Sprachlosigkeit und Wissensmangel
Der „Lernraum Sexualität“ will durch Bildung eine Informationslücke schließen.
Sulzberg. (VN-mm) Menschen und Lebenssituationen verändern sich mit der Zeit. Das ist ein natürlicher Prozess und gilt auch für die Sexualität. „Doch wo gehen Erwachsene hin mit ihren Fragen dazu?“ Erwin Oberhauser will diese Lücke mit dem von ihm in Sulzberg-Thal gegründeten „Lernraum Sexualität“ schließen. „Einerseits durch Beratung und andererseits durch Bildung“, wie er sagt. Wie wichtig gerade Letzteres sei, merke er in der täglichen Arbeit mit Klienten.
Raum schaffen für Diskurs
„Oft herrscht bei diesem Thema eine große Sprachlosigkeit, und vor allem fehlt das Wissen zur Sexualität“, so Oberhauser. Auch deshalb möchte er „Ehe, Familie, Liebe, Partnerschaft und Sexualität in einen öffentlichen Diskurs“ bringen. Dazu hat er in Kooperation mit dem Kulturforum Bregenzerwald zwei Veranstaltungen organisiert. Den Anfang macht ein Vortrag des Moraltheologen Prof. Dr. Martin M. Lintner am Donnerstag, 23. Jänner, im Kaplanhaus in Andelsbuch. Der Referent befasst sich mit der kirchlichen Sexuallehre von den Anfängen bis heute. Am Freitag, 21. März, folgt eine weitere Veranstaltung mit Dr. Karlheinz Valtl aus Dortmund. Er beschäftigt sich mit der „Kultur der Sexualität“. Ihn beschäftigt die Frage, wie eine Gesellschaft aussehen kann, die ihr sexuelles Potenzial voll entfaltet hat. „Diese beiden Vorträge bilden wie zwei Pole die Vergangenheit und die Zukunft. Dazwischen eröffnet sich ein weiter Raum, den es bewusst zu gestalten gilt“, wünscht sich Erwin Oberhauser dazu eine „respektvolle öffentliche Diskussion“.
Denn seiner Ansicht nach steckt die Kultur der Sexualität in einem Dilemma. Die Erinnerung an die gesunden Wurzeln sei über die Jahrhunderte verloren gegangen. „Durch die Verdrängung konnte die Sexualität auch nicht konstruktiv gestaltet werden. Wenn sich aber die Erwachsenen nicht weiterbilden, was wollen sie dann ihren Kindern vermitteln, geht es doch um soziale Kompetenz, welche für die Gestaltung einer nachhaltigen Beziehung und Sexualität wichtig ist“, erläutert der Lebens- und Sozialberater.
Erlebende Kommunikation
In der Praxis erlebe er immer wieder, dass sich die Menschen zwar erlauben, eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Doch im Innern scheine immer noch ein Nein zum Grundbedürfnis der Lebendigkeit zu wirken. Konträr dazu würde sich die Gesellschaft beinahe schon völlige Grenzenlosigkeit erlauben, verweist er auf diverse einschlägige Bücher, die zu Bestsellern wurden.
„Wenn es uns gelingt, Sexualität nicht als reine Funktion, sondern als eine Form der erlebenden Kommunikation zu verstehen, würde sich auch das Image und damit die Qualität von Beziehung und Sexualität verändern. Und es wäre ein Beitrag zum Frieden“, gibt sich Erwin Oberhauser überzeugt. Denn: „Eine berührende Sexualität hat die Fähigkeit, Menschen auf eine friedliche, unabhängige und tiefe Weise zusammenzuführen.“
Qualitätvolle Beziehungen wären auch ein Beitrag zum Frieden.
erwin oberhauser
Vortrag, Donnerstag, 23. Jänner 2014, Kaplanhaus Andelsbuch, Beginn: 20 Uhr; Vortrag, Freitag, 21. März 2014, BORG Egg, Beginn: 20 Uhr
Infos: www.lernraumsexualitaet.at
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