Sprungvoll, mit geschärften Sinnen durchs Leben

Gesund / 24.04.2020 • 13:00 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Sprungvoll, mit geschärften Sinnen durchs Leben
Luftsprünge bereiten Klein und Groß Vergnügen, zwecks Unfallvermeidung sollten dabei klare Verhaltensregeln definiert werden. SHUTTERSTOCK

Trampolin: Fitness- und Spaßgerät für Klein und Groß.

Hörbranz Sie sprießen derzeit wie das Grün im Garten: Trampoline. Dabei sind sie längst keine Sportgeräte für Auserwählte mehr. Vielmehr haben sie in fast jedem Familienhaushalt Einzug gehalten und erfreuen gerade den Nachwuchs, bringen ihn in Bewegung. Ob nun im Garten, auf der Terrasse, ja sogar auf dem Balkon macht die Konstruktion aus Metall, Federn, Sprungtuch und schützendem Netz Klein und Groß glücklich.

Denn eines ist klar und erforscht: Das Springen wirkt nicht nur auf unseren Körper und Geist anregend, Luftsprünge erhellen auch unser Gemüt. Doch bei ­allen positiven Aspekten sollte die Verletzungsgefahr nicht außer Acht gelassen werden – bestimmte Regeln sind beim Rebounding, wie das Trampolinhüpfen auch genannt wird, einzuhalten.

Wieder und wieder hüpft die zwölfjährige Emma in die Luft, spreizt Beine und Arme, ihre Bewegungen spiegeln sich in ihren Haaren: einmal zu Berge stehend, einmal an den Kopf angedockt. Sie juchzt und scheint unersättlich ob des Wechselspiels zwischen scheinbarer Schwerelosigkeit und gegebener Schwerkraft.

Für die ganze Familie

Ihre ersten Sprünge im Alter von sechs Jahren hatte sie auf einem Minitrampolin gemacht; das im Durchmesser vier Meter messende Trampolin steht nun schon seit drei Jahren im Garten der Familie. Sie teilt es redlich mit ihrer vier Jahre älteren Schwester, ebenso ihren Eltern. Denn auch die Großen wollen immer wieder in die runde Trainingsarena: Ihnen geht es dabei mehr ums Trimmen ihrer Fitness, ihres Körpers; bei Emma dreht sich aber noch alles ums pure Vergnügen. Denn das Auf und Ab auf dem elastischen Tuch macht sie frei und beschwingt.

Sprunghaft gute Laune

Dass das Trampolinspringen positive Auswirkungen auf die Laune hat, unterlegt die vermehrte Ausschüttung des Glückshormons Serotonin. „Bei den Sprüngen können ideal Stresshormone abgebaut werden, schlechte Gedanken verpuffen sprichwörtlich, das Geschaffte macht glücklich“, bestätigt Sportmedizinerin Heide-Maria Jäger von der Gemeinschaftspraxis Sportmedizin Bodensee in Hörbranz. Gleichzeitig bestätigt die Ärztin die Bedeutung des Reboundings für Koordination und Gleichgewicht. „Durch das schnelle Reagieren können die Sinne geschult werden. Dies hilft uns im Alltag, kleinere Hoppalas besser zu bewältigen.“

Starke Sprünge

Ob nun locker gesprungen wird oder bewusst Übungen gemacht werden, hängt von der Fitness ab. Fest steht, dass schon beim lockeren Hüpfen der Körper durch den schnellen Wechsel und die abwechselnde Be- und Entlastung gekräftigt, das Herz-Kreislauf-System in Schwung gebracht wird. „Wer täglich für etwa 10 Minuten kleine Sprünge macht, kann nach einer bestimmten Zeit große Sprünge für seine Fitness erwarten“, macht die Sportmedizinerin aufmerksam, Steigerung des Trainings inklusive: Zusätzlich abwechselnd seine Knie beim Sprung hochgezogen, den Hampelmann gemacht oder etwa Gewichte (Hanteln, PET-Flaschen) in die Hand genommen, bewirkt Gutes für die Muskulatur in Beinen, Armen, Gesäß, Schultern, aber vor allem auch für die Ausdauer.

Sprungvoll, mit geschärften Sinnen durchs Leben
Dr. Heide-Maria Jäger. Jäger

„Wer täglich kleine Sprünge macht, kann große Sprünge für seine Fitness erwarten.“

Dr. Heide-Maria Jäger, Sportmedizinerin

Gelenkschonend

Und entgegen der Vermutung, dass das Hüpfen für Gelenke negative Folgen haben könnte, bewirkt die abgefederte Bewegung, dass Knorpel, Bänder und Sehnen verstärkt mit Nährstoffen versorgt werden. „Das ist auf den Kompressionsreiz zurückzuführen, der sich wiederum positiv auf die Bildung von Gelenksflüssigkeit auswirkt“, weiß die Medizinerin. Dabei führt sie einen weiteren Aspekt ins Trampolin-Rennen: „Mit den Auf- und Abwärtsbewegungen wird das Bindegewebe gestärkt, auch die Darmmuskulatur aktiviert und die Muskulatur im Bereich des Beckenbodens gefestigt – also gute Nachrichten für alle Frauen.“

Vorsicht geboten

Für das Familienspaß- und Sportgerät sollten dabei klare Verhaltensregeln definiert werden: Kleinen Hüpfern sollten spezielle Kleinkindgeräte zur Verfügung stehen. Erst ab einem Alter von etwa sieben Jahren wird der Spiel- und somit der Bewegungsraum größer. In Sachen Hardware sind die Abdeckung der Spiralfedern sowie das Netz rund ums Trainingsgerät ein absolutes Muss.

Auch der Verhaltenscodex steht fest: Es ist immer nur ein Springer auf dem Trampolin – auf keinen Fall Kleinere und Größere zusammen. Die besten Sprünge gelingen in der Mitte des Tuchs, idealerweise barfuß oder mit Socken, niemals mit Schuhen. Spielsachen oder Bälle gehören nicht aufs Sprungtuch. Und zu guter Letzt sollte tunlichst auf Essen verzichtet werden. Manch einer musste das Kauen auf dem Trampolin mit schmerzhaften Verletzungen der Zunge büßen.

Verhaltenscodex beim Trampolinspringen

» Kinder langsam an das Trampolinspringen heranführen – auf großen Gartengeräten frühestens ab dem 7. Lebensjahr. Je leichter die Kinder sind, desto stärker wirken die Sprungkräfte.

» Der Eingang sollte immer geschlossen werden. » Am Anfang Kinder nie unbeaufsichtigt auf das Trampolin lassen.

» Immer alleine springen – natürlich gehört auch kein Erwachsener mit dazu. Zusammenstöße sind das größte Verletzungsrisiko beim Springen.

» Saltos sind ein No-Go. Sie gelten als sehr häufige Verletzungsursache, gerade der Wirbelsäule.

» Möglichst in der Mitte springen – hier ist der sicherste Bereich.

» Kein Essen auf dem Trampolin – beim Springen kann man sich in die Zunge beißen und sich dabei verletzen; natürlich auch kein Trinken – Gläser und Flaschen haben hier nichts zu suchen.

» Kein Spielzeug und andere Gegenstände mitnehmen, auch keine Bälle, das Verletzungsrisiko ist zu groß.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.