Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Kleinode

Gesund / 08.11.2019 • 09:18 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Es war am vergangenen Sonntag. Fast die ganze Nacht lang hatte es geregnet. Am frühen Morgen erst klärte sich der Tag, und wie.  Mit den noch hinter dem Horizont verborgenen Sonnenstrahlen zog er, einem Maler gleich, einen zauberhaften Regenbogen über das verschlafene Land. Wieder einmal ein Bildnis, wie es nur die Natur zuwege bringt und das den Menschen, so er es vermag, staunen lässt. Mich jedenfalls rührte es an, dieses bunte Spektakel, das wie aus dem Nichts auftauchte. Deshalb beschloss ich, meine Runde zu verlängern. Ich lief und lief, bis die Farben immer blasser und irgendwann mit dem Grau des Himmels eins wurden. Der Tag konnte nur gut werden.

Ich habe an dieser Stelle schon öfter über das Wunder des Augenblicks geschrieben, über diese kleinen Dinge, die kommen und gehen, dafür aber lange im Gedächtnis haften bleiben. Sie machen den Alltag leichter, lösen vielleicht unliebsame Routinen auf. Sie sind wie Kleinode, die man sammeln kann. Und: Es ist tröstlich, in tristen Momenten aus einer solchen Schatzkiste schöpfen zu können. Augenblicke kosten nichts, sie brauchen nur unsere Aufmerksamkeit. Dann vermögen sie unbezahlbaren Nutzen zu stiften.