Leidvolles Arrangement

Aus Scham lassen viele Betroffene Schuppenflechte nicht behandeln.
Feldkirch Die Haut ist rot, schuppt und juckt. Trotzdem neigen Betroffene dazu, sich mit ihrem Leiden zu arrangieren, statt ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nina Häring, Dermatologin im Landeskrankenhaus Feldkirch, kennt das Phänomen. „Vor allem im ländlichen Raum sind viele Schuppenflechte-Patienten unterdiagnostiziert“, sagt sie und nennt als Hauptgrund die Scham, die einer medizinischen Abklärung oft im Wege steht. Psoriasis, so der Fachausdruck für diese entzündliche Hauterkrankung, lässt sich nämlich kaum verstecken. „Patienten fühlen sich angestarrt, außerdem geht noch immer die irrige Meinung um, die Krankheit sei ansteckend“, erklärt Häring. Alles zusammen kann die Lebensqualität von Betroffenen enorm belasten. Die österreichweite Kampagne „Lass dich anschauen“ will nicht nur zum Arztbesuch motivieren, sondern auch Bewusstseinsbildung betreiben.
Wirksam und verträglich
Laut Schätzungen leiden in Österreich rund 250.000 Menschen an Schuppenflechte. Auf konkrete Zahlen für Vorarlberg will sich Nina Häring aufgrund der vermuteten hohen Dunkelziffer nicht festlegen. Nur so viel: An der Abteilung in Feldkirch sind etwa 500 schwere Fälle in regelmäßiger Betreuung. Von einem schweren Fall spricht die Medizin, wenn mindestens zehn Prozent der Körperoberfläche von Psoriasis befallen sind. Die Behandlung erfolgt medikamentös, wobei mit den sogenannten Biologika gut wirksame und verträgliche Mittel zur Verfügung stehen. Neben diesen Biologika, die in Spritzenform verabreicht werden, steht auch eine sichere und wirksame Tabletten-Therapie zur Verfügung. „Mit diesen Therapieformen erzielen wir sehr gute Behandlungserfolge“, bestätigt Häring. Allerdings handelt es sich um eine langfristige Therapie.
Unter Umständen sind aber Therapiepausen möglich. Zwar werden die Nebenwirkungen als gering bezeichnet, es besteht jedoch eine höhere Infektanfälligkeit besonders in Rachen und Nase. „Die Vorteile überwiegen aber“, betont Nina Häring.
Rasche Intervention wichtig
Psoriasis ist eine genetische Erkrankung, bei der die Zellerneuerung in der Haut viel zu schnell vor sich geht. „Eine frühzeitige Behandlung wäre wichtig, um eine Verschlimmerung der Beschwerden und eine Beeinträchtigung des Lebensverlaufs zu vermeiden“, macht die Dermatologin auf die Bedeutung einer raschen Intervention aufmerksam. Laut einer US-Studie berichten 98 Prozent der Patienten von Beeinträchtigungen ihres emotionalen Lebens durch Psoriasis, 94 Prozent beklagen einen Einfluss auf ihr soziales Dasein. Auch das Familienleben (70 Prozent) sowie die berufliche Laufbahn (68 Prozent) leiden.
Neben den psychischen dürfen Experten zufolge auch die physischen Faktoren nicht unterschätzt werden. So kann die Schuppenflechte am Arbeitsplatz durch mechanische Reizung oder andere Einwirkungen auf ungeschützte Körperstellen ausgelöst oder gar verschlimmert werden. Eine Untersuchung aus Deutschland zeigt etwa, dass im Mittel 4,9 Krankenstandstage pro Jahr bei Betroffenen auf die Psoriasis zurückzuführen sind. VN-MM
„Es geht noch immer die Meinung um, die Krankheit sei ansteckend.“
Weitere Informationen auf www.lassdichanschauen.at
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