Hohes Risiko für E-Biker

Gesund / 09.08.2019 • 11:18 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Ohne E-Bike läuft heutzutage fast gar nichts mehr. Bei den schnellen Gefährten ist allerdings entsprechende Vorsicht geboten. vn/stiplovsek
Ohne E-Bike läuft heutzutage fast gar nichts mehr. Bei den schnellen Gefährten ist allerdings entsprechende Vorsicht geboten. vn/stiplovsek

Betroffen von Verletzungen sind hauptsächlich die Extremitäten.

München Mit den besonderen Herausforderungen des E-Mountainbikes können längst nicht alle umgehen. Neben der höheren Geschwindigkeit, die je nach Typ erreicht werden kann, stellt vor allem das deutlich höhere Gewicht ein Risiko dar. Das Mountainbike ist dadurch bergab viel schwieriger zu steuern. Hinzu kommt, dass E-Bike-Fahrer in der Regel älter sind als Radfahrer ohne elektrische Unterstützung. Ungeübte Biker sind in Bezug auf Reaktion, Geschick und Gebrechlichkeit anfälliger für Verletzungen. Die Folgen sind erheblich: E-Bike-Fahrer sind häufiger mehrfachverletzt und die Schwere der Verletzung und unfallbedingter Tod sind deutlich höher.

Die häufigsten Verletzungen

Fast drei Viertel aller Verletzungen von Mountainbike-Fahrern passieren durch einen Sturz nach vorne (73 Prozent). Unfälle zur Seite (24,7 Prozent) oder gar rückwärts (1,8 Prozent) passieren deutlich seltener. Der Sturz nach vorne ist dabei nicht nur der häufigste, sondern auch der gefährlichste, da die Geschwindigkeit bergab meist deutlich höher ist. So passieren 84 Prozent der Knochenbrüche und 90,9 Prozent der Gehirnerschütterungen beim Sturz nach vorne. Zu schwerwiegenden Hirnverletzungen kommt es allerdings selten, da inzwischen die meisten der Mountainbike-Fahrer einen Helm tragen und so Hirnverletzungen um 90 Prozent reduziert werden können.

Konservativ oder operativ

Hauptsächlich sind die Extremitäten der Biker betroffen. Drei Viertel aller Verletzungen sind Schürfwunden, Platzwunden und Prellungen der unteren Extremitäten. Gravierender sind in der Regel die Verletzungen der oberen Extremitäten. Im Bereich der Schulter, Arme und Hände kommt es am häufigsten zu Frakturen (12 Prozent). Speziell bei Downhill-Fahrern sind Rippenfrakturen das größte Risiko. Aber auch das Schlüsselbein leidet häufig (13 bis 24 Prozent aller Frakturen), gefolgt von Finger- und Unterarm- und Handgelenksfrakturen. Jede siebte Verletzung betrifft die Bänder. Und eine ist dabei besonders auffällig: die Schultereckgelenkssprengung – sie stellt fast jede zweite Bandverletzung dar. Ob eine Verletzung konservativ behandelt werden kann oder operiert werden sollte, hängt entscheidend von der Fehlstellung, dem Verletzungsausmaß und der Nachbehandlung ab. Bei der konservativen Therapie von Brüchen werden gebrochene Extremitäten eingerichtet, anschließend muss das Gelenk bzw. der Knochen ruhiggestellt werden: gebrochene Extremitäten mit Gips, das Schlüsselbein mit Rucksackverband und an der Wirbelsäule mit Korsett. In der Regel dauert es sechs Wochen, bis das Gelenk wieder belastbar ist

Der Vorteil: OP-Risiken wie Narkose, Infekt oder Verletzungen von Strukturen wie Nerven, Gefäße und Sehnen entfallen. Allerdings kann es durch die Ruhigstellung zur zeitweisen Versteifung von Gelenken und einem Abbau der Muskulatur kommen, und es ist keine funktionelle Nachbehandlung – also eine Bewegung ohne relevante Belastung – möglich.

Beide genannten Nachteile sind die Vorteile der operativen Therapie: Hier ist in der Regel keine Ruhigstellung erforderlich, sodass eine funktionelle Nachbehandlung das Risiko einer Versteifung und Muskelabbau reduziert. Was bleibt, sind die genannten OP-Risiken, und Implantate (Schraube, Platte, Nagel) müssen gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt wieder entfernt werden.

Der richtige Schutz

Wer mit seinem Mountainbike und insbesondere mit einer E-Bike-Variante unterwegs ist, sollte unbedingt und aus eigenem Interesse auf die richtige Schutzkleidung achten: Helm, eventuell mit Vollvisier für Downhill-Biken. Auch Handschuhe, Mountainbike-Schuhe und bruchsichere Brillen sollten zur Ausstattung dazugehören. Jeder Fahrer sollte sich vorab Gedanken zu seinen technischen und körperlichen Fähigkeiten machen und seine Touren danach ausrichten. Vielerorts werden Fahrtechniktrainings für Mountainbiker angeboten. Besondere Witterungen, die für rutschigen Untergrund sorgen, sollten gemieden und die körperliche Fitness sowie technische Sicherheit des Bikes überprüft werden, rät die Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).

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