Zum Gähnen gut

Von wegen schlechtes Benehmen: Gähnen schafft Wohlbefinden.
Schwarzach Gähnen ist unhöflich, meint zumindest der Volksmund. Ganz anders sieht das Peter Cubasch. Lange hat er systematisch erkundet, was es mit dem Gähnen auf sich hat und dabei festgestellt, dass Gähnen auch Entspannung und Wohlbefinden bringen kann. Sein Wissen fasste der auch in Vorarlberg bekannte Atemlehrer und Psychotherapeut in einem Buch zusammen. Es gibt Einblicke in die Theorie des Gähnens und macht mit einfachen Übungen die nachhaltigen Wohltaten des Gähnens erlebbar. Also von wegen schlechtes Benehmen, wenn jemand gähnt. Aber die Hand gehört trotzdem vor den Mund dabei. „Das hat eine lange Tradition, die sollte beibehalten werden“, meint Peter Cubasch mit einem Schmunzeln.
Auch der Fötus gähnt
Peter Cubasch machte im Land das Lachen bzw. das Lach-Yoga im öffentlichen Raum salonfähig. Noch heute pflegt er eine innige Verbindung zu Vorarlberg, das ihm jetzt aber mehr Urlaubsland geworden ist. Den Hauptwohnsitz unterhält Cubasch in Wien. Zum Gähnen ist er gekommen, weil es ihn als Atemlehrer interessierte und er wissen wollte, warum die Menschen oft nur verstohlen gähnen. Einen Grund ortete er darin, dass unbekümmertes Gähnen meist als schlechte und unhöfliche Angewohnheit gewertet wird. „Dabei tun wir es alle immer wieder, in der Kindheit öfter als im Alter, morgens häufiger als am Abend und in einem langen Leben mehr als 200.000 Mal“, erklärt Cubasch. Sogar der Fötus im Mutterleib gähnt.
Uraltes Erfahrungswissen
Physiologisch gesehen ist Gähnen in erster Linie ein unwillkürlicher, vom Stammhirn ausgehender Reflex. Die Gähnforschung an sich, fachlich Chasmologie genannt, steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. „Sie sucht noch nach den Ursachen und Funktionen dieses besonderen Verhaltens“, sagt Peter Cubasch. Hingegen sei das Erfahrungswissen uralt. „Wir spüren doch am eigenen Leib, wie gut uns das Gähnen tut.“ Demzufolge baut Gähnen Stress ab, belebt und entspannt, stimuliert das Gehirn, hält geschmeidig, jung und gesund. „Außerdem steckt Gähnen fast noch mehr an als Lachen“, bemerkt Cubasch. Deshalb werde auch verstärkt versucht, diesen Effekt therapeutisch zu nutzen, etwa bei psychiatrischen Erkrankungen. Denn Gähnen findet im Gehirn statt, wirkt auf die dortigen Hirnnerven und weiter auf den ganzen Körper. „Es ist wie ein sanftes Dehnen“, bringt es Peter Cubasch auf den Punkt. Ob Gähnen auch Demenz entgegenwirken kann, ist derzeit Gegenstand von intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen.
Das Buch „Gähnen – Der natürliche Weg zu Entspannung und Wohlbefinden“ enthält auch Gähnübungen. Denn Gähnen ist mehr als nur den Mund weit aufreißen. Druckwerk und CD gibt es im Buchhandel, Preis: 20 Euro. VN-MM
„Dabei tun wir es alle immer wieder, in der Kindheit öfter als im Alter.“