Migräne ist mehr als nur Kopfschmerz

Gesund / 26.06.2020 • 09:21 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Migräne ist ein besonderes gesundheitliches Übel und gehört rasch entsprechend therapiert.adobe stock
Migräne ist ein besonderes gesundheitliches Übel und gehört rasch entsprechend therapiert.adobe stock

Neue Initiative will Betroffene informieren und Vorurteile aus dem Weg räumen.

Brunn am Gebirge Menschen mit Migräne leiden enorm unter ihren Kopfschmerz-Attacken, sind in ihrem Alltag stark eingeschränkt und stoßen im Umfeld häufig auf Unverständnis. Dennoch wissen Betroffene selbst oft wenig über ihre Erkrankung und mögliche Therapieoptionen. Die Folge: Sie sind medikamentös unterversorgt und die Migräne-Attacken rauben ihnen regelmäßig Lebensqualität und wertvolle Stunden. Die neue Initiative „Migräne? Ohne mich!“ bietet Betroffenen Information und will Vorurteile aus dem Weg räumen.

Quälender Alltag

Migräne ist mehr als nur Kopfschmerz. Die Schmerzen machen den Alltag zur Qual. Häufig besteht Übelkeit manchmal bis hin zu wiederholtem Erbrechen. Licht, Lärm oder Gerüche werden als unerträglich empfunden. Dann bleibt nur noch eines: der totale Rückzug. „Migräne-Attacken treten unvorhersehbar auf, halten stunden- oder tagelang an und schränken Alltagsaktivitäten ein oder machen sie gänzlich unmöglich“, bestätigt Univ.-Prof. Christian Wöber, Leiter des Spezialbereichs Kopfschmerz an der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien. Rund eine Million Menschen sind es in Österreich, die von diesen extremen Kopfschmerzen gepeinigt werden. Zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr kommt Migräne besonders oft vor. Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. Ein Viertel der Patienten erleidet mehr als vier Attacken pro Monat, und bei chronischer Migräne gibt es mehr Tage mit als ohne Kopfschmerzen. Die Migräne hält die Leidgeplagten mehr oder weniger regelmäßig von alltäglichen Dingen des Lebens ab. So versäumen sie krankheitsbedingt im Schnitt fast einen Monat pro Jahr.

Häufig unterversorgt

Trotz des hohen Leidensdrucks gehen viele Betroffene lange nicht zum Arzt, sondern versorgen sich selbst mit diversen Schmerzmitteln. Dadurch haben sie meist auch zu wenige Informationen über mögliche Behandlungsalternativen. „Auch von ärztlicher Seite wird Umfang und Ausmaß der Erkrankung immer wieder unterschätzt und damit oft nicht adäquat behandelt“, weiß Privatdozent Gregor Brössner, Leiter der Arbeitsgruppe für Kopf- und Gesichtsschmerzen an der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Innsbruck und Past-Präsident der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft. „Mehrere internationale, aber auch österreichische Untersuchungen zeigen, dass viele Migräne-Patienten medikamentös unterversorgt sind.“ Dazu kommt, dass fast ein Drittel aller Patienten während einer Attacke unter Übelkeit und Erbrechen leidet. Das kann unter anderem die Effektivität von oralen Therapien einschränken. Ziel einer wirksamen Akuttherapie ist es, dass die Migränebeschwerden innerhalb von zwei Stunden abklingen und innerhalb von 24 Stunden nicht wieder auftreten. Das Medikament soll verlässlich wirken und gut verträglich sein.

Neues Info-Portal

Die neue Kampagne www.migräne-ohne-mich.at des pharmazeutischen Unternehmens und Schmerzspezialisten Grünenthal will nun Patienten dabei helfen, Migräne besser zu verstehen und sie ermuntern, mit dem Arzt zu sprechen, wenn die derzeitige Therapie nicht die gewünschte Wirkung bringt. Die zentrale Botschaft der Kampagne lautet: Lass nicht zu, dass die Migräne dir deinen Tag raubt. Sprich mit dem Arzt! Auf dem neuen Info-Portal finden sich Information über Ursachen sowie Auslöser einer Migräne-Attacke und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Es gibt Tipps, wie man erkennen kann, ob man bereits die richtige Therapie gefunden hat und was man tun kann, falls das noch nicht der Fall ist. Ein Migränekalender zum Download kann dabei helfen, Schmerzen, Begleitsymptome und Medikation zu dokumentieren. Der Erkrankungsablauf kann dadurch besser verstanden und die richtige Behandlung mit dem Arzt leichter gefunden werden.

„Migräne-Attacken schränken Alltagsaktivitäten ein oder machen sie unmöglich.“

Migräne ist mehr als nur Kopfschmerz