Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Patienten- Service

Gesund / 24.01.2014 • 11:33 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Kommt Ihnen das bekannt vor? Sie sind ein braver Patient und halten sich deshalb an die Versorgungspyramide. Also zuerst zum Hausarzt. Der kann Ihnen nicht helfen und verordnet eine Überweisung zum Facharzt. Weil Sie dort aber nicht in den Ordinationsbetrieb platzen möchten, versuchen Sie Ihr Glück per Telefon. Die nette Stimme vom Band erklärt Ihnen höflich, wann „wir für Sie da sind“. Der Blick auf die Uhr sagt Ihnen, dass sie heute leider zu spät sind. Dann eben morgen.

Pünktlicher Anruf, trotzdem läuft da wieder nur das Band. Gut, kann ja sein, dass es anderes zu tun gibt, als sofort die Telefonanlage umzustellen. Nächster Versuch. Besetzt zwar, doch es hat jemand abgenommen. Sie probieren weiter. Immer noch das Besetztzeichen. Okay, manche Gespräche dauern länger. Wir sind ja auch froh, wenn wir unsere Anliegen umfassend anbringen können. Sie üben sich weiter in Geduld. Das Zeitfenster ist schließlich noch weit genug offen.

Jetzt ertönt das Freizeichen. Sie lauschen erwartungsfroh. Leider vergebens, denn schon springt neuerlich das Band an. Im Hintergrund vernehmen Sie geschäftiges Treiben. Die Praxis ist besetzt, die Hoffnung auf ein telefonisches Durchkommen lebt. Ein Versuch folgt dem nächsten mit dem stets gleichen Rhythmus: Besetztzeichen, Freizeichen, blecherne Ansage. Dann plötzlich ist das Zeitfenster zu.

Was sich zuweilen am Telefon abspielt, ist Patientennepp pur. Wer keine neuen Patienten aufnehmen kann, soll das kommunizieren. Auch das wäre eine Form von Patienten-Service.

marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at

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