Neue Technik für Herzkranke

Gesund / 22.04.2016 • 09:02 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Primar Frick und OA Gappmaier mit Patientin (v. l.). Fotos: khbg
Primar Frick und OA Gappmaier mit Patientin (v. l.). Fotos: khbg

Erster kabelloser Herzschrittmacher in Vorarlberg implantiert.

Feldkirch. Erstmals in Westösterreich wurde kürzlich in der Abteilung für Kardiologie am Landeskrankenhaus Feldkirch ein kabelloser Herzschrittmacher implantiert. Der 86-jährigen Patientin geht es gut, sie ist stolz, als Erste das Gerät erhalten zu haben. Diese neueste Entwicklung in der Kardiologie bietet für die in Frage kommenden Patienten viele Vorteile: Die Implantation erfolgt schonend als lokale Therapie und ohne Anästhesie, ein Batteriewechsel ist nicht nötig, und der kabellose Schrittmacher ist auch für MRT-Untersuchungen tauglich.

Nur ein kleiner Schnitt

Ein Herzschrittmacher ist ein wichtiges Hilfsmittel für Menschen, deren Puls zu langsam wird. Er kommt auch bei bestimmten Herzrhythmusstörungen zum Einsatz. Fällt der Taktgeber aus, unterstützt der Herzschrittmacher in Form von nicht spürbaren elektrischen Impulsen. „Die üblichen Herzschrittmacher werden mittels Operation implantiert: Das Aggregat wird unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt und der Impuls über ein Kabel bzw. eine Sonde in die Herzkammer geleitet. Nach acht bis zehn Jahren wird die Batterie operativ ausgetauscht“, erklärt Primar Matthias Frick, Leiter der Kardiologie im Landeskrankenhaus Feldkirch.

Beim kabellosen Herzschrittmacher ist nur ein kleiner Schnitt in der Leiste notwendig. „Mit Hilfe von radiologischer Bildgebung führen wir den Schrittmacher über die Vene direkt in die Herzkammer, wo er dann verhaftet bleibt und die lebenswichtigen Stromimpulse ausschickt“, beschreibt Frick den Vorgang. Der kabellose Herzschrittmacher hat die Größe einer 1-Euro-Münze, für die Implantation ist keine Anästhesie notwendig. Impulse werden mehr als zehn Jahre ausgesendet, danach kann der Schrittmacher aufgrund seiner geringen Größe in der Herzkammer verbleiben und, wenn nötig, ein weiterer implantiert werden. Das heißt, es ist kein Batteriewechsel notwendig. Der kabellose Herzschrittmacher eignet sich derzeit allerdings nicht für alle Patienten. Implantiert wird er älteren Personen mit einer Herzrhythmusstörung, die maximal eine Sonde benötigen. Frick rechnet mit 10 bis 15 Patienten pro Jahr. Die Patienten werden in die Kardiologie überwiesen, entweder von den Abteilungen für Innere Medizin oder niedergelassenen Kollegen.

In USA gelernt

Der kabellose Schrittmacher wurde von OA Wolfgang Gappmaier implantiert. Er selbst hat die Methode der Implantation im Rahmen einer Schulung in den USA erlernt. „Die Implantation dauert maximal 45 Minuten und erfolgt nach Diagnosestellung innerhalb weniger Tage“, berichtet Gappmaier. Im ersten Halbjahr finden zwei Kontrollen statt, danach wird der Schrittmacher einmal jährlich kontrolliert. Ein weiterer Vorteil ist für die Feldkircher Kardiologen auch, dass der kabellose Herzschrittmacher bei MRT-Untersuchungen absolut kein Problem darstellt und diese bildgebende Diagnosestellung nicht behindert.

Zuweisende Kardiologen, Internisten und Kollegen aus den Vorarlberger Krankenhäusern werden Anfang Mai eingeladen, sich über den kabellosen Herzschrittmacher zu informieren.

Der Herzschrittmacher hat die Größe einer 1-Euro-Münze.

Matthias Frick
Klein und unscheinbar nimmt sich der neue Herzschrittmacher aus, doch er spielt alle Stücke.
Klein und unscheinbar nimmt sich der neue Herzschrittmacher aus, doch er spielt alle Stücke.

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