Steine werden Gesundheitsproblem

Gesund / 15.04.2016 • 09:17 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Anschaulich erklärte Primar Andreas Reissigl den interessierten Besuchern verschiedene Krankheitsbilder. Fotos: vn/hofmeister
Anschaulich erklärte Primar Andreas Reissigl den interessierten Besuchern verschiedene Krankheitsbilder. Fotos: vn/hofmeister

Schon acht Prozent der Bevölkerung sind Steinträger. Lebensstil als eine Ursache.

Feldkirch. (VN-mm) Tumore zählen zu den häufigsten Ursachen für Blut im Harn. Doch es gibt auch eine Reihe anderer Erkrankungen, die mit diesem Phänomen assoziiert sind. Dazu zählen vor allem Steine, Verletzungen, Entzündungen sowie in selteneren Fällen systemische Erkrankungen. Medikamente zur Blutgerinnung können ebenfalls zu Blut im Harn führen. Mitunter sind es aber einfach nur Nahrungsmittel wie Rhabarber, Brombeer oder Rote Bete, die für eine, in diesem Fall harmlose Rotfärbung des Harns sorgen. Die möglichen Gründe sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Das betonte Primar Andreas Reissigl, Leiter der Urologie im Landeskrankenhaus Bregenz, auch in seinem zweiten MedKonkret-Vortrag zu dieser Thematik.

Von Rosa bis Rotweinrot

Um den Bogen vom ersten zum zweiten Vortrag zu spannen, erklärte der Urologe zur Einleitung noch einmal den Harn, seine Funktion und die Hämaturie, wie der Fachausdruck für Blut im Harn lautet. Der Harn wird in der Niere gebildet, von dort in den Körper und wieder zurück in die Niere gebracht, wo die Giftstoffe über die Blase ausgeschieden werden. Außerdem besteht eine Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärharn. „Der Primärharn, und das sind bis zu 180 Liter pro Tag, geht zurück in den Körper, da er wesentliche Stoffe enthält und für ein ausgewogenes Wasserverhältnis sorgt“, erklärte Andreas Reissigl. Der Sekundärharn wird hingegen zur Gänze ausgeschieden. Je nach Flüssigkeitsmenge, die der Mensch zu sich nimmt, sind das rund 1,5 Liter täglich. Ist Blut im Harn, kann er sich von rosa bis rotweinrot färben. „Wichtig dabei ist, die Blutungsquelle zu lokalisieren“, führte Reissigl aus. Handelt es sich um eine schmerzlose Hämaturie, liegt meist ein Tumor vor. Bei einer schmerzhaften Hämaturie kann von Steinen oder Entzündungen ausgegangen werden.

Vor allem Steine haben sich laut dem Mediziner zu einem enormen gesundheitlichen Problem entwickelt. In Österreich sind etwa acht Prozent der Bevölkerung betroffen. „Das heißt, einer von elf Österreichern ist Steinträger“, verdeutlichte Andreas Reissigl die Dimension. Auch im Landeskrankenhaus Bregenz steht jeden Tag mindestens eine Steinentfernung an. Das gehäufte Auftreten liegt in einem sogenannten übersättigten Harn begründet. Was nichts anderes heißt, als dass vorrangig Lebensstilfaktoren dafür verantwortlich sind, also Überernährung, erhöhte Blutfett- und Cholesterinwerte, Diabetes, Gicht, Bewegungsmangel, Stress und zu wenig Flüssigkeit. Oft blockieren Steine den Harnabfluss, was zu schmerzhaften Nierenkoliken führt. Die Erstbehandlung beinhaltet eine schmerz- und krampflösende Therapie.

Laser oder Stoßwellen

Dann gilt es zu entscheiden: warten, bis der Stein von selbst abgeht – ob er das tut  hängt von Größe und Lage ab – oder ihn operativ entfernen. Das geschieht in der Regel mittels Stoßwellen oder Laser, wobei die Laserzertrümmerung eine höhere Erfolgsrate aufweist als die Stoßwellentherapie. Auch der Zeitfaktor spielt dabei eine Rolle. Reissigl: „Je früher die Intervention erfolgt, umso besser das Ergebnis.“ Große Steine müssen meist mittels Punktion der Niere herausgeholt werden. Nach seiner Entfernung wird der Stein zudem noch chemisch analysiert, um mit angepassten Maßnahmen weitere Steinbildungen zu vermeiden. Größer als Nierensteine sind Blasensteine. Sie bilden sich aufgrund von Infekten oder Entleerungsstörungen.

Gründliche Behandlung

Auch Verletzungen nach Sport- und Verkehrsunfällen können Blut im Harn bedingen. Ein dringender Rat des Urologen: Nie mit voller Blase eine Autofahrt unternehmen. Denn schon der kleinste Schlag kann zu einem Blasenriss führen. Ebenfalls sehr anfällig zeigt sich die Blase für Entzündungen. „Die Blasenentzündung ist die häufigste Entzündung des Harntraktes und des Körpers überhaupt“, merkte Andreas Reissigl an.

Im Steigen begriffen ist außerdem die Zahl der Nierenbeckenentzündungen. Warum es diese Entwicklung gibt, liegt noch im Dunkeln. Vor allem bei jungen Mädchen kommt diese schmerzhafte Erkrankung oft vor. „Sie muss unbedingt antibiotisch und gründlich behandelt werden“, betonte der Arzt, da sonst eine Sepsis auftreten kann. Wird die Vergiftung zu spät erkannt, sind die Folgen dramatisch und mit einer Sterberate von 70 Prozent verbunden.

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