Aktiv gegen den Knochenschwund

Gesund / 24.10.2019 • 09:46 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Primar Günter Höfle (l.) mit dem Osteoporose-Team des Landeskrankenhauses  Hohenems.khbg
Primar Günter Höfle (l.) mit dem Osteoporose-Team des Landeskrankenhauses  Hohenems.khbg

Zertifizierung des LKH Hohenems zum klinisch-osteologischen Schwerpunktzentrum.

Hohenems Der Welt-Osteoporose-Tag, der jedes Jahr am 20. Oktober begangen wird, wurde 1996 von der National Osteoporosis Society (NOS) in England ins Leben gerufen und 1998 durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Aktionstag anerkannt. Die Osteoporose wurde zudem von der WHO auf die Liste der zehn bedeutendsten Erkrankungen gesetzt. Der Welt-Osteoporose-Tag soll an die Wichtigkeit und Häufigkeit dieses Krankheitsbildes erinnern und gleichzeitig ein Aufruf dafür sein, den Knochenschwund aktiv zu bekämpfen.

Die Interne Abteilung im LKH Hohenems informierte zum Welttag über Grundlagen der Osteoporose im Allgemeinen und speziell über die neueste Erkenntnis der „Therapiepause“ (drug holiday). Zudem wurde die Abteilung kürzlich zum klinisch-osteologischen Schwerpunktzentrum des Dachverbandes für Osteologie zertifiziert.

Frauen häufiger betroffen

Unter Osteoporose versteht man eine Erkrankung des Skeletts mit Verringerung der Knochenmasse und Veränderung der Feinarchitektur des Knochens. Dies wiederum bedingt eine Abnahme der Knochenfestigkeit und eine Zunahme des Risikos, einen Knochenbruch zu erleiden, und zwar vor allem an typischen Stellen, nämlich Wirbelsäule, Schenkelhals und Speiche. In Österreich sind etwa 460.000 Menschen von Osteoporose betroffen, wobei Frauen dreimal häufiger als Männer erkranken. „Zur Osteoporose kommt es immer dann, wenn mehr Knochen ab- als aufgebaut wird, und dies kann unterschiedliche Ursachen haben“, informiert Primar Günter Höfle. So kann eine auslösende Grunderkrankung vorliegen oder ein Lebensstil, der die Knochenfestigkeit gefährdet, wie schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und Alkohol.

Goldstandard für die Diagnose der Osteoporose ist die Knochendichtemessung mittels Osteodensitometrie. Als zusätzliche Info zur Bestimmung der Knochendichte hat sich in den vergangenen Jahren der Trabecular bone score (TBS) zur noch besseren Abschätzung des Knochenbruchrisikos etabliert, da damit auch die Knochenarchitektur besser beurteilt werden kann. Zur kompletten Abklärung gehören aber immer auch ein sehr ausführliches Gespräch, eine körperliche Untersuchung, Laborbestimmungen und oft Röntgenuntersuchungen. Durch die genannten Untersuchungen kann der betroffene Patient individuell beurteilt und sein Knochenbruchrisiko bestmöglich abgeschätzt werden. Anhand dieses Risikos kann der Entscheid für oder gegen eine spezifische Therapie getroffen werden.

Bedenken zerstreuen

Therapeutisch steht eine breite Palette von Medikamenten zur Verfügung, die von einer ausreichenden Versorgung mit Kalzium und Vitamin D begleitet werden müssen. Unabdingbar ist auch eine gute Knochenstimulation durch Ausdauer- und Krafttraining. „Studien und mittlerweile auch Therapieerfahrungen zeigen, dass es möglich ist, nach mehrjähriger medikamentöser Osteoporose-Therapie eine Therapiepause zu machen, wenn das Knochenbruchrisiko überschaubar ist. Diese Aussicht bedeutet für unsere Patienten häufig eine Erleichterung bei Therapiebeginn, da die Bedenken vor einer lebenslangen Therapie groß sind. Uns Ärzten gibt die Therapiepause mehr Spielraum, da nach einer Erholungsphase des Knochens zwischen den schon verwendeten Medikamenten oder einer neuen Medikamentengruppe gewählt werden kann“, erläutert Fachärztin Angela Leisner-Möschel, die eine spezielle Osteologie-Ausbildung absolviert hat. Dies bedeutet für Betroffene, dass bei erhaltenem Schutz vor Knochenbrüchen das ohnehin schon minimale Risiko für unerwünschte Medikamentenwirkungen noch weiter reduziert werden kann.

Der überaus größte Anteil der Betreuung erfolgt über die niedergelassenen Ärzte. Für spezielle osteologische Fragestellungen steht seit zwölf Jahren die osteologische Ambulanz des LKH Hohenems zur Verfügung. Erst kürzlich wurde der Abteilung der Inneren Medizin eine besondere Ehre zuteil, indem sie zum klinisch-osteologischen Schwerpunktzentrum des Dachverbandes für Osteologie zertifiziert wurde.

Anlaufstellen

Osteologie-Ambulanz am LKH Hohenems Die Ambulanz-Anmeldung ist nur durch Ärzte bei speziellen medizinischen Fragestellungen für Patienten sowie nach entsprechenden Voruntersuchungen und Mitarbeit bei der Nachbetreuung möglich.

 

Osteoporose-Selbsthilfegruppe Selbsthilfegruppen bieten Möglichkeiten, sich mit Betroffenen zu treffen und auszutauschen. Die Teilnehmenden erhalten fundierte Informationen und erfahren auch das Neueste über Therapien. Ausgehend vom Verein SOB-Selbsthilfe Osteoporose Bregenz hat sich mittlerweile auch in Hohen­ems und Bludenz eine Osteoporose-Selbsthilfegruppe entwickelt.

 

Infos

www.aktiongesundeknochen.at und www.knochenhart-fitundsmart.at

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