Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Es lohnt sich, aufzustehen

Gesund / 13.10.2017 • 09:54 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Unlängst schickte ich meinem Sohn zu mitternächtlicher Stunde eine WhatsApp-Nachricht. „Schalt endlich den Fernseher aus und geh ins Bett“, tippte ich schlaftrunken in mein Handy. „Zu laut?“, kam es fragend zurück. „Nein, aber spät.“ Kurz darauf war Ruhe in der Bude. Ob er denn immer stundenlang Fußball spielen müsse, wollte ich am nächsten Morgen wissen. Er habe nicht gezockt, sondern sich politisch weitergebildet, berichtigte er mich treuherzig. Aha. Er habe sich eine Wahlsendung angesehen. „Und weißt du nun, wen du wählen wirst?“, bohrte ich weiter. „Nein, jetzt noch weniger“, lautete die prompte Antwort.

Ich kann’s verstehen. Was da tagtäglich an verbalen Luftblasen abgelassen wurde, überstieg das Maß des Erträglichen. Dazu die plakatierten Botschaften mit den immer gleichen Versprechungen, die das Einstampfen der Wahlplakate genau so wenig überleben wie manche Politiker. Dem Slogan „Jetzt. Oder nie.“ folgend wäre ich geneigt zu sagen: „Dann nie!“ Aber das ist auch keine Lösung. Wer sich vor einer Entscheidung drückt, muss nehmen, was kommt. Siehe Volksabstimmung zum Bundesheer, siehe Brexit. Hinterher zu jammern ist für die Katz‘. Also werde ich, wie bei jedem Urnengang, auch diesmal meinen Nachwuchs aus dem sonntäglichen Tiefschlaf scheuchen. Demokratie ist schließlich ein wertvolles Gut. Dafür lohnt es sich, aufzustehen. In jeder Hinsicht.

Marlies Mohr

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