Wenn das Maß endgültig voll ist

Gesund / 27.10.2017 • 10:12 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das böse Erwachen kommt erst am nächsten Tag, wenn die jungen Leute die Tragweite ihres Handels begreifen.caritas
Das böse Erwachen kommt erst am nächsten Tag, wenn die jungen Leute die Tragweite ihres Handels begreifen.caritas

Schon Elfjährige mit zu viel Alkohol im Krankenhaus gelandet.

Feldkirch Seit zehn Jahren sind Vertreter der Caritas zur Stelle, wenn junge Menschen mit einer Überdosis an Alkohol oder illegalen Substanzen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bislang wurden 856 junge Mädchen und Burschen auf diese Weise kontaktiert, wobei sechs von zehn Jugendlichen männlich waren. „Das Zeitfenster ist sehr kurz, in dem die Jugendlichen bereit sind, ein solches Gespräch zu führen, deshalb kommen wir direkt ins Krankenhaus“, erläutert Monika Chromy, Fachbereichsleiterin der Caritas. Das Projekt basiert auf einer Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern Bregenz, Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und Bludenz.

Bitteres Erwachen

Spätestens im Krankenhaus kommt für sie das bittere Erwachen: Jugendliche, die in Partylaune zu viel Alkohol und illegale Substanzen konsumiert haben und im Vollrausch stationär eingeliefert werden. Tags darauf sind sie meist gequält von den körperlichen Folgen, von Verzweiflung und Scham. Dieses Zeitfenster nutzt die Suchtfachstelle der Caritas vor Ort, um mit den Jugendlichen über ihren Alkoholkonsum ins Gespräch zu kommen und sie zu beraten. „Bei knapp einem Viertel der bisher erreichten Jugendlichen wurde eine Mischintoxikation festgestellt, etwa die Kombination von Alkohol mit THC. Hier sind die Zahlen in diesen zehn Jahren gestiegen“, bilanziert Monika Chromy. „Alarmierend ist auch, wenn die eingelieferten Jugendlichen sehr jung sind, wie es bei einem Elfjährigen der Fall war.“ Und weiter: „Die Wirkung von Alkohol wird oftmals von jungen Leuten unterschätzt, die ihre ersten Erfahrungen damit machen. Auch die Industrie zielt auf die Jugend ab und bringt entsprechend süße alkoholische Getränke auf den Markt, deren Wirkung es in sich hat.“ Eltern empfiehlt Chromy, offen mit ihren Kindern über Alkoholkonsum und –missbrauch zu sprechen. „Es geht nicht darum, Jugendlichen den Konsum von Alkohol ganz zu verbieten, sondern sie über die Gefahren aufzuklären und sie zu sensibilisieren.“

Sichtweisen aufzeigen

Bei knapp der Hälfte der Beratungen waren auch Angehörige des Betroffenen anwesend. „Ziel des Gesprächs ist es, den Umgang mit Alkohol und eventuell anderen Substanzen zu reflektieren, um schlussendlich eine Wiederholung der Situation zu verhindern“, schildert Monika Chromy. Und sie merkt ergänzend an: „Oft sind unsere Gespräche auch Vermittlungsgespräche zwischen Eltern und Jugendlichen, in denen wir gemeinsam eine Basis finden, die Situation zu reflektieren. Es geht darum, die verschiedenen Sichtweisen aufzuzeigen und zu einer konstruktiven Lösung zu kommen.“

Caritas Krankenhausprojekt

856 Kontakte seit Projektstart im Mai

41 Prozent der eingelieferten Jugendlichen waren weiblich, 59 Prozent männlich.

Zwischen 11 und 21 Jahren lag die Altersspanne

die meisten eingelieferten Jugendlichen waren zwischen 15 und 17 Jahre alt.

Infos Beratungsstellen in Bregenz, Egg, Kleinwalsertal, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz

 

Kontakt Krankenhausprojekt Monika Chromy, Tel. 05522/200-1737, E-Mail: monika.chromy@caritas.at und www.caritas-vorarlberg.at

Spaß mit Maß und Ziel

Am besten mit alkoholfreien Getränken starten.

Langsam trinken.

Zwischendurch immer wieder Wasser trinken und Alkoholrunden auslassen.

Keinen Alkohol gegen Durst trinken (auch kein Bier!).

Spirituosen (harte Getränke) und Mixgetränke bzw. Alkopops enthalten oft viel Alkohol – schmecken aber nicht danach. Daher: Vorsicht!

Bei Trinkspielen nicht mitmachen. Bei Flatrate-Partys trotz Pauschalpreis beim Alkohol zurückhaltend sein. Dasselbe gilt für die verbilligten alkoholischen Getränke in der „Happy Hour“.

Sich an Freunde und Bekannte halten, die wenig trinken.

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