Sechs Schlaganfälle gemeistert

Gesund / 24.10.2019 • 09:47 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Eine gute stationäre Einrichtung kann Schlaganfallpatienten das Leben retten.khbg
Eine gute stationäre Einrichtung
kann Schlaganfallpatienten das Leben retten.khbg

Betroffener möchte mit seiner Geschichte anderen Mut machen.

Schwarzach Franz (67) hat gerne geraucht und ebenso gerne getrunken. „Vor allem Bier“, fügt er an. Von einem Tag auf den anderen hatte er genug davon. Was ihn bewog, mit Zigaretten und Alkohol aufzuhören, weiß er nicht. Franz ist jedenfalls froh, es geschafft zu haben. Vor dem gefürchteten Schlaganfall rettete ihn die Abstinenz allerdings nicht. Ein halbes Jahr später, der Bregenzerwälder war gerade 54, brach er mit einer Massenblutung im Gehirn zusammen. „Ich hielt mich im Bad auf, als plötzlich der Kreislauf kollabierte“, erinnert sich Franz. Er fiel um. Auf dem Boden liegend stellte er fest, dass die linke Körperhälfte gelähmt war. „Da wusste ich Bescheid.“

Leben auf der Kippe

Zu allem Überfluss befand sich Franz zu diesem Zeitpunkt allein im Haus. Er musste warten, bis jemand kam. Sein Sohn alarmierte den Hausarzt, der den Patienten sofort ins LKH Bregenz bringen ließ. Von dort ging es mit dem Hubschrauber direkt ins LKH Feldkirch und auf den OP-Tisch. Sein Leben stand auf der Kippe, aber Franz hatte Glück. Die schlechte Botschaft: Die Ärzte prognostizierten ihm aufgrund der Diagnose eine Serie von Schlaganfällen, und so kam es dann auch. Sechs waren es insgesamt, doch Franz stand immer wieder auf. Mit seiner Geschichte möchte er Betroffene ermutigen, nicht aufzugeben. „Der Weg zurück ist steinig, aber es geht, wenn man nur will“, lautet seine Botschaft zum Weltschlaganfalltag am 29. Oktober.

Nach dem ersten Insult fand sich Franz im Rollstuhl wieder. Ein Umstand, der dem großgewachsenen Mann gar nicht gefiel. Hart kämpfte er deshalb um seine Selbständigkeit. Während der Reha wurde er einmal nach Hause gefahren. Damit er auf andere Gedanken komme. Doch Franz wollte nicht ins Haus. „Das betrete ich erst, wenn ich wieder gehen kann“, ließ er seine Begleiter wissen. Dafür übte er Tag für Tag, schleppte sich Tag für Tag die Treppe zur Phyisotherapie hinauf. Viereinhalb Wochen später stand der Mann auf eigenen Beinen. „Es war ein ganz besonderes Gefühl“, erinnert sich Franz. Depressive Phasen blieben trotzdem nicht aus. Auch dagegen ging er mit Lebensmut an.

Die Angst ist weg

Die folgenden Jahre waren geprägt von Schlaganfällen und Rehabilitationsaufenthalten im benachbarten Wangen. Den letzten Schlaganfall erlitt Franz im Jahr 2011. Der brachte ihn an seine Grenzen. „Ich dachte, jetzt schaffe ich es nicht mehr.“ Trotzdem kam Aufgeben für ihn nicht infrage. Heute erinnert kaum noch etwas an die schwere Zeit, außer einer Delle am Kopf. Sie rührt von der Operation her, die nach der ersten Hirnblutung notwendig wurde. Inzwischen ist auch die Angst vor neuerlichen Attacken verschwunden. Ein neues Medikament soll solche verhindern. Franz hat aber auch seinen Lebensstil verändert. „Ich esse gesund, bewege mich viel, vermeide Stress und Ärger“, zählt er auf. Seine Freude sind seine Enkelkinder, zum Anstoßen bei einer Feier reicht ihm ein Glas Wasser. „Nur den Kaffee darf man mir nicht nehmen“, sagt er und lacht. Von seinen behandelnden Ärzten hat Franz mehr als einmal das Wort „Wunder“ gehört. Er selbst ist auch in sich gegangen: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so alt werden darf.“ VN-MM

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