„Ich erinnere mich nicht“

Gesund / 08.11.2019 • 09:18 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Diese Broschüre hilft Mitarbeitern von Krankenhäusern und Angehörigen beim richtigen Umgang mit dementen Menschen.khbg
Diese Broschüre hilft Mitarbeitern von Krankenhäusern und Angehörigen beim richtigen Umgang mit dementen Menschen.khbg

Hilfestellung im Umgang mit Demenz im Akutkrankenhaus.

Feldkirch „Ich erinnere mich nicht. Ich habe Angst. Warum bin ich hier?“ Müssen Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung oder Demenzerkrankung ins Krankenhaus, stellt dies für sie selbst, aber auch für Angehörige sowie Pflege und Ärzteschaft eine Herausforderung dar. Demenz ist nicht immer diagnostiziert, meistens ist die zu behandelnde Grunderkrankung eine andere. Umso wichtiger sind Bewusstseinsbildung und Schulungen des Krankenhauspersonals zum professionellen Umgang mit Betroffenen. In den Vorarlberger Landeskrankenhäusern läuft eine Bewusstseinsoffensive: Ein Pilotkrankenhaus für Praxisbeispiele, Basisschulungen für alle LKH-Mitarbeiter, spezifische Ausbildung der Pflege oder ein Info-Leitfaden sind hilfreiche Maßnahmen. Zudem geplant ist ein Mentorenprogramm für LKH-interne Ansprechpartner.

Demenz ist vorrangig eine Erkrankung des Alters und betrifft mittlerweile über 100.000 Menschen in Österreich. Laut Studien leiden etwa 31 Prozent der über 85-jährigen Patienten in Akutkrankenhäusern an einer Demenz. Betroffene kommen meist wegen anderer Grunderkrankungen ins Spital, Demenz als Hauptdiagnose ist selten bzw. kommt bei Patienten der entsprechenden medizinischen Abteilung, etwa der Gerontopsychiatrie, vor. Die Behandlung dieser beeinträchtigten Patienten stellt auch medizinisches Personal vor Herausforderungen. Die Vorarlberger Landeskrankenhäuser bieten für ihre Mitarbeiter zahlreiche Maßnahmen zur Information und Sensibilisierung im Umgang mit Patienten mit Demenz oder kognitiver Beeinträchtigung. So hat sich das LKH Bludenz als Pilotkrankenhaus etabliert, was die erste Umsetzung entsprechender Maßnahmen für betroffene Patienten, aber auch als Hilfestellung für Mitarbeiter angeht. Dort sind auch bereits drei sogenannte Demenz-Nurses, also speziell ausgebildete Pflegepersonen, im Einsatz. Für alle LKH-Mitarbeiter finden Basisschulungen statt, die ihnen wertvolle Informationen für den Umgang mit diesen Patienten liefern. Ein Infoleitfaden hält zusätzliche Tipps parat, für Mitarbeiter ebenso wie für Angehörige. Geplant ist weiters ein Mentorenprogramm mit einer konzentrierten Ausbildung für Ansprechpartner in den Landeskrankenhäusern.

Angemessene Betreuug

Ziel ist es, Mitarbeiter zu befähigen, demenzkranken Patienten professionell zu begegnen, betroffene Patienten frühestmöglich zu erkennen und deren individuelle Risiken angemessen zu berücksichtigen. Die Behandlung, Pflege und Betreuung der Demenzerkrankten muss angemessen, interprofessionell gestaltet werden, auch die Überleitungsprozesse bei der Entlassung aus dem Krankenhaus bedürfen einer guten Zusammenarbeit und Vernetzung mit dem niedergelassenen Bereich. Zudem werden Angehörige als Betreuungsunterstützer miteingebunden, beispielsweise in Form großzügiger Begleit- und Besuchsmöglichkeiten auch außerhalb der regulären Besuchszeiten. Als wichtiges Instrument zur Kommunikationsunterstützung bei Patienten mit kognitiven Einschränkungen und Demenz gilt außerdem der Krankenhauspass. Auch Symposien leisten einen wichtigen Beitrag. Erst unlängst fand die zweite, derartige Veranstaltung statt.

Unter anderem stellte Albert Lingg, ehemaliger Primar im LKH Rankweil, die breit angelegte Aktion Demenz Vorarlberg vor: „2008 startete mit Unterstützung des Landes die Aktion Demenz. Im Mittelpunkt steht die Vision, dass in Vorarlberg Menschen mit Demenz am öffentlichen und sozialen Leben teilhaben. Wir wollen einen Beitrag zur würdigen Umsorgung und Integration dieser Menschen und ihrer Angehörigen leisten. Zentrale Aufgabe ist die Verbesserung der Lebensbedingungen für Menschen mit Demenz“, erklärte der Psychiater und verwies auf den Leitgedanken der Aktion: „Das Herz wird nicht dement.“

„Zentrale Aufgabe ist die Verbesserung der Lebensbedingungen für Menschen mit Demenz.“