Den Wert der Pflege entdecken

Was durch die Coronakrise nun besonders deutlich wird.
wien Selbstverständlich sind die nun getroffenen Regeln im Zusammenhang mit dem Coronavirus notwendig und richtig. In einem Krisenmodus bedarf es außerordentlicher Maßnahmen, die mit Nachdruck umgesetzt werden. Im Rahmen einer Pandemie wird die Bedeutung von ausreichend qualifiziertem Pflegepersonal augenscheinlich. Aber wagen wir einen Blick in die Zeit danach, in der politische Entscheidungsträger verstärkt wahrnehmen, was wirklich wichtig ist.
Es geht mir nicht darum, in einer Ausnahmesituation unangebrachte Forderungen zu stellen, sondern vielmehr einen konstruktiven Blick in die Zukunft zu werfen. Außer Streit stehen die bislang getroffenen Maßnahmen und deren Nützlichkeit. In jeder Krise liegt bekanntlich eine Chance. Diese Tatsache möge auch die Profession der Pflege als mit Abstand größte Gruppe im österreichischen Gesundheitswesen nachhaltig nutzen. Krisen reißen uns als Gemeinwesen aus der Gleichgültigkeit und wecken Kraftreserven. Gerade in herausfordernden Zeiten wird für die Gesellschaft deutlich sichtbar, wo sich die systemrelevanten Arbeitskräfte des Landes befinden. Ganz vorne im Einsatz die unermüdlich und professionell agierenden Pflegekräfte, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und ganz einfach mehr als ein unüberhörbares Dankeschön verdienen.
Potenziale in der Pflege nutzen
Pflege ist ein hochprofessioneller, anspruchsvoller Beruf voller Möglichkeiten mit Sinn und Stabilität. Wir werden alle pflegerischen Professionisten brauchen und können uns nicht nur aus Gründen der Gerechtigkeit, sondern auch wegen des enormen Bedarfs keine Behinderung von selbständigen Kolleginnen und Kollegen erlauben. Eigenständiges Arbeiten und damit die Möglichkeit der vermehrten Selbstständigkeit als DGKP, die eigene Leistungspakete zur Abrechnung zur Verfügung hat, ist deutlich zu befördern. Hier muss sich auch angesichts der Ressourcenknappheit endlich etwas bewegen.
Behinderung der Pflege beenden
Ein rasches Beenden der strukturellen Behinderung von diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, die bis heute eine Weiterverordnung von Medizinprodukten (§15a GuKG) nicht in der Praxis umsetzen können, ist gerade jetzt indiziert. Hier hat man sich nach vier Jahren des Inkrafttretens des Berufsrechts noch nicht durchgerungen, eine praktisch anwendbare Lösung zu finden. Gerade jetzt wäre dadurch eine Fülle an positiven Effekten anzuführen, wie: „Zeitersparnis durch die Vermeidung von unnötigen Wegzeiten in den mobilen Diensten, rechtzeitiges Handeln für den Kunden, um Folgeschäden zu vermeiden, Prozessvereinfachung und Entlastung der pflegenden Angehörigen, Reduktion von sogenannten Drehtüreffekten mit den Akutspitälern, Vermeidung von nosokomialen Infektionen, Eindämmung von unsinnigen Krankenhaustransporten.
Zusammengefasst alles wertvolle Beiträge zur sinnhaften Nutzung von knappen Personalressourcen, die gerade in einer Krise von unschätzbarem Wert sind. Pflegeprofessionisten dürfen nicht blockiert, sondern es muss alles getan werden, um die Attraktivität dieses bereichernden Berufes mittelfristig abzusichern.
Ins Tun kommen
Seit langer Zeit weiß die Politik in allen öffentlichen Körperschaften, was alleine durch die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren auf uns zukommt. Nun gilt es zu handeln und vorausschauend kluge Politik zu betreiben, um ein soziales Gemeinwesen abzusichern und eine professionelle Pflege für alle zu ermöglichen. Wir werden als verantwortungsbewusste Gesellschaft die Coronakrise gemeinsam bewältigen. Gleichzeitig darf ich meiner Hoffnung Ausdruck verleihen und dafür plädieren, die hier skizzierten Problemstellungen in der Pflege nicht auf die lange Bank zu schieben.
Bedeutung wird wachsen
Ohne die Dramatik der Gegenwart und die beachtlichen Leistungen aller beteiligten systemrelevanten Personen zu übersehen, kann die Krise auch als Chance für ein stärkeres Bewusstsein beitragen, um klar zu machen, wo finanzielle Investitionen tatsächlich sinnvoll sind und wie bedeutsam hervorragend ausgebildetes Pflegepersonal in allen Pflegesettings (Krankenhäuser, Pflegeheime, mobile Dienste) tatsächlich ist. Die Bedeutung der Pflege wird auch nach der Coronapandemie wachsen. Diese Tatsache muss sich bei den politischen Entscheidungsträgern verankern. Es gilt, gemeinsam an konstruktiven und nachhaltigen Lösungen für eine qualitativ hochwertige Pflege in einem sozialen Gemeinwesen, das Zusammenhalt großschreibt, zu arbeiten.
„Es muss alles getan werden, um die Attraktivität dieses Berufes abzusichern.“
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