. . . und kein Stress mit dem PSA-Wert

Trotzdem sollten Probleme beim Urinieren frühzeitig abgeklärt werden.
Feldkirch „Lassen Sie sich vom PSA-Wert nicht stressen.“ Und: „Sorgen Sie mit Bewegung, genügend Flüssigkeit, gesunder Ernährung und wenig Stress dafür, dass Ihr Immunsystem stark bleibt.“ Diese Botschaften legte Primar Alfred Hobisch den gut 500 MedKonkret-Besuchern im Montforthaus in Feldkirch besonders ans Herz. Denn damit lässt sich auch das Risiko für Prostatakrebs reduzieren. Beim Vortrag selbst ging es zur Hauptsache um das Wasserlassen, das bei Männern im höheren Alter oft durch eine vergrößerte Prostata erschwert wird. Der Leiter der Urologie im Landeskrankenhaus Feldkirch verstand es, das Publikum nicht nur auf informativer Basis, sondern auch mit Humor zu begeistern. Selbst für die Tatsache, dass das starke Geschlecht meist erst auf den letzten Drücker zum Arzt geht, zeigte Alfred Hobisch Verständnis. Wiewohl ihm lieber wäre, dass Beschwerden beim Urinieren früher abgeklärt würden. Deshalb streute er immer wieder Hinweise auf die Wichtigkeit der Prostatavorsorge ein. Und er stellte klar, dass nicht jeder erhöhte PSA-Wert gleich ein Karzinom bedeuten muss. Abwarten und beobachten lautet heutzutage die Devise.
Hohe Betroffenheit
Doch zurück zum eigentlichen Thema. In jungen Jahren funktioniert das Wasserlassen wie am Schnürchen. Später dann können, bedingt durch ein gutartiges Wachstum der Prostata, massive Schwierigkeiten auftreten, die auch auf die Lebensqualität schlagen. Laut Primar Alfred Hobisch ist die Hälfte der 60- bis 70-Jährigen von diesem Problem betroffen. Das sind in Österreich immerhin rund 300.000 Männer. Die Ursachen für das plötzliche Wachstum sind nicht geklärt. Einen möglichen Zusammenhang vermutet die Medizin unter anderem mit Atherosklerose (Arterienverkalkung). Das Wasserlassen selbst beschrieb Hobisch als komplexen Vorgang, der zwischen Hirn und Blase abläuft. Da die Prostata ein Teil der männlichen Harnröhre ist, wird diese bei einem Wachstum der Vorsteherdrüse zusammengedrückt. Im Normalzustand wiegt eine Prostata 20 bis 25 Gramm. Dieses Volumen kann sich um 100 und mehr Prozent erhöhen. Dann wird es buchstäblich eng für die Harnröhre, die irgendwann keine Kraft mehr hat, den Urin gänzlich hinauszudrücken. „Es verbleibt ein Restharn in der Blase. Als Folge der gestörten Speicherfunktion wird der Harndrang stärker, und man muss öfter auf die Toilette“, erklärte Alfred Hobisch. Er berichtete von Patienten, die nachts bis zu fünf- und sechsmal von diesem Übel aus dem Bett gejagt wurden.
Gewöhnungseffekt
Die Symptome entstehen meist langsam über Wochen und Monate, ja sogar Jahre. Der Betroffene gewöhnt sich daran, weil der Körper zumindest eine Zeitlang gegensteuern kann. Als Hauptsymptome nannte der Urologe eine gestörte Blasenentleerung, eine Startverzögerung beim Urinieren, einen schwachen Harnstrahl, ein Restharngefühl sowie Harnverhalt, der sehr schmerzhaft ausfallen kann. Eine vergrößerte Prostata macht aber auch Komplikationen, beispielsweise in Form von Blasensteinen, Blut im Harn und Inkontinenz. Auch die Nieren können beeinträchtigt sein.
Die Therapie hängt vom Ausmaß der Beschwerden ab, das im Rahmen einer gründlichen Anamnese ermittelt wird. Bei leichten Problemen ist Zuwarten angesagt. „Gelegentlich tritt eine spontane Besserung ein“, merkte Alfred Hobisch an. Dann gibt es die Möglichkeit der medikamentösen und operativen Behandlung, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass die Prostatavergrößerung mittels Skalpell behoben werden muss, mit dem Alter steigt. Bei der konventionellen Therapie sind Phytopharmaka, also pflanzliche Produkte, sehr beliebt. Zwar gibt es kaum Studien, die handfest einen Erfolg nachweisen. Aber: „Bei manchen wirken sie, und dann ist es gut“, betonte der Arzt. Sogenannte Rezeptorblocker entspannen die Muskelfasern, wodurch die Harnröhre sich weitet und der Harnfluss verbessert. Ihnen wird eine hohe Wirksamkeit beschieden, allerdings senken sie den Blutdruck. Weiters stehen Medikamente bereit, welche die Prostata verhungern und damit schrumpfen lassen.
Test auf Krebszellen
Hilft das alles nichts, ist eine Operation angezeigt. Als goldener Standard gilt nach wie vor die Prostatahobelung. Danach wird jedes einzelne Gewebestück in der Pathologie auf Krebszellen untersucht. Im LKH Feldkirch steht als Alternative auch ein Laser für derartige Eingriffe zur Verfügung. Er kommt jedoch nur bei Männern mit Blutverdünnung zum Einsatz. Ein wichtiger Grund: Weil das Gewebe dabei verkocht wird, kann es nicht auf Krebszellen geprüft werden. Außerdem dauere dieser Eingriff länger.
Zum Abschluss gab es von Primar Hobisch noch einmal den Appell, unbedingt die Prostatavorsorge ab 45 zu nützen. Bei familiärer Belastung sollte dies schon ab 40 geschehen. Die Häufigkeit hängt von den Symptomen und dem PSA-Wert ab. „Prostatakrebs ist eine potenziell tödlich verlaufende Erkrankung und Heilung nur im Frühstadium möglich“, betonte Hobisch. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Selbsthilfeverein Prostatakrebs, der wertvolle Unterstützung für Betroffene leistet. VN-MM