Neue Hoffnung auf Heilung von Krebs

Intraoperative Chemotherapie jetzt auch am Landeskrankenhaus Feldkirch.
Feldkirch Mit der Bestellung von Prof. Ingmar Königsrainer zum Primar der Chirurgie kann nun auch das Landeskrankenhaus Feldkirch eine neue Methode der Krebsbehandlung anbieten. Konkret geht es um Metastasen am Bauchfell, die etwa als Folge eines Darm- oder Magentumors auftreten. Bislang waren die Aussichten auf Heilung bei einer Peritonealkarzinose meist gering. Besser sieht es dank der sogenannten intraoperativen Chemotherapie (HIPEC) aus, bei der die Zytostatika direkt in den Bauchraum eingebracht und auf 42 Grad erhitzt werden, was ihre Wirkung deutlich erhöht. Allerdings ist HIPEC nicht für jeden Betroffenen geeignet. Es braucht eine genaue Abklärung. Die Experten im Landeskrankenhaus Feldkirch rechnen mit jährlich zehn bis 15 Behandlungen dieser Art.
Ingmar Königsrainer leitet seit Anfang des Jahres die Chirurgie am Landeskrankenhaus Feldkirch. Vorher arbeitete der gebürtige Südtiroler an der Universitätsklinik Tübingen, wo er an über 600 HIPEC-Eingriffen beteiligt war, die Hälfte davon führte er selbst durch. Von seinem neuen Dienstort sagt Königsrainer: „Feldkirch eignet sich bestens für die Durchführung sämtlicher großer viszeralchirurgischer onkologischer Eingriffe, da alle notwendigen Disziplinen im Haus vorhanden sind, die Infrastruktur auf dem neuesten und modernsten Stand ist und deshalb die Patientensicherheit gewährleistet werden kann.“
Enge Kooperation erforderlich
Das alles kam jüngst auch Herrn N. zugute. Bei ihm wurde im Oktober 2017 im Landeskrankenhaus Bregenz notfallmäßig ein Dickdarmtumor entfernt. Zwei Monate später stellte sich heraus, dass der Tumor ins Bauchfell und in die Leber gestreut hatte. Ab diesem Zeitpunkt war klar: Herr N. benötigt im Kampf gegen den Krebs noch weitere Behandlungen. Nach einem fachlichen Austausch zwischen den Ärzten in Feldkirch und Bregenz fiel die Entscheidung für eine Operation mittels HIPEC. „Voraussetzung für die Durchführung dieses multimodalen Therapiekonzepts ist die enge Kooperation von Chirurgie, Onkologie, Anästhesie und Intensivmedizin, Radiologie, Pathologie sowie Labor- und Transfusionsmedizin“, erklärt Primar Königsrainer.
Weniger Nebenwirkungen
Beim Eingriff selbst wird nach Eröffnung des Bauchraums zuerst krebsbefallenes Gewebe entfernt, danach eine auf 42 Grad erhitzte Chemotherapie über Schläuche in den Bauchraum eingebracht, wo sie je nach Krebserkrankung 30 bis 60 Minuten lang zirkuliert. „Der Vorteil ist, dass die Chemotherapie direkt an den erkrankten Bereichen stattfindet, wodurch sich die Nebenwirkungen reduzieren. Außerdem können höhere Zytostatika-Konzentrationen zugeführt werden“, erläutert der Onkologe Primar Holger Rumpold. In manchen Fällen kann eine Entscheidung zur HIPEC erst nach Eröffnung des Bauchraums getroffen werden. Angewandt wird diese Methode bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen des Dickdarms, Magens und des Wurmfortsatzes. Aufgrund der schonenden Methodik lässt sich die Lebensqualität der Betroffenen steigern sowie die Lebensdauer verlängern. Mitunter ist auch Heilung möglich. Herr N. hat die Behandlung gut überstanden, sich rasch erholt und das Krankenhaus bereits verlassen.
„Der Vorteil ist, dass die Chemotherapie direkt an den erkrankten Bereichen stattfindet.“