Klein, aber ganz schön aufgeweckt

Nieren zählen zu den Hochleistungsbetrieben in unserem Körper.
Feldkirch Was klein ist, wird meist nicht beachtet. So geht es den Nieren. Dabei gehören diese Organe zu den „Hochleistungsbetrieben“ im menschlichen Körper. So wird etwa das gesamte Körperwasser sechsmal pro Tag durch die Niere gepumpt. Macht stolze 180 Liter aus. Nieren sind aber auch kluge Organe. Nur, was der Körper nicht braucht, wird über den Harn ausgeschieden. Alles andere holen sich die Nieren zurück. Außerdem sind sie eng mit anderen Organen vernetzt. Durch die Ausschüttung bestimmter Hormone signalisieren diese Organe, was sie benötigen, und die Nieren liefern. Sehr anschaulich beschrieb Primar Karl Lhotta den rund 400 MedKonkret-Besuchern im Panoramasaal des Landeskrankenhauses Feldkirch die Aufgaben der Nieren. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand jedoch die Erhaltung der Nierengesundheit, die Lhotta ein besonderes Anliegen ist. Denn durch einfache Tests ließen sich viele Nierenerkrankungen und damit auch die beschwerlichen Wege der Dialyse und Transplantation vermeiden.
Zu viel bringt nichts
Am Beginn seines Referates beantwortete der Leiter der Inneren Medizin III eine Frage, die vielen unter den Nägeln brennt. Wie viel soll ich trinken? „Damit die Niere arbeiten kann, braucht sie einen halben Liter Flüssigkeit, mehr nicht“, stellte Karl Lhotta klar. Um andere Vorgänge im Körper zu unterstützen empfahl er eine tägliche Trinkmenge von eineinhalb bis zwei Litern. Bewusst mehr zu trinken bringe gesundheitlich nichts. Zu viel Flüssigkeit belastet den Organismus eher. Und: „Es reicht, nach Durstgefühl zu trinken.“ Nachsatz: „Hören Sie einfach auf ihren Körper.“
Aktion „Gesunde Niere“
Danach ging es ans Eingemachte. Chronische Nierenerkrankungen sind häufig. Etwa 12 bis 14 Prozent der Bevölkerung leiden daran. Das sind deutlich mehr als etwa beim Diabetes. Nierenerkrankungen sind auch tückisch, weil sie lange symptomlos verlaufen und gefährlich, weil sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark erhöhen. Gleichzeitig lassen sie sich gut behandeln, wenn sie rechtzeitig entdeckt werden. Primar Lhotta verwies in diesem Zusammenhang auf das in Vorarlberg gestartete Früherkennungsprogramm „Gesunde Niere“. Personen im Alter zwischen 40 und 65 Jahren können sich beim Hausarzt einem kostenlosen Nierenfunktionstest unterziehen. Dabei wird Blut abgenommen und der darin enthaltene Kreatinin-Wert bestimmt. Daraus kann die aktuelle Nierenfunktion berechnet werden. Noch wichtiger ist die Harnprobe. Sie gibt Aufschluss über den Eiweißgehalt. „Schon kleinste Mengen von Albumin liefern Hinweise auf eine Schädigung des Nierenfilters“, erklärte Lhotta.
Als Folgen von Nierenschädigungen listete der Nephrologe unter anderem Wassereinlagerungen, Herzversagen, Blutarmut, Knochenstörungen und Gefäßverkalkungen auf. Ist die Erkrankung schon fortgeschritten, bleibt nur noch die Nierenersatztherapie in Form der Dialyse oder eine Transplantation. Allerdings sind laut Lhotta lediglich 25 Prozent der Dialysepatienten für einen solchen Eingriff geeignet. Steht eine Transplantation an, ist eine Lebendspende die beste Option.
Zum Wohle der Nieren
Bei einer akuten Nierenschädigung kommt es innerhalb weniger Tage zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen. Häufigster Grund für ein solches Ereignis ist eine Minderdurchblutung der Niere. „Das sind schwerstkranke Menschen“, verdeutlichte Karl Lhotta das Ausmaß. Er sprach von 1000 bis 2000 Fällen pro Jahr, 70 bis 100 Betroffene müssen vorübergehend an die Dialyse. Risikofaktoren sind das Alter, Vorerkrankungen und Medikamente wie Rheumamittel und Blutdrucksenker. Bei Erbrechen, Durchfall und fiebrigem Infekt sollten diese Mittel nach Rücksprache mit dem Hausarzt so lange ausgesetzt werden, bis sich die Beschwerden gebessert haben.
Ein entsprechender Lebensstil ist übrigens auch sehr zum Wohle der Nieren. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, kein Nikotin und nur wenig Alkohol. Ebenso gilt es, Übergewicht und Bluthochdruck zu vermeiden. VN-MM