Hans Concin

Kommentar

Hans Concin

Vitamin D und Kalzium

Gesund / 24.05.2019 • 09:31 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Eine kürzlich publizierte wissenschaftliche Studie zum Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln hat viele Reaktionen hervorgerufen. Der Direktor über alle 27 amerikanischen Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH), die wissenschaftlich höchstes Ansehen genießen, schreibt in seinem Blog, dass mehr als die Hälfte der erwachsenen Amerikaner Nahrungsergänzungsmittel nimmt. „Ich nicht“, schreibt er, „aber einige meiner Familienangehörigen tun das sehr wohl.“ Aber, fragt Dr. Francis S. Collins, führen all diese Vitamine, Mineralstoffe und anderen Substanzen wirklich zu einem längeren Leben? Diese neue Studie legt nahe, dass dies nicht der Fall ist.

Nahrungsergänzungsmittel?

Immer wieder wird man als Arzt mit der Frage konfrontiert: Was kann ich Gutes für meine Gesundheit tun? Und damit wird oft auch nach Nahrungsergänzungsmitteln, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und teilweise exotischen Produkten gefragt. Was wir heute sicher wissen, ist, dass ein Zuviel schaden kann und dass Mangelzustände bei gesunden Menschen mit einer gesunden Ernährung selten sind.

Uralte Empfehlung gesichert

Wir sind immer noch bei der Empfehlung von Hippokrates von vor fast 2500 Jahren, dass unsere Nahrung unsere Heilmittel sein sollen. Diese Empfehlung ist heute wissenschaftlich gesichert. Bei krankhaften Mangelzuständen können Vitamine nebenwirkungsfrei fast wundersam wirken. Aber was genug ist, ist genug und kann durch ein Mehr nicht verbessert, ja sogar verschlechtert werden.

Zu viel Kalzium zum Beispiel (gesamt über 2500 mg täglich) steht im Verdacht, potenziell schädlich zu sein. Die noch nicht definitiv gesicherten Annahmen gehen unter anderem von einem erhöhten Risiko für Demenz bei gewissen Konstellationen im Gehirn oder auch einem vermehrten Krebsrisiko aus. Oft wird die alte Regel in der medikamentösen Behandlung, „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“, missachtet.

Vitamin D, in Wirklichkeit ein Hormon mit unzähligen Wirkungen, war in den letzten 15 Jahren für fast alles gut und wurde massenhaft genommen. Selbst der untere Normalwert wurde in den Laborangaben nach oben korrigiert. Zahllose Studien haben, wie auch mit Kalzium, versucht, die schützende Wirkung vor Knochenbrüchen nachzuweisen.

Nach Auswertung unzähliger Studien ist der Schutz vor Knochenbrüchen minimal oder nicht nachweisbar. Zu viel Vitamin D kann aber Vitamin K reduzieren und über diesen Mechanismus für die Knochen sogar schädlich sein.

Was bleibt?

Eine gesunde Ernährung ist heute über das ganze Jahr optimal möglich. Wer ernährungstechnisch nicht sicher ist, kann sich von kompetenten BeraterInnen unterstützen lassen. Dazu das richtige Maß an Bewegung, dann ist schon sehr viel gewonnen!

„Die gezielte Behandlung von Mangelzuständen ist sehr wirksam und sinnvoll. Die unkritische Einnahme von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Nahrungsergänzungen kann sogar schaden.“

Hans Concin

hans.concin@vn.at

Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Präsident aks Verein

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.