Gesundheitsnetzwerk Schule

Die Stadt Bregenz geht bei der Gesundheitsförderung in Pflichtschulen neue Wege.
bregenz. (VN-mm) Es ist keineswegs so, dass sich Kinder nicht für Gesundheit interessieren. Im Gegenteil. „Sie haben eigentlich viel Gesundheitsbewusstsein“, attestiert Michael Rauth zumindest den Bregenzer Pflichtschülern. Die Einschätzung des für die Schulen zuständigen Stadtrats kommt nicht von ungefähr. Seit dem Start des Projekts „Schulische Gesundheitskoordination“ haben sich zahlreiche Mittelschülerinnen und Mittelschüler in Workshops intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, was für sie Gesundheit und Wohlbefinden bedeutet und Vorschläge erarbeitet, wie der Wohlfühlfaktor an ihren Schulen noch verbessert werden kann. „Aufgrund der positiven Erfahrungen werden solche Workshops im Herbst auch an den Volksschulen durchgeführt“, kündigt Projektleiterin Jasmin Dreher an.
Sozialarbeit an Volksschulen
Ebenfalls ab Herbst wird an drei Volksschulen die Schulsozialarbeit eingeführt und erprobt. Diese Aufgabe übernimmt das Institut für Sozialarbeit (IfS). Zusammen mit den Schulärztinnen Sabrina Groß-Robol, Cäcilia Karitnig-Weiß, Tanja Kathrein und Evelyn Wittmann sowie dem Lehrkörper soll auf diese Weise an allen Schulen ein tragfähiges Gesundheitsnetzwerk entstehen. Das auf zwei Jahre ausgelegte Projekt kostet rund 130.000 Euro.
Der Initiative vorausgegangen waren Probleme mit der schulärztlichen Betreuung. „Kein Arzt wollte diese Tätigkeit mehr machen“, erzählt Michael Rauth. Zu wenig Zeit, zu wenig Vergütung. Deshalb griff die Stadt zur Selbsthilfe. „Es sollte etwas sein, das in die Tiefe wirkt“, erklärt Alexandra Kargl von der Abteilung für Gesellschaft und Soziales. So entstand das Projekt „Schulische Gesundheitskoordination“, für das auch die vier Ärztinnen begeistert werden konnten. Sie haben nun mehr Zeit für jeden Schüler, den sie untersuchen, und die Bezahlung erfolgt nach Stunden und nicht mehr wie früher pro Kind. Zudem legte die Stadt einen Stundenpool für Beratungen drauf. „Denn es geht nicht nur um körperliche, sondern auch um psychosoziale Aspekte bei den Kindern“, sagt Kargl.
Rund 2500 Kinder und Jugendliche besuchen in Bregenz eine Pflichtschule. An fünf von zehn Standorten beträgt der Anteil der Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache zwischen 67 und 74 Prozent. Auch der Anteil sozioökonomisch benachteiligter Kinder ist hoch. „Wir wissen, dass zwischen sozioökonomischem Status, Gesundheitsverhalten und Gesundheitszustand gerade bei Kindern ein großer Zusammenhang besteht“, merkt Michael Rauth an. Das Gesundheitsnetzwerk soll mit bedürfnisorientierten Vorsorge- und Interventionsmaßnahmen ausgleichend wirken. Dazu werden Schüler, Eltern und Fachpersonen systematisch einbezogen.
Kompetente Unterstützung
Insgesamt 56 Schülerinnen und Schüler taten ihre Wünsche an den Lebensraum Schule bereits kund. „Dabei stellten sie ihren Schulen ein gutes Zeugnis aus“, freut sich Jasmin Dreher. Bestehende Angebote wie Schulsozialarbeit, Sportwochen und gesunde Jause werden geschätzt, die jungen Leute sahen aber auch Verbesserungsbedarf. Ein großes Anliegen sind beispielsweise mehr Bewegungsmöglichkeiten im Unterricht und in den Pausen. Wichtig ist den Schülern auch eine kompetente Unterstützung durch Lehrer oder andere Vertrauenspersonen bei Problemen wie Mobbing. Basierend auf diesen Ergebnissen werden Gesundheitsteams an den Schulen initiiert. Den Auftakt machte die Neue Mittelschule Rieden, wo als Erstes die Organisation einer gesunden Jause ab Herbst sowie die stärkere Integration von Ernährungsthemen in den Unterricht vorgesehen ist.
Gefördert wird das Projekt aus den Mitteln „Gemeinsame Gesundheitsziele“, vom Gesundheitsförderungsfonds Vorarlberg sowie der Landeshauptstadt Bregenz.
Die Schüler stellten ihren Schulen ein gutes Zeugnis aus.
Jasmin Dreher
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