Nikotin ist ihr größter Feind

Behandlungsmöglichkeiten deutlich verbessert. MedKonkret-Vorträge jetzt zum Nachsehen.
Feldkirch Es war ein Abend mit einigen guten Botschaften. So konnte Primar Peter Cerkl, Leiter der Pulmologie im Landeskrankenhaus Hohenems, unter anderem von Plänen zur Einrichtung einer ambulanten Rehabilitation für Lungenpatienten berichten. Nachsatz: „Ich hoffe, sie kommt wirklich.“ Auch die Behandlungsoptionen bei COPD, Lungenfibrose und Lungenkrebs haben sich seinen Angaben zufolge durch neue Medikamente deutlich verbessert. Und ab sofort gibt es die MedKonkret-Vorträge bei Vorarlberg Online (VOL) unter http://www.vol.at/specials/gesundheit zum Nachsehen und Nachhören.
Für Peter Cerkl höchst erfreulich war der große Besucherandrang. „Es passiert selten, dass bei meinen Fachvorträgen so viele Zuhörer sind“, bemerkte er anerkennend. Tatsächlich erwies sich der Panoramasaal im Landeskrankenhaus Feldkirch einmal mehr als fast zu klein, um alle am Thema Interessierten aufnehmen zu können. Doch in Zeiten, in denen Lungenerkrankungen aus den verschiedensten Gründen immer mehr zunehmen, muss der Informationsbedarf nicht verwundern.
Übertriebene Hygiene
Nach einem Exkurs durch die Anatomie der Lunge, die übrigens durch das Zwerchfell bewegt wird, selbst also ein passives Organ ist, ging es ans Eingemachte. Was setzt der Lunge zu? Welche Präventionsmaßnahmen gibt es, welche Erkrankungen und welche Therapieoptionen? Für diese Fragen hatte Peter Cerkl jeweils ausführliche und vor allem eindeutige Antworten parat. „Im Alltag setzt das Rauchen der Lunge am stärksten zu“, betonte er. Denn Rauchen verursacht auch zahlreiche Krebserkrankungen. „Nikotin ist der schlimmste Schadstoff“, setzte der Pulmologe noch eins drauf. Gleich dahinter kommt der Feinstaub. Je kleiner, umso gefährlicher ist er für die Lunge. Asthma und Allergien belasten das Organ ebenfalls. Beispielsweise können Pollen an Feinstäuben anhaften und auf diese Weise in die Lunge gelangen. Übertriebene Hygiene wiederum fördert Allergien.
Die Prävention fängt laut Cerkl bei der Nikotinabstinenz an. „Da gibt es keine Diskussion.“ Als weitere Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Lunge nannte er das Atemmuskeltraining, jede Form von Ausdauersport, Gewichtsreduktion sowie die Impfprophylaxe. Atemwegserkrankte sollten sich demnach unter anderem gegen Grippe, Keuchhusten und Pneumokokken impfen lassen.
Gute Aussichten bei Lungenfibrose
Was die Erkrankungen betrifft sind die COPD sowie das Asthma das tägliche Brot des Pulmologen. Rund 80 Prozent der Behandlungen entfallen auf diese Leiden. Bei der COPD, die ausschließlich durch Rauchen verursacht wird, sind die Therapieoptionen besser geworden. „Sie ist behandelbar“, sagte Peter Cerkl. Neben Medikamenten sind der Rauchstopp, körperliche Bewegung und eine gute Reha das Um und Auf. Da es im Land keine stationäre Reha für Lungenpatienten gibt, drängt Cerkl vehement auf die Realisierung einer ambulanten Einrichtung. Auch bei Asthma ist es möglich, Beschwerdefreiheit zu erreichen. Statt Kortison kommen dabei immer öfter Antikörper zum Einsatz. Ebenfalls besser geworden sind die Aussichten für Patienten mit Lungenfibrose. Ein irreparabler Entzündungsprozess mit Vernarbungen des Lungengewebes führt zu einem Verlust an Lungenfunktion und beeinträchtigt Betroffene schwer. Bislang gab es kaum Behandlungsmöglichkeiten. Inzwischen stehen zwei Medikamente zur Verfügung. „Ein Anfang ist gemacht“, konstatierte Peter Cerkl zuversichtlich.
Ebenfalls Thema war die Tuberkulose, die in unseren Breiten aber gut behandelbar ist. In Vorarlberg erkranken jährlich 20 bis 25 Personen daran. Beim Lungenkrebs ist die Immuntherapie seit drei Jahren erste Wahl. Allerdings sprechen nicht alle Patienten darauf an. Die Zukunft wird laut Cerkl auch hier die personalisierte Medizin mit einer jeweils individuell zugeschnittenen Therapie sein. VN-MM