Walter Bitschnau über die Endlichkeit des Prüfungsstresses

Wie man Prüfungsangst bewältigen und bestenfalls vermeiden kann.
Bregenz Viele Schüler kennen das Problem, das gerade am Schulschluss präsenter ist denn je: Gerade vor den letzten Schularbeiten, Tests und schlussendlich dem Abschlusszeugnis steht man unter großem Druck. Der Ausnahmezustand kann behindern, blockieren oder gar in Panik gipfeln, und das nicht selten, wie Umfragen und Untersuchungen bestätigen. „Negativer Prüfungsstress muss ernst genommen werden“, sagt der Leiter der Abteilung Schulpsychologie-Schulärztlicher Dienst in der Bildungsdirektion für Vorarlberg, Univ.-Doz. Dr. Walter Bitschnau.
Massive Angstgefühle
Schüler mit positiver Einstellung und gutem Selbstvertrauen erleben die Anspannung vor Prüfungen oft sogar als leistungsfördernd. Für manche sind solche Situationen aber stark belastend und lösen massive Angstgefühle aus, verbunden mit körperlichen Beschwerden, Vermeidungsreaktionen, Denkblockaden und anderem mehr. Diese Ausnahmezustände stehen oft in Zusammenhang mit hohen Leistungsanforderungen (Prüfung, Zeugnis), aber auch mit sozialen Disharmonien (Mobbing, Konkurrenz, Bemerkungen von Lehrern). Besondere Achtsamkeit sollte auf ängstliche, besonders sensible, wenig selbstsichere und leistungsschwächere Schüler gerichtet werden, da sich negatives Erleben, Misserfolge, Vermeidungsreaktionen gegenseitig verstärken und zur allgemeinen, allein nicht mehr bewältigbaren Schulangst führen können.
Negativer Prüfungsstress muss ernst genommen werden.
Bei Bedarf erfolgt eine fachliche Beratung, auch mit zusätzlicher pädagogischer, therapeutischer und
psychologisch-ärztlicher Unterstützung.
Univ.-Doz. Dr. Walter Bischnau, Bildungsdirektion für Vorarlberg
Wie geht man dagegen vor?
„Im Elternhaus wird der Grundstein für den Umgang mit Leistungssituationen gelegt“, sagt Walter Bitschnau. So sollen sich die Erwartungen an den Voraussetzungen des Kindes orientieren: Es soll nicht mehr gefordert werden, als dieses bei angemessener Motivation, Bemühen und Unterstützung leisten kann. Wertschätzung und Zuwendung der Eltern sollen nicht vom Schulerfolg abhängen. Vielmehr stärken Lob, Ermutigung und Anerkennung das Selbstvertrauen eines Kindes/Schülers und somit seine Motivation.

Gefordert sind auch die Pädagogen: Sie können durch entsprechende Aufmerksamkeit, angstminderndes Verhalten und persönliche Zuwendung vor allem im Wissen um die Probleme mit dem Prüfungsstress und einer Prüfungsangst Hilfe zur richtigen Prüfungsvorbereitung, rechtzeitige Gespräche und Transparenz bei der Leistungsbewertung wesentlich dazu beitragen, dass es zu keiner übersteigerten Angst oder Panikreaktion kommt.
Über seine Erfahrungen sprechen
Gemeinsam, also in einem Lehrer-Elterngespräch, kann bei Verdacht auf wovon auch immer verursachte Schulangst mit konkreten Vereinbarungen Hilfe geboten werden bzw. erfolgen. Der betroffene Schüler soll ermutigt werden, vertraulich über Gefühle bzw. Erfahrungen zu reden und zu berichten. „Gegebenenfalls können mit einer (schul)psychologischen Abklärung und in der Folge fachlichen Beratung individuelle Fördermaßnahmen und Lösungsstrategien, bei Bedarf mit zusätzlicher pädagogischer, therapeutischer und psychologisch-ärztlicher Unterstützung, gefunden werden“, stellt Bitschnau abschließend fest.
Tipps rund um prüfungen
Planungsphase
Überblick über den Prüfungsstoff verschaffen
Zeitplan für das Lernen erstellen – gutes Timing zur Vorbereitung (Strategieplan) beruhigt. Optimale Lernart überlegen: wo, mit wem, wann, wie lerne ich am besten?
Lernphase
Lernplan einhalten
Effektive Tageszeit wählen und auf Regelmäßigkeit achten
Motivation stärken: Teilerfolge feststellen
Konzentration sichern: Ablenkung vermeiden, Pausen einlegen
Lerngesetze berücksichtigen: Themenüberblick schaffen, dann Details lernen, Lernstoff in Portionen aufteilen, hartnäckige Inhalte herausschreiben, dann regelmäßig wiederholen, Wichtiges vor dem Schlafengehen nochmals durchlesen.
Lernstoff beherrschen: Sinneszusammenhänge herstellen, Stichworte festhalten, Eselsbrücken konstruieren, Inhalte mit jemandem durchbesprechen, sich abfragen lassen und bei Unsicherheit Erklärung suchen
Richtiges Einstellen auf die Prüfung: inhaltlich (Prüfungsfragen definieren – mit Beachtung der Zeitstruktur), zeitlich (Wiederholung in den letzten Tagen vor der Prüfung, am Tag vor der Prüfung nicht mehr allzu viel lernen), persönlich (auf gute körperliche und psychische Verfassung mit u. a. ausreichend Schlaf, Ernährung: nicht mit leerem Magen zur Prüfung gehen, klärende Gespräch achten).
Prüfungssituation
Ausgeruht und mit positiver Einstellung zur Prüfung gehen
Aufgaben mit Ruhe und Konzentration angehen und bearbeiten – dabei ist es wichtig, bei Anweisungen des Lehrers genau hinzuhören, die gestellten Angaben auf dem Prüfungsblatt genau zu lesen und bei vielleicht anfänglich unlösbar scheinenden Aufgaben nicht zu verharren; sich selbst Mut machen: Ich habe mich gut vorbereitet, ich werde/kann es schaffen!
Bei Problemen mit Prüfungsstress/-angst den Lehrer rechtzeitig informieren.
Plan B festlegen, denn auch wenn es daneben geht, gibt es immer einen Weg.
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