Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Ein echter Giftpfeil

Gesund / 09.03.2018 • 09:24 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Mark Twain hat einmal gesagt, der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen sei der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. In diese Kategorie lässt sich auch die Diskussion um die „Herdprämie“ einordnen. Da wurde ein echter Giftpfeil abgeschossen. Was mich ärgert, ist der Umstand, dass mit diesem Begriff praktisch alle Frauen, die ihre Kinder zu Hause betreuen, ins Eck gestellt werden und ihnen jede Entscheidungskompetenz abgesprochen wird.

Ich bin die Letzte, die sich Frauen zurück an den Herd wünscht. Ich habe mir ebenfalls die Freiheit genommen, neben den Kindern zu arbeiten. Aber es sollten jene respektiert werden, die das nicht tun wollen. Ich maße mir auch nicht an, zu beurteilen, ob außerhäuslich betreute Kinder schlechtere Menschen werden. Das ist auch so ein Punkt, der mich in dieser Debatte immer wieder stört, weil er die engagierte Arbeit der Kinderpädagoginnen in Grund und Boden stampft. Ganz abgesehen davon: Was sind schon 300 Euro im Jahr. Nichts, von dem man auf großem Fuß leben könnte. Wir dürfen also ruhig davon ausgehen, dass Frauen heutzutage wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie ihre Erwerbsbiografie der Kinder wegen unterbrechen. Deshalb wäre es an der Zeit, endlich an jenen Schrauben zu drehen, die reale Ungerechtigkeiten beseitigen. Wo bleibt der Lohn für gleiche Arbeit, wo die bessere Anrechnung von Kindererziehungszeiten für die Pension? Aber das ist eben ein Bohren in harten Brettern. Da lässt es sich über eine Herdprämie leichter lästern.

Marlies Mohr

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