Ohne moderne Pathologie keine personalisierte Krebstherapie

Bedeutung der Weiterentwicklung molekularpathologischer Methoden.
Wien Die Pathologie spielt in der modernen Krebsdiagnostik eine entscheidende Rolle und stellt die Basis sämtlicher moderner onkologischer Therapiekonzepte dar. Nur durch die rasche Weiterentwicklung molekularpathologischer Methoden gelingt es, immer mehr molekulare Veränderungen von Tumoren zu identifizieren, die als Zielstrukturen für moderne Therapeutika dienen können. So trägt die moderne Pathologie maßgeblich dazu bei, dass die Gruppe jener Patienten, die zielgerichtete Therapien erhalten können, immer größer wird.
Prädiktive Diagnostik
Für die Patienten bedeutet dies: weniger belastende Chemotherapien, längeres Überleben und eine bessere Lebensqualität. Anlässlich des Weltkrebstages am Dienstag, 4. Februar, weist die Österreichische Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie auf den wichtigen Beitrag der Pathologie in der Bekämpfung von Krebs hin und warnt, dass ohne eine ausreichende Anzahl gut ausgebildeter Pathologen die derzeit qualitativ hochwertige Versorgung von Krebspatienten in Österreich gefährdet ist.
Der schwarze Hautkrebs ist ein Paradebeispiel, wie moderne Diagnostik gepaart mit zielgerichteter Therapie die Überlebenschancen bei einer Krebserkrankung dramatisch verändern kann. „Während die Diagnose früher oft einen schnellen Tod bedeutet hat, sehen wir heute nicht nur ein Langzeitüberleben, sondern beginnen vorsichtig von echten Heilungschancen zu sprechen“, gibt sich Univ. Prof. Renate Kain vom Klinischen Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Wien optimistisch. „Erst der Nachweis spezifischer, im Tumor meist durch UV-Strahlung ausgelöster Genmutationen, hat das Melanom therapierbar gemacht.“ Dabei werden zunehmend Behandlungen mit Substanzen, die bei anderen Tumorerkrankungen eingesetzt werden, erfolgreich angewandt. Kain: „Auch der Einsatz der neuesten Generation von Therapeutika, den sogenannten Checkpoint-Inhibitoren, ist ohne vorherige Beurteilung von bestimmten Markerproteinen des Immunsystems am histologischen Schnitt nicht möglich.“ Die Medizin spricht hier von prädiktiver Diagnostik: Anhand des Vorliegens bzw. Fehlens bestimmter Tumormarker kann genau vorhersagt werden, ob es möglich ist, das Immunsystem zu reaktivieren und damit den Tumor sozusagen „von innen“ zu bekämpfen.
Der in den vergangenen Jahren nicht zuletzt aufgrund der Altersstruktur der Ärzteschaft in Österreich entstandene allgemeine Ärztemangel hat auch vor der Pathologie nicht Halt gemacht. Univ. Prof. Martin Klimpfinger, Leiter des Pathologisch-bakteriologischen Instituts im Kaiser Franz-Josef-Spital in Wien: „Unsere Fachgesellschaft ist sich ihrer Verantwortung den Patienten gegenüber bewusst, und daher bemühen wir uns seit mehreren Jahren intensiv, dieser Entwicklung gegenzusteuern.“