Kein Kampf, sondern Wollen

Gesund / 07.04.2017 • 08:38 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Gerne signierten Kurt Gerszi (l.) und Peter Schröcksnadel die Bücher. Foto: patrick säly photography
Gerne signierten Kurt Gerszi (l.) und Peter Schröcksnadel die Bücher. Foto: patrick säly photography

Neues Buch von Kurt Gerszi über Schlaganfallpatienten und Spitzensportler.

Tschagguns. (VN-mm) Er kämpft nicht, er will. Und meistens bekommt Kurt Gerszi (56) das, was er möchte. Aber nicht, weil er seit einer Hirnblutung schwer gehandicapt ist, sondern weil er energisch für seine Sache eintritt. Das überzeugte sogar ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, bei dem Gerszi um ein Vorwort für sein neues Buch „Ein unfairer Vergleich“ angefragt hatte. „Er rief einfach an“, erzählte Schröcksnadel. Das imponierte ihm ebenso wie die Tatsache, dass Kurt Gerszi einer ist, der sich nicht unterkriegen lässt und ständig daran arbeitet, seine Situation zu verbessern. Und deshalb nahm Peter Schröcksnadel auch die Einladung zur Buchpräsentation in Tschagguns an.

Hilfe annehmen

Nach „Riss im Leben“ ist „Ein unfairer Vergleich“ das zweite Buch von Kurz Gerszi. Es entstand aus der Diplomarbeit, die der Tschaggunser im Rahmen seiner Ausbildung zum Mentaltrainer verfasste. Es handelt von Schlaganfallpatienten und Spitzensportlern, wobei der Vergleich so unfair gar nicht ist. Beide müssen, sei es Krankheit oder Verletzung, wieder einen Weg finden, der sie in den Alltag zurückführt. „Es liegt sehr viel im eigenen Willen, dieses oft schwierige Unterfangen zu schaffen“, sagte Peter Schröcksnadel. Athleten könnten von Menschen wie Kurt Gerszi lernen, nicht aufzugeben. Und jeder sollte Hilfe annehmen und diese nützen, um zurück ins Leben zu kommen. Gerszi wiederum machte klar: „Ein Schlaganfall kann jeden treffen, egal wie fit man ist.“

Bei Kurz Gerszi war es knapp. Nur die schnelle Reaktion seiner Frau Gabi rettete ihm das Leben. Das er anfangs aber nicht mehr wollte. Schließlich hatte es ihn zum Pflegefall gemacht. Doch irgendwann kippte der Schalter wieder auf die andere Seite. 2013 gründete Gerszi den Selbsthilfeverein „Net lugg lo!“, eine Interessenvertretung für Menschen mit erworbener Hirnverletzung sowie deren Angehörige. Bürgermeister Herbert Bitschnau bekannte anlässlich der Buchvorstellung, dass Menschen mit Kurz Gerszi für die ganze Talschaft wichtig sind. Er habe schon vieles angeregt, unter anderem die Anordnung von Parkbänken im richtigen Abstand, damit sie auch zu Übungszwecken verwendet werden können.

Bei der Alpinale vertreten

Ein besonderes Anliegen ist Gerszi jedoch die Selbsthilfegruppe, die inzwischen über 60 Mitglieder zählt und auch in Lustenau einen Ableger hat. So geht beispielsweise der gesamte Erlös aus dem Verkauf des Buches an den Verein. Die Versteigerung eines von Marcel Hirscher signierten Skihelms spülte zusätzlich 440 Euro in die Vereinskasse.

Auch die Aufklärung liegt Kurt Gerszi am Herzen. Dafür organisiert er jedes Jahr im Herbst eine Podiumsdiskussion zum Thema Schlaganfall. Heuer wird sie am 16. November stattfinden. Im kommenden Jahr ist die Teilnahme an der Alpinale mit einer Dokumentation über das Leben nach einem Schlaganfall geplant. Gerszi verspricht ein künstlerisch gestaltetes Werk. Außerdem will er gemeinsam mit einem Forscher aus Vorarlberg ein weiteres Buch verfassen, in dem es um komplementärmedizinische Anwendungen und Therapien geht.

Kurt Gerszi mit seiner Frau Gabi, die ihn in allen seinen Plänen und Vorhaben tatkräftig unterstützt.
Kurt Gerszi mit seiner Frau Gabi, die ihn in allen seinen Plänen und Vorhaben tatkräftig unterstützt.

Kontakt Selbsthilfegruppe: E-Mail: kg@net-lugg-lo.at und
www.net-lugg-lo.at

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