Die Scrubs
„Jetzt schlägt’s aber 13“, empörte ich mich schon einmal gedanklich, als mir unlängst aus einer bunten Werbebroschüre eine „Scrub Mommy“ entgegenlachte. Es handelte sich um eine Art von Schwamm, der laut Beschreibung im warmen Wasser weich und im kalten Wasser fest wird. Ersteres zum Zwecke des sanften, Letzteres zum Zwecke des starken Schrubbens. „Ist ja logisch, dass die Putzerei wieder an uns Frauen hängen bleibt“, echauffierte ich mich lautlos. Dann entdeckte ich, dass es auch einen „Scrub Daddy“ gibt. „Na also, geht doch“, regte ich mich innerlich ab. Die Vorstellung, wie Frau und Herr Scrub gemeinsam zu Werke gehen, besänftigte mich dann endgültig.
Wenn die Wirklichkeit nur auch so sauber und glänzend aussehen würden. Tut sie aber nicht annähernd. Gleichberechtigung ja, Gleichstellung nein. Da klaffen noch tiefe Gräben zwischen den Geschlechtern. Von halbe-halbe ganz zu schweigen. Vor allem irritiert, dass kaum bis gar nichts in diesem Bereich weitergeht. Frauen treten auf der Stelle, Männer steigen auf. Zumindest in den meisten Fällen. Vermutlich müssten wir uns alle an der Nase nehmen, um bei diesem Thema etwas vorwärts zu bringen. Vor 100 Jahren gab es Frauen, die uns vormachten, wie es gehen kann. Zum Glück, muss man fast sagen, denn inzwischen ist der Schwung irgendwie draußen. Und mit dem Gendern haben manche sowieso ihre liebe Not. Aber vielleicht können Mommy und Daddy Scrub wenigstens zum Nachdenken anregen.
Marlies Mohr
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