Volkskrankheit Allergie
Knapp ein Drittel der Erwachsenen leidet laut Robert-Koch-Institut in Deutschland an einer jemals ärztlich diagnostizierten Allergie. Am häufigsten gesichert sind bei Erwachsenen: Heuschnupfen, Asthma bronchiale, Kontaktekzeme, Nahrungsmittelallergien, Neurodermitis und Urtikaria sowie Insektengiftallergien.
Allergien bei Kindern
Im Kindesalter sind allergische Erkrankungen das häufigste Gesundheitsproblem in Deutschland. Eine große Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) hat bei 22,9 Prozent der Kinder irgendwann eine Allergie festgestellt. Insgesamt waren 40,8 Prozent der teilnehmenden Kinder mindestens für ein Allergen sensibilisiert. Kinder mit Migrationshintergrund oder niedrigerem Sozialstatus haben seltener eine Allergie.
Auch in den USA sind allergische Erkrankungen das häufigste Gesundheitsproblem bei Kindern. Für Österreich gibt es leider keine besonders validen Daten, nach Angaben von Experten leiden 25 Prozent der Österreicher an Allergien. Häufige Allergene sind z. B. Pollen, Tierhaare oder Nahrungsmittel.
Im Bewusstsein der Bevölkerung werden Allergien unterschätzt. Die Forschung befasst sich sehr intensiv mit allen Fragen der Genetik, Epidemiologie, mit Umweltfaktoren, Prävention, Impfungen, Diagnostik und Therapie.
Viele Studien zu den Ursachen der starken Zunahme von Allergien seit den 1950er-Jahren, besonders in der westlichen Welt, finden teilweise widersprüchliche Ergebnisse. Klar nachgewiesen ist der Risikofaktor Vererbung, der sich nicht verändert hat, aber verstärkt „provoziert“ wird. Die Hygienehypothese, die besagt, dass in der Schwangerschaft, im Säuglings- und Kleinkindalter das Immunsystem zu wenige Herausforderungen hat, wird wissenschaftlich immer mehr anerkannt. Die Faktoren Luftverschmutzung (macht Pollen „aggressiver“) und Klimaerwärmung (mehr und völlig neue Pollen, längere Saisonen) haben einen potenzierenden Einfluss auf Fehl- und Überreaktionen des Immunsystems.
Prävention
Häufige Auslöser von Nahrungsmittelallergien sind Erdnüsse, Walnüsse, Kuhmilch, Soja, Weizen, Fisch und Schalentiere. Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft diese Nahrungsmittel konsumiert haben, sind weniger gefährdet, eine entsprechende Allergie zu entwickeln als Kinder von Schwangeren, die diese Nahrungsmittel gemieden haben.
Stillen bietet einen ausgezeichneten Schutz vor Allergien. Zwischen dem vierten und sechsten Stillmonat soll begonnen werden, feste Nahrungsmittel, die fast nie Allergien (Obst, Gemüse, Getreide) machen, schrittweise unter Beobachtung als Beikost zu geben. Wenn diese vertragen werden, kann man beginnen, Eier, Milchprodukte, gestampfte Erdnüsse, Walnüsse, Fische und Schalentiere, ebenfalls schon zwischen den vierten und sechsten Lebensmonat, zu verabreichen. Nach heutigem Kenntnisstand nimmt die Häufigkeit von Lebensmittelallergien zu, je später man nach dem sechsten bis zwölften Monat feste Beikost verabreicht. Diese Erkenntnisse sind neu und stellen ältere Empfehlungen völlig auf den Kopf.
Ins Fenster: Allergien sind unnatürliche, überschießende Reaktionen des Immunsystems mit negativen Folgen für die Betroffenen.
Fortsetzung folgt
„Für Österreich gibt es leider keine besonders validen Daten, nach Angaben von Experten leiden 25 Prozent der Österreicher an Allergien.“
Hans Concin
hans.concin@vn.at
Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Vizepräsident aks Verein
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