Kleine Kinderrücken brauchen auch die richtige Schultasche

Beim Kauf sollte einiges beachtet und das Kind auf jeden Fall mitgenommen werden.
Wien. In wenigen Wochen beginnt für viele Kinder wieder der Schulalltag. Vorher heißt es aber noch, die richtige Schultasche zu finden. Es ist wichtig, auf die Ergonomie zu achten und Haltungsschäden zu vermeiden. Ergonomie bedeutet, dass eine Schultasche eine optimale Passform haben muss, um den Rücken des Kindes möglichst wenig zu belasten. Eine junge Wirbelsäule reagiert besonders empfindlich auf Fehlbelastungen, und dies kann neben mangelnder Bewegung ein Grund für Rückenschmerzen sein. Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) empfiehlt daher, die Schultasche grundsätzlich gemeinsam mit dem Kind zu kaufen und Probe zu tragen. Ebenfalls wichtig ist die individuell passende Einstellung der Schultasche für das Kind.
Beim Kauf zu beachten:
» Eine Schultasche mit 15 Litern Innenvolumen soll nicht mehr als 1,2 kg Leergewicht haben.
» Entsprechende Innenfächer sollten dafür sorgen, dass das Gewicht beim Packen gleichmäßig auf dem Rücken verteilt werden kann.
» Für Tragegurte gilt: zumindest 4 cm breit, ausreichend gepolstert sowie einfach und rasch zu verstellen.
» Auch die Position auf dem Rücken ist wesentlich: beide Tragegurte verwenden (straff ziehen), und die Oberkante der Schultasche schließt auf Höhe der Schultern ab.
„Darüber hinaus gilt es darauf zu achten, dass die Breite der Schultasche der Breite des Rückens entspricht und nicht breiter ist. Der Rückenteil einer Schultasche sollte zudem aus rutschfestem Material sein und seitlich Erhöhungen (Polsterungen) aufweisen, damit er sich gut am Rücken anpasst“, erklärt AUVA-Expertin Mag. Brigitte-Cornelia Eder. Rucksäcke haben meist ein geringeres Eigengewicht als Schultaschen, daher sind sie bei gleichem Füllgewicht leichter. Der Nachteil ist allerdings ihre oft fehlende Stabilität. Umso wichtiger ist es, Rucksäcke richtig zu packen und in der korrekten Position zu tragen. Umhängetaschen sind eher zu vermeiden, da sie den Rücken einseitig belasten. Wenn sie dennoch zum Einsatz kommen, dann sollten sie abwechselnd links- oder rechtsseitig quer über die Brust getragen werden.
Bewegung im Alltag
Bewegung ist neben der Auswahl der richtigen Schultasche das Um und Auf für einen gesunden Stütz- und Bewegungsapparat, doch leider kommen körperliche Aktivitäten schon bei Kindern häufig zu kurz, weil sie viel zu viel sitzen. Bewegung ist jedoch der Schlüssel zu einer stabilen Wirbelsäule, einer starken Muskulatur, Koordinationsgeschick sowie einem gut funktionierenden Stoffwechsel und Kreislauf. Am einfachsten ist es, Bewegung in den Alltag zu integrieren: Wege zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad (Helm nicht vergessen!) fahren und am Nachmittag bzw. Wochenende Zeit mit den Kindern im Freien einplanen. Die Art der Bewegung sollte aber Spaß machen.
Probe aufs Exempel
Expertinnen des Orthopädischen Spitals Speising haben bezüglich passender Schultaschen sogar die Probe aufs Exempel gemacht, während der Sommermonate Kinder beim Tragen von gefüllten Schultaschen auf einem Laufband klinisch beobachtet und Erkenntnisse anhand einer Videoanalyse gewonnen. Die wichtigsten Ergebnisse fasst die Kinderorthopädin OÄ Karin Riedl so zusammen: „Die perfekte Schultasche, die für alle Kinder passt, gibt es nicht. Entscheidend sind vielmehr die richtige Einstellung und das richtige Tragen der Taschen.“
Höhenverstellung ist sinnvoll
Richtige Einstellung: Dazu gehört, dass Eltern regelmäßig den Sitz der Tasche am Rücken des Kindes kontrollieren: Die Schultasche muss möglichst nahe am Rücken anliegen, und die Unterkante der Tasche soll sich in der Höhe der Hüfte befinden. „Der Tornister darf also nicht bis über das Gesäß reichen“, sagt Riedl. Von Vorteil sind daher jene Schultaschen, bei denen der Rückenteil höhenverstellbar ist. Denn, das Kind wächst, und damit ist eine Verlängerung der Tasche im Laufe der Volksschuljahre sinnvoll.
Leicht und „beidschultrig“
Zum richtigen Tragen zählt das beidseitige Schultern. „Die Schultasche an einer Schulter hängen zu lassen, ist vielleicht cool, aber ungesund.“ Und: das Gewicht der gefüllten Tasche darf nicht zu hoch sein. Empfohlen ist ein Anteil (Eigengewicht der Tasche plus Schulsachen) von rund 17 Prozent des Körpergewichts; schwerere Lasten sind zwar keineswegs empfohlen, jedoch wäre, sollte es einmal wirklich nötig sein, eine Last von bis zu 30 Prozent des Körpergewichts bei einem 10-minütigen Schulweg medizinisch unbedenklich, resümiert die Kinderorthopädin. Welche Eigenschaften sollen Schultaschen generell haben? Die Expertinnen, die die klinische Beobachtung durchführten, neben Riedl sind dies die Ergotherapeutinnen Doris Taurok und Stefanie Haider, plädieren für Quergurte an der Tasche. Die zwei Schulterriemen sollen also durch einen Brustgurt und einen Hüftgurt miteinander verbindbar sein. Beim Tragen der Ranzen sind diese Gurte immer zu schließen. So verteilt sich die Gewichtslast optimal.
Werden die Kinder größer, sollte regelmäßig überprüft werden, ob der Hüftgurt noch am Becken aufliegt und Gewicht der Tasche übernimmt. Sitzt der Gurt nämlich zu hoch, verliert er seine Funktion, und der Bauch des Kindes wird unangenehm eingeschnürt. Zum Schulterriemen: Zu breite Träger können besonders bei vollen Schultaschen auf die Nackenmuskulatur drücken und Verspannungen oder Kopfschmerzen auslösen.

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