Hans Concin

Kommentar

Hans Concin

Trends in der Häufigkeit sexueller Aktivitäten

Gesund / 26.06.2020 • 09:21 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Überraschendes Ergebnis einer großen amerikanischen Umfrage bei 18- bis 44-jährigen Männern und Frauen: In den Jahren 2000 bis 2018 hat die sexuelle Inaktivität vor allem bei Männern im Alter von 18 bis 24 Jahren deutlich zugenommen. In einem geringeren Ausmaß besteht dieser Trend bei beiden Geschlechtern auch im Alter von 25 bis 34 Jahren.

Neben der Verteilung der Häufigkeit sexueller Aktivitäten wurden auch die Anzahl von Sexualpartnern und Hintergründe erhoben. Auch mögliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit werden diskutiert. Forscher von fünf renommierten Universitäten unter Federführung des Karolinska Institutet, Stockholm, haben die Daten ausgewertet und im JAMA Network Open (Juni 2020) publiziert.

Etwa jeder dritte Mann im Alter von 18 bis 24 hat für das letzte Jahr keine sexuelle Aktivität angegeben. Der Anstieg der Inaktivität ist überwiegend zwischen 2008/2010 und 2016/2018 erfolgt (2000: 18,9 Prozent, 2018: 30,9 Prozent). Bei den Frauen liegt 2018 der Prozentsatz bei 19,1 und zeigt über die 18 Jahre keine signifikante Änderung. Andere Studien haben ähnliche Trends in Deutschland (2005 bis 2016), jedoch nicht in Großbritannien festgestellt.

Bei den 18- bis 24-jährigen Männern ist der Anteil mit mindesten einer sexuellen Aktivität wöchentlich von 51,8 auf 37,4 Prozent zurückgegangen. Mit zunehmendem Alter ist dieser Trend bei den Männern schwächer ausgeprägt. Bei den Frauen bleibt über den gesamten Altersbereich die sexuelle Aktivität relativ stabil. Auffällig ist bei den Frauen nur, dass bei den 24-bis 35-Jährigen der Anteil mit drei oder mehr Partnern von 3,5 auf 7,3 Prozent gestiegen ist. Bei den Männern war dieser Anteil in den vergangenen Jahren konstant um zwölf Prozent.

Die Forscher der vorliegenden Studie assoziieren die Zunahme sexueller Inaktivität bei Männern besonders mit Teilzeitbeschäftigung, Nebenerwerbstätigkeit und Studenten. Bei Frauen war die Zunahme besonders bei Studentinnen festzustellen. Die Forscher stellen auch die Frage nach den Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Gesundheit. Laut Literatur sind sexuelle Gesundheit und Zufriedenheit Schlüsselkomponenten der Gesundheit. Sexuelle Aktivität kann den Blutdruck, Herzfrequenz und Stress senken und Bindung verstärken.

Solche Querschnittserhebungen und Studien haben zahlreichen Unsicherheitsfaktoren. Aber auch mir als Frauenarzt wird im Gegensatz zu früher gelegentlich über „müde“ Männer berichtet. Eine interessante Entwicklung, 52 Jahre nach der sexuellen Revolution.

„Etwa jeder dritte Mann im Alter von 18 bis 24 hat für das letzte Jahr keine sexuelle Aktivität angegeben. “

Hans Concin

hans.concin@vn.at

Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Vizepräsident aks Verein