Keine Brillen und keine Operationen
Eine Milliarde Menschen lebt mit vermeidbarer Sehbehinderung.
Wien, Genf Weltweit müssen nicht weniger als 2,2 Milliarden Menschen mit Sehstörungen oder Blindheit leben, eine Milliarde der Fälle wäre vermeid- oder behandelbar. Besonders betroffen sind laut dem ersten Bericht zur Augengesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor allem Menschen in ländlichen Regionen, solche mit niedrigem Einkommen, Frauen, Menschen mit Behinderungen sowie ethnische Minderheiten und indigene Gruppen.
Kurz- und Weitsichtigkeit
Die Ursachen dafür sind vor allem Kurz- und Weitsichtigkeit sowie Grüner und Grauer Star. Besonders schlimm ist die Situation in den Ländern südlich der Sahara und in Südasien, wo die Blindheitsraten bis zu acht Mal höher als in Ländern mit hohem Einkommen sind. In ärmeren Regionen der Welt hätten Millionen Menschen keinen Zugang zu einer einfachen Operation oder einer leistbaren Brille, so Rupert Roniger, Geschäftsführer von Licht für die Welt International. Diese könnten ihren Alltag kaum bewältigen. Licht für die Welt hatte in den vergangenen Jahren an dem WHO-Bericht mitgearbeitet.
Durch eine Operation am Grauen Star könnten allein 65 Millionen Menschen leicht behandelt werden, betont die Organisation. 800 Millionen Menschen hätten keinen Zugang zu einer Brille. Um die Fälle von Blindheit oder Sehstörungen durch Kurz- und Weitsichtigkeit und Grauem Star zu behandeln, bräuchte es weltweit die Summe von 13 Milliarden Euro, errechnete die WHO.
Warnung vor Verschlechterung
In den nächsten Jahrzehnten werde sich die Situation bei der Augengesundheit drastisch verschlimmern und eine große Herausforderung für die Gesundheitssysteme darstellen, warnt die WHO. Die Zahl der von Blindheit und Sehstörungen betroffenen Menschen werde zunehmen. Die Gründe dafür seien vor allem die wachsende und älter werdende Weltbevölkerung und die veränderten Lebensgewohnheiten der Menschen. Die Kurzsichtigkeitsrate steige vor allem deshalb an, weil sich Menschen viel häufiger und länger in geschlossenen Räumen aufhalten sowie durch die verstärkten Tätigkeiten an Computern und Smartphones. Mehr Zeit im Freien könne dem entgegenwirken, heißt es im Bericht. Eine weitere Ursache ist die Zunahme von Diabetes. Fast alle Diabetiker entwickeln eine Form der diabetischen Retinopathie, einer Erkrankung der Netzhaut.
Gerade bei Menschen in Ländern, die keinen oder kaum Zugang zu regelmäßigen Kontrollen haben, werden Augenkrankheiten entweder gar nicht oder viel zu spät erkannt, die Folge ist oft Blindheit.
Im aktuellen Bericht urgiert die WHO daher den Ausbau von Prävention, Früherkennung sowie einer rechtzeitigen Behandlung und Rehabilitation. Augengesundheit dürfe nicht nur in den Städten konzentriert sein. Besonders für Menschen, deren Sehfähigkeit nicht mehr wiederhergestellt werden kann, müssten die Rehabilitationsmaßnahmen verbessert werden, hob Rupert Roniger hervor. „Damit sie Zugang zu Bildung und Arbeit haben, um ein unabhängiges Leben führen zu können.“
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