Hilfe von außen für die Lunge

Gesund / 21.05.2020 • 11:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Hilfe von außen für die Lunge
Im LKH Hohenems mussten auch schwerstkranke Lungenpatienten betreut werden. KHBG

Eine künstliche Lunge als letzte Rettung. In Vorarlberg wird das Verfahren aufgrund zu geringer Fallzahlen nicht angeboten.

hohenems ECMO: Das Verfahren gilt medizinisch als die Ultima Ratio, also die letzte Möglichkeit, wenn bei einer Lungenerkrankung die konventionelle Beatmung versagt. Corona hat die ExtraCorporaleMembranOxygenierung, so der Fachausdruck, wieder in den Fokus gerückt. „Bei ECMO handelt es sich um eine Anreicherung des Blutes außerhalb des Körpers mit Sauerstoff. Sie kommt zum Einsatz, wenn ein komplettes Lungenversagen vorliegt”, erklärt Primar Peter Cerkl, Leiter der Pulmologie im Landeskrankenhaus Hohenems. Diese technisch sehr aufwändige Prozedur erfordert auch vonseiten des medizinischen Personals eine hohe Expertise. In Vorarlberg wird eine solche Intervention nicht durchgeführt. Dafür sei die Frequenz zu gering. Patienten, die eine Behandlung mittels künstlicher Lunge benötigen, werden in Kliniken nach Innsbruck, St. Gallen oder Wien transferiert. Trotzdem werde die Beschaffung einer künstlichen Lunge auch in Vorarlberg immer wieder neu evaluiert und diskutiert, verlautete auf VN-Anfrage aus dem Landhaus.

Erholung für die Lunge

Die ECMO-Therapie ist laut Primar Cerkl eine Domäne der Intensivmedizin höchster Kategorie. Benötigt wird sie, wenn aufgrund einer Lungenerkrankung ein Patient intubiert und maschinell beatmet werden muss und trotz Gabe von 100 Prozent Sauerstoff keine auf Dauer mit dem Leben vereinbare Anreicherung der Organe mit Sauerstoff mehr möglich ist. Das Verfahren funktioniert so, dass das Blut über Katheder, die an große Gefäße im Körper angeschlossen sind, ausserhalb des Köpers über ein Membransystem mit Sauerstoff verbessert wird. Die Idee dabei ist, dass die ECMO die Lunge so lange ersetzt, bis sich das geschädigte Organ erholt hat und seine Funktion wieder aufnehmen kann.

Nicht ganz ungefährlich

Dieses Verfahren ist hochkomplex und nicht zuletzt mit einer gewissen Sterblichkeit behaftet. “So muss beispielsweise das Blut sehr verdünnt werden, damit es in den Schläuchen nicht gerinnt”, erklärt Peter Cerkl. Es benötigt weiters ein eingespieltes Team von Ärzten und Pflegepersonal, das über erforderliches Wissen und Erfahrung verfügt. “Da wir in Vorarlberg pro Jahr glücklicherweise nur sehr wenige Patienten haben, die eine solche Therapie benötigen, bieten wir sie nicht an”, erläutert Cerkl. Das habe also weniger mit den Kosten, als vielmehr mit den geringen Fallzahlen zu tun. “Auch hier gilt nämlich, dass man im Sinne des Patienten nur das vorhalten soll, mit dem man entsprechende Erfahrung hat, die man wiederum nur durch entsprechend viele Patienten bekommen kann”, betont der Pulmologie.

Laut der gängigen Leitlinien sollte eine künstliche Lunge in wenigstens 30 Behandlungen pro Jahr angewendet werden, um über genügend Praxis zu verfügen. In Vorarlberg würde sie zwei- bis dreimal gebraucht. In Österreich sei eine künstliche Lunge in Krankenhäusern ohne Herzchirurgie zudem kein Standard. Die Zusammenarbeit mit Innsbruck, St. Gallen und Wien klappe sehr gut, wird von Landesseite betont.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.