„Doc, wann kann ich wieder sporteln?“

Wer nach einer Verletzung zu früh mit sportlichen Aktivitäten beginnt, riskiert nur weitere Probleme.
Dornbirn Welch schöne Premiere zum Auftakt der neuen MedKonkret-Veranstaltungsreihe: Erstmals marschierte geschlossen eine Fußballmannschaft auf. Aber nicht irgendeine. Angeführt von Trainer Bernhard Summer verfolgten die Damen des FFC Vorderland, die seit heuer in der Frauen-Bundesliga spielen, gespannt den Vortrag von Primar René El Attal zum Thema Sportverletzungen. „Wir haben einige Rekonvaleszente in unseren Reihen. Zudem geht es uns um die Vorbeugung“, erklärte Summer. Viele der Besucher lobten diese Initiative als vorbildhaft. „Andere Vereine könnten sich da eine Scheibe abschneiden“, meinte eine Dame.
Positive Wirkungen
Auch an den erhofften fundierten Informationen mangelte es nicht. René El Attal, Leiter der Unfallchirurgie im Landeskrankenhaus Feldkirch, redete eingangs intensiv dem Sport als wichtigstem Faktor für ein gesundes Altern das Wort. „Die Vorteile sportlicher Aktivitäten überwiegen eindeutig“, betonte er. Und: Ärztlich begleitet geht Sport sogar als Medizin durch. Sport wirkt aber auch lebensverlängernd, wie Studien mit Läufern bestätigten. „Am größten sind die positiven Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System“, berichtete der Facharzt für Unfallchirurgie, Orthopädie und Traumatologie. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Wirkung auf die Psyche. Depressionen beispielsweise lassen sich mit sportlichen Aktivitäten verhindern oder zumindest günstig beeinflussen. Wer sich bewegt, riskiert allerdings auch Verletzungen. Mit Abstand am häufigsten betroffen ist laut El Attal das Knie.
Seine Aufgabe als Sporttraumatologe liegt darin, den Patienten möglichst rasch wieder zum Sport zu bringen. Gleichzeitig schürt die moderne Medizin bei vielen hohe Erwartungshaltungen. „96 Prozent der Betroffenen erwarten, dass sie das gleiche Niveau wie vorher erreichen“, zitierte der Primar aus einschlägigen Untersuchungen. Doch dem ist bei weitem nicht so. Nach einem Riss des vorderen Kreuzbandes etwa schaffen dieses hehre Ziel gerade einmal 63 Prozent. Dazu kommt es in fast 20 Prozent der Fälle zu einem neuerlichen Riss, bei 25 Prozent der Patienten reißt das Kreuzband auch noch auf der anderen Seite. „Es ist im Sinne der Patientenzufriedenheit wichtig, diese Fakten schon vorher zu bereden“, betonte El Attal. Denn je nach Verletzung und Sportart könne eine Rückkehr zum Sport sehr lange dauern und mit Schmerzen verbunden sein. „Das müssen die Patienten wissen.“ Wer nach einer Muskelverletzung zu früh beginnt, riskiert Narben im Muskelgewebe und erneute Probleme.
Erfolgsfaktor Physiotherapie
Sportler schlagen sich vor allem mit Prellungen, Zerrungen, Bänderrissen, Sehnen- und Muskelverletzungen sowie Frakturen herum. Die klinische Untersuchung kann bereits 90 Prozent der relevanten Informationen liefern. Zusätzliche Bestätigungen bringen Sonografie, Röntgen, MRT und CT. Auch Spezialuntersuchungen wie Gang- und Bewegungsanalysen gewinnen an Bedeutung. Was möglich ist, wird konservativ, also ohne operativen Eingriff, behandelt. „Die Physiotherapie ist ein entscheidender Erfolgsfaktor nach Sportverletzungen“, kann El Attal der Aussage eines Kollegen, er lasse sich eine gute Operation nicht durch eine Physiotherapie kaputt machen, wenig abgewinnen.
Die Frage „Doc, wann kann ich wieder sporteln?“ lässt sich inzwischen durch funktionelle Tests einfacher beantworten. Seit Kurzem steht in Frastanz eine sogenannte Testbatterie dafür zur Verfügung. Gleichzeitig läuft im LKH Feldkirch eine österreichweite Studie, bei der eine neue Methode zur Behandlung von Kreuzbandrissen erprobt wird. Naht statt Rekonstruktion gilt jetzt. Diese Technik soll eine schnellere Genesung ermöglichen.
Zum Schluss legte René El Attal den Besuchern ans Herz: „Betreiben Sie Sport mit Maß, Ziel und Freude, und vermeiden Sie Überlastung.“ VN-MM
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