen. „Verfügt der Körper über zu wenig Eisen, ist auch die Sauerstoffversorgung mangelhaft“, erklärte Peter Fraunberger. Eisen wird aus der Nahrung in den Darm aufgenommen. „Von den 10 bis 20 Milligramm bleibt aber nur ein Zehntel im Körper“, erläuterte OA Dr. Bernd Hartmann. Das meiste geht zur Blutbildung ins Knochenmark, ein Teil wird gespeichert, das Übrige wieder ausgeschieden.

Der Eisenmangel als solcher lässt sich nicht feststellen. „Die Ergebnisse wären zu ungenau“, nannte Fraunberger den Grund. Es gibt jedoch zwei Proteine, Ferritin und Transferrin, die anzeigen, wie es um den Eisenhaushalt im Körper bestellt ist. So steigt etwa Transferrin bei Eisenmangel an, weil es nach der Substanz im Körper sucht.

Krankhafter Eisenmangel ist ein länger dauernder Prozess, der durch ein Ungleichgewicht zwischen Aufnahme und Abgabe in Gang gesetzt wird. Ursachen können Mangelernährung, eine gestörte Eisenaufnahme aufgrund von chronischem Durchfall sowie chronischem Blutverlust bedingt durch Darmpolypen, Magengeschwüre und verstärkte Regelblutungen sein. Die Untersuchung besteht laut Hartmann vorrangig aus einem umfassenden Arzt-Patienten-Gespräch, der Erstellung eines Blutbilds sowie einer Magen-DarmSpiegelung zur Klärung des Blutverlusts. Die Behandlung umfasst den Ausgleich des vorher berechneten Eisendefizits über die Nahrung, über Tabletten oder Infusionen. Gewürze, Petersilie, Grüne Minze, Blutwurst und Hülsenfrüchte nannte Dr. Bernd Hartmann, Internist im LKH Feldkirch, als besonders geeignete Lebensmittel. Ebenso verbessern Vitamin C und organische Säuren (z. B. Apfelsäure) die Aufnahme von Eisen. „Eisenräuber“ hingegen sind schwarzer Tee, Kaffee, Kalzium und Magnesiumsalze in großer Menge sowie Eiweiße von Soja und Eiklar.

Eine Behandlung mit Tabletten ist, so Hartmann, die Therapie der Wahl. Sie umfasst aber mindestens drei bis sechs Monate. Infusionen sind eine Option, wenn Patienten die Tabletten nicht vertragen, an chronischem Durchfall oder einer schweren Herzschwäche leiden.

Auch zu viel ist schlecht

Es gibt allerdings auch den umgekehrten Fall, dass nämlich der Körper zu viel Eisen speichert. Dann spricht die Medizin von der erblich bedingten Eisenspeicherkrankheit. Das ist insofern problematisch, weil es sich bei Eisen um eine giftige Substanz handelt. Sie lagert sich vornehmlich in der Leber ab, was in der Folge zu schweren Lebererkrankungen führen kann. Bei diesen Patienten gilt es, den Überschuss an Eisen regelmäßig abzubauen.

Groß und klein

Eine ebenfalls oft vorkommende Bluterkrankung ist die Blutarmut (Anämie). Symptome einer solchen sind Müdigkeit, eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, Kopfschmerzen, Blässe und Konzentrationsstörungen. Blutarmut wird in verschiedene Stufen eingeteilt. Diese definieren sich in der Größe der roten Blutkörperchen und ihrem Hämoglobingehalt.

Hinter zu kleinen Blutkörperchen steckt häufig ein Eisenmangel. Zu große rote Blutkörperchen können mit einem Mangel an Folsäure oder Vitamin B 12 zusammenhängen. Auch übermäßiger Alkoholkonsum spielt eine Rolle. Ebenso können die Blutkörperchen selbst defekt oder durch Infektionen geschwächt sein, wodurch sie schneller absterben.

Als weitere Ursache nannte Bernd Hartmann die Knochenmarksschwäche. Die Behandlungsstrategie richtet ihren Fokus auf die Klärung der Ursache und Behebung selbiger. „Wenn das möglich ist“, so Hartmann einschränkend. Denn das ist es nicht immer. Bei schweren Symptomen etwa sind Bluttransfusionen unumgänglich.

Eine Therapie mit Eisentabletten umfasst drei bis sechs Monate.

Bernd Hartmann
Primar Peter Fraunberger erwies sich als ebenso kompetenter wie unterhaltsamer Mini Med-Referent.  Foto: VN/Paulitsch
Primar Peter Fraunberger erwies sich als ebenso kompetenter wie unterhaltsamer Mini Med-Referent. Foto: VN/Paulitsch

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