Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Klatsch statt E-Mails

Gesund / 11.08.2017 • 09:43 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Es mutet zuweilen schon schräg an, wie unsere Gesellschaft tickt. Da wird ständig von Burn-out gefaselt und davon, dass die ständige Erreichbarkeit bzw. die eigene Einschätzung, ständig erreichbar sein zu müssen, ein Hauptgrund für das Ausbrennen von Körper, Geist und Seele ist, und dann kommen Meldungen, wonach Menschen, die in Arztpraxen oder Spitalsambulanzen warten müssen, Gratis-WLAN statt Lesezirkel wollen. Einer in Deutschland durchgeführten Umfrage zufolge erwarten Onliner vor allem in Krankenhäusern WLAN-Hotspots, weil es in diesen Gebäuden noch zu viele Funklöcher gebe. Der Imagegewinn, der mit diesem Angebot verbunden sein soll, wird mit 87 Prozent angegeben.

Das kann nun jeder glauben oder nicht. Doch irgendwie passt das zumindest für mich nicht zusammen. Möglicherweise bin ich diesbezüglich etwas altmodisch, aber es stellt sich die Frage, ob wir tagtäglich nicht eh genug vor Computern, Tablets und anderen elektronischen Geräten hocken. Vermutlich nicht. Sonst würden nicht auch Seilbahngondeln und öffentliche Verkehrsmittel mit WLAN für alle ausgerüstet. Wird der Zug der Zeit sein. Irgendwann fährt er vielleicht wieder in die andere Richtung, und wir müssen Orte der Stille einrichten. Obwohl: Still ist es jetzt schon, weil fast jeder nur noch auf sein Handy starrt. Wollen wir eine solche Ruhe wirklich? Sogar als Patienten? Nicht, dass ich Lesezirkel für eine hochstehende Lektüre halte. Doch ein bisschen Klatsch zwischendurch ist mit Sicherheit besser fürs Gemüt als so manche E-Mail.

marlies.mohr@vn.at

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