Hans Concin

Kommentar

Hans Concin

Hitze und Herz

Gesund / 28.04.2017 • 09:07 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Wechselbeschwerden können sehr mannigfaltig sein. Am häufigsten sind Hitzewallungen mit und ohne Schweißausbrüche und Trockenheit von Haut und allen Schleimhäuten. Aber auch Durchschlafstörungen, Herzklopfen ohne einen organischen Befund, Atemnot, reduzierte psychische Belastbarkeit, depressive Verstimmungen, Nervosität, Gedächtnisstörungen, beschleunigter Knochenabbau, Verdickungen und Schmerzen der Fingergelenke und viele andere Beschwerden können als Folge des Östrogenabfalls auftreten. In erster Linie werden Wechselbeschwerden als Störung der Lebensqualität empfunden und nur wenn sie sehr stark ausgeprägt sind als Gefährdung der Gesundheit.

In neuerer Zeit verdichten sich allerdings Hinweise, dass vor allem früh einsetzende Hitzewallungen für die betroffenen Frauen ein erhöhtes Risiko für spätere Herzkrankheiten bedeuten. Neben der beeinträchtigten Lebensqualität bekommen Wechselsymptome damit auch eine prognostische Bedeutung. Grundsätzlich sind Frauen, was ihre Herzgesundheit betrifft, gegenüber den Männern deutlich günstiger dran, mit zunehmendem Alter reduziert sich dieser Geschlechtsvorteil aber immer mehr und erreicht im hohen Alter fast das Niveau von Männern. Nun zeigt sich, dass früh auftretende Hitzewallungen ein Hinweis für eine gestörte Funktion von Blutgefäßen sein kann, völlig unabhängig von den üblichen bekannten Herz-Kreislauf-Risikofaktoren. Das ist neu und verändert die Sichtweise von Wallungen, die bisher als lästig, aber nicht als gesundheitsgefährdend angesehen wurden.

In einer kürzlich von der Nordamerikanischen Menopausegesellschaft (NAMS) veröffentlichten Studie berichten 70 Prozent der Frauen im Wechsel über Hitzewallungen und ein Drittel von häufigen oder starken Wallungen. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch nicht ganz klar. Was wir schon lange wissen ist, dass starke Wechselbeschwerden auch körperlichen und psychischen Stress bedeuten und sich somit ungünstig auf die Gesundheit auswirken können. Die vorliegenden Studienergebnisse sprechen jedoch auch dafür, dass Hitzewallungen ein Symptom von Gefäßstörungen und damit ein Frühsymptom für Herzerkrankungen sein können. Es spricht einiges dafür, Frauen, bei denen Hitzewallungen schon früh oder sehr ausgeprägt auftreten, bezüglich Herzgesundheit genauer zu beobachten und zu untersuchen. Auch wissen wir schon lange, dass eine „ungünstige Gefäßfunktion“ im Wechsel durch Östrogene positiv beeinflusst werden kann.

Diese Befunde stehen im Einklang mit den Ergebnissen der seit 1976 laufenden Krankenschwesternstudie (Nurses Health Study) mit über 121.000 Teilnehmerinnen, die gezeigt hat, dass bei einer frühen Behandlung von Wechselbeschwerden Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit deutlich reduziert sind. Wir wissen heute, dass bei einem frühen Therapiebeginn, unter Vermeidung der Fehler der Vergangenheit, maximal 10 Jahre Therapie und Einsatz von ausschließlich natürlichen Frauenhormonen auch das Brustkrebsrisiko reduziert ist.

Wechselbeschwerden können ein Hinweis für ein erhöhtes Herzrisiko sein.

hans.concin@vn.at
Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Präsident aks Verein

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