Mit Vorurteilen behaftet

Gesund / 13.10.2017 • 09:54 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Grübeleien und gedrückte Stimmungslagen sollten unbedingt ernstgenommen werden.VN&Steurer
Grübeleien und gedrückte Stimmungslagen sollten unbedingt ernstgenommen werden.VN&Steurer

Primar Jan Di Pauli klärt über Fakten und Mythen der Depression auf.

Feldkirch Die Depression zählt zu den häufigsten Erkrankungen. Rund zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung leiden daran. „Die Krankheit verstehen, erleichtert den Umgang“, sagt Primar Jan Di Pauli, Chefarzt im Landeskrankenhaus Rankweil. Beim MedKonkret-Vortrag am Dienstag, 17. Oktober 2017, wird er über Fakten und Mythen der depressiven Störung aufklären. Die Veranstaltung findet im Panoramasaal des LKH Feldkirch statt. Vor Beginn ist die Firma Neuroth wieder mit kostenlosen Hörtests vertreten.

Oft spät erkannt

Die Depression ist eine psychische Erkrankung, die sich durch eine gedrückte Stimmungslage, verminderten Antrieb und Interesselosigkeit bemerkbar macht. Hinzu kommen häufig körperliche Symptome wie Appetitlosigkeit und Schlafstörungen. Die Betroffenen sind in ihrer Lebensgestaltung eingeschränkt und schaffen es nicht mehr, ihren Alltag zu bewältigen. Sie grübeln oft und neigen zu Suizidgedanken. Obwohl das Risiko, einmal im Leben an einer Depression zu erkranken, bei 20 Prozent liegt, wird sie noch immer unterschätzt, oft erst spät erkannt und nicht ausreichend behandelt. „Das liegt sicher auch an den Vorurteilen, mit denen diese Krankheit behaftet ist“, meint Jan Di Pauli. Denn häufig werde sie als Schwäche ausgelegt. „Reiß dich zusammen“ heißt es dann. Solche Aussagen können zwar gut gemeint sein, helfen jedoch nicht. „Eine spezifische Therapie und Abklärung ist notwendig“, betont der Experte. Zur Abklärung gehört auch der Ausschluss einer organischen Ursache wie etwa Schilddrüsenunterfunktion oder Blutarmut.

Medizinisch gesehen sind die Ursachen der Depression noch nicht restlos geklärt. Sicher spielt eine Dysbalance von Botenstoffen im Gehirn eine Rolle. Es gibt biologische, soziale und psychologische Faktoren, welche die Krankheit verursachen und aufrechterhalten. Die Experten sprechen in diesem Fall vom Bio-Psycho-Sozialen-Modell. Neben einer genetischen Vulnerabilität, der Kindheitsentwicklung und frühen Erfahrungen spielen Ereignisse, die den Lebenslauf verändern, eine besondere Rolle. Dies kann der Tod des Partners, eine berufliche Veränderung oder die Pensionierung sein.

Angehörige einbinden

Die Therapie besteht meist aus einer Medikation mit Antidepressiva in Kombination mit einer Psychotherapie. Bei leichter Ausprägung kann auch eine Gesprächstherapie reichen. Meist kann die Behandlung ambulant beim niedergelassenen Facharzt durchgeführt werden. In bestimmten Fällen ist jedoch eine stationäre Aufnahme erforderlich, wenn beispielsweise die Symptome so ausgeprägt sind, dass der Betroffene sich im Alltag nicht mehr versorgen kann oder die lebensmüden Gedanken zu stark werden. Die Angehörigen sollten in die Therapie eingebunden werden. „Wichtig ist, dass die Angehörigen lernen, die Krankheit zu verstehen und wie sie die Betroffen unterstützen können. Sie müssen aber auch wissen, wie sie sich selbst helfen können, um die eigene Erschöpfung zu vermeiden“, so Jan Di Pauli.

MedKonkret

Depression Fakten und Mythen der depressiven Störung

Referent Primar Jan Di Pauli, LKH Rankweil, Erwachsenenpsychiatrie

Termin Dienstag, 17. Oktober 2017, Panoramasaal LKH Feldkirch

Beginn 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr

Eintritt frei, auch das Parken in der LKH Tiefgarage ist für MedKonkret-Besucher frei

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.